Club der 10-Tausender

Forum für alles über Elektroroller
Antworten
M1234

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von M1234 »

STW hat geschrieben:Kommen wir nochmals zum "Normalfahrer" ohne großes technisches Interesse:
Finanziell wird sich ein E-Roller mit Bleitechnik oftmals nicht rechnen, der Einstandspreis ist höher gegenüber Benzinern, und ob die Bleiakkus als regelmäßiger Kostenpunkt preiswerter sind als die in der Zwischenzeit angehäuften Inspektionen und Benzinkosten, weiß man vorher nicht.
Finanziell wahrscheinlich nicht. Doch wegen Abgasfreiheit (Umwelt- und Klimaschutz), Geräuschlosigkeit, fehlender Schmiere und Gestank am Fahrzeug vielleicht doch. Abgase und Benzin sind auch für den Menschen giftig.

STW hat geschrieben:Wer sich neben dem Fahren auch noch für Technik interessiert
Also Interesse für Elektrotechnik ist irgendwie überhaupt nicht bei mir vorhanden. Es könnte nur so weit gehen das ich mir das Wissen aneigne was notwendig ist um einen E-Roller mit Freude (und das ist eben Reichweite und Geschwindigkeit) bewegen zu können.

STW hat geschrieben:und einige Handgriffe selbst erledigen kann, würde aber Stand heute mit den jetzt verfügbaren Lithium-Lösungen durchaus glücklich sein. 2-3 Checks im Jahr (die beim Benziner auch anfallen, nennt sich dann Ölstand prüfen usw.), und man kommt ganz gut zurecht. Mir macht das Spielen mit dem Voltmeter jedenfalls mehr Spaß als mit dem Zündkerzenschlüssel.
Was heisst das genau? Was prüfen diese Handgriffe konkret? Was wird bei welchen Ergebnissen getan?

STW
Beiträge: 7330
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von STW »

"Was heisst das genau? Was prüfen diese Handgriffe konkret? Was wird bei welchen Ergebnissen getan?"

Folgende Rahmenbedingungen liegen bei mir vor:
- ich habe 16 Zellen Thundersky LFP-40AHA, das Datenblatt über den Spannungsverlauf bei verschiedenen Ladezuständen ist soweit verinnerlicht, dass ich weiß, dass die Leerlaufspannung der Zellen gegen Ende einer Ladephase sehr steil ansteigt, das gilt insbesondere für die Konstantstromladephase in den letzten 5 Minuten. Erst auf den letzten 10-20% der Kapazität beim Leerfahren machen sich leichte Spannungseinbrüche auch im Leerlauf bemerkbar
- höchstwahrscheinlich sind im Inneren der Zelle mehrere Tütenakkus verbaut und parallel geschaltet (jedenfalls deuten Fotos im Internet auf diese Bauform hin)
- mein reguläres Bleiladegerät findet weiterhin Verwendung, es lädt in der Konstantstromphase bis auf 58.xV und schaltet dann um auf Konstantspannung mit (leider nur) 54.xV (mehr wäre besser, um die Zellen an die Grenze der Balancerboards heranzufahren)
- ich habe Balancer-Boards verbaut, die ca. 1-1.5A ableiten können, diese setzen bei 3.6V sanft ein und je höher die Spannung, desto mehr Energie wird verbraten
- ein elektronisches Ladegerät (14.4V, ca. 1A) für Auto- und Motorradstarterbatterien ist außerdem vorhanden
- ein digitales Voltmeter ist vorhanden

Normalerweise ist das bei mir folgender Prüfablauf:
a) ich fahre die Akkus zu ca. 80% leer. Messungen der Einzelspannungen der 16 Zellen. Abweichungen von mehr als 0.05V zum Mittelwert kommen auf die Merkliste. Üblicherweise liegen die Zellen immer sehr dicht beieinander bei der Spannung, vielleicht 1-2 Zellen sind nach dieser Messung beobachtungswert. Deutlich niedrigere Spannung könnte ja bedeuten, dass die Zelle einen Kapazitätsverlust (Defekt) erlitten hat - dann müßte sie aber auch die Zelle sein, die beim Laden zuerst die höchste Spannung erreicht (wenn einer der internen Tütenakkus kaputt wäre, hätte die Zelle ggf. nur um die 30AH, d.h. sie ist zuerst entladen und als erste vollgeladen)

b) Normale Strangladung aller Zellen. Das dauert ungefährt 3-4 Stunden bei meinem Ladegerät. Ca. im Stundentakt prüfe ich die Spannungen jeder Zelle, in der letzten Stunde weitaus häufiger, um in der Ladephase mit Konstantstrom festzustellen, ob eine der Zellen vorzeitig deutlich über 3.6V oder mehr hinausschießt (einzelne Zellen gehen bis auf knapp 4V in den letzten 5 Minuten). Insbesondere schaue ich mir die unter Messung a) auffällig gewordenen Zellen an, ob diese zuerst nach oben hin in der Spannung ausreißen. Wenn ja, dann hätten diese u.U. einen Kapazitätsverlust -> ggf. Messungen wiederholen, Balancerboards auf Defekt prüfen, ggf. neue Zelle kaufen. Wenn die unter a) auffällig gewordenen Zellen nicht diejenigen sind, die zuerst nach oben hin in der Spannung auffällig werden, sondern sich im "Mittelfeld" bewegen, dann kann das entweder auf normale Serienstreuung hinweisen (also noch ein wenig weiter prüfen, siehe unten), auf einen schlecht balancierten Batteriestrang hinweisen, oder auf Probleme mit den Balancerboards.
Parallel zum Laden erfolgt folgende einfache Prüfung: die Balancerboards sollten erst ab 3.6V arbeiten, d.h. die Lastwiderstände werden dann erst warm und bei steigender Zellenspannung durchaus heiß. Sollte sich Temperatur bemerkbar machen, obwohl die Zelle noch deutlich von 3.6V entfernt ist, würde dies auf ein defektes, vorzeitig arbeitendes Balancerboard hindeuten.
Ebenso prüfe ich natürlich, ob bei 3.6V das Balancerboard tatsächlich arbeitet, d.h. die Lastwiderstände warm werden. Wer Balancerboards mit LEDs hat, hat es da etwas einfacher, aber auf den "Temperaturfühltest" würde ich da auch nicht verzichten.

c) Die Batterien sollten jetzt frisch geladen sein, Konstantstrom- und Konstantspannungsladephase sind beendet. Die Zellspannungen liegen zwischen 3.38V bis knapp 3.6V (das ist, zumindest bei meinen Zellen, normal). Der Roller wird ungefähr 100-200m gefahren. Alle Zellspannungen liegen jetzt bei 3.38V plus/minus 0.02V (so sollte es zumindest sein).

d) Wenn mich etwas aus den Messungen a) und b) beunruhigt haben sollte, wird weiter nachgebohrt. Grundsätzlich interessiert mich ja auch, wie weit die Zellen noch im Gleichlauf sind oder ob es Kapazitätsunterschiede der Zellen zueinander gibt, von denen man wissen sollte.
Hier kommt jetzt der Motorradbatterielader zum Einsatz (wichtig: das ist ein kleiner elektronischer Kasten und nicht dieser Trafobatteriebräter im roten Stahlblechgehäuse). Das Ladegerät verfügt über 2 entscheidene Merkmale: die 14.4V sind, auf 4 Zellen geteilt, genau 3.6V pro Zelle, also nach meinem Dafürhalten die ideale Ladeschlußspannung für eine LiFePo4-Zelle (man kann die zwar auch auf höhere Spannungen bringen, der Kapazitätsunterschied ist aber, siehe oben, mehr als gering, und die Lebensdauer verkürzt sich). Die ca. 1A Stromabgabe sind weniger, als die Balancer verbraten.
Folgerung: wenn ich je 4 Zellen damit lade (ontop auf die unter a) und b) durchgeführte Ladung), müßten alle 4 Zellen gegen Ende des Ladevorgangs 3.6V erreichen und mindestens 3 der Balancer sollten auch mal kurz angelaufen sein. Die Zeitdauer bis zum Abschalten des Ladegerätes läßt brauchbare Rückschlüsse auf den Gleichlauf / Kapazitätsunterschiede der Zellen zu. Die Prüfung erfolgt für jeder Vierergruppe meiner Zellen.
In meinem Fall war dieser Ladetest i.d.R. in 10 - ca. 30 Minuten pro Gruppe erledigt.
Wenn dieser Ladevorgang 60 Minuten dauern würde, dann wäre klar, dass bei 1A Ladestrom der Kapazitätsunterschied der Zellen bei max. 1AH liegen würde, also ca. 2.5%. Das ist ein Toleranzbereich, der für chinesiche Zellen ein Superwert ist, ebenso für entsprechend gealterte.

Das sind jetzt recht primitive Messmethoden, sicherlich wären Lösungen wie ein 16-Kanal-Datenlogger mit PC-Anschluß usw. erheblich besser und präziser und würden dank Automatismen das Leben vereinfachen.
Zeitaufwand für das ganze Brimbamborium:
- Der Akku ist wird sowieso leergefahren, ist also kein zusätzlicher Aufwand.
- "Rüstzeit", also das Zusammenstellen der Werkzeuge, Freilegen der Messpunkte am Roller usw. sind ca. 10 Minuten
- Messvorgang unter a) sind max. 5 Minuten
- Messvorgang unter b) sind 2-3 mal 5 Minuten (verteilt auf 3-4 Stunden) und gegen erwartetem Ladeende der Konstantstromphase sitze ich meist 15 Minuten daneben und messe reihum alle Zellen durch (ein Datenlogger wäre schön ...)
- gegen Ende der Konstantspannungsphase (also c) ) nochmals 5 Minuten messen
- mit Glück bin ich jetzt fertig, mit Pech geht es auf d) zu. Hier muß ich 4 Batteriegruppen messen. Um einen Eindruck zu bekommen, ob alles gut läuft, schaue ich alle 10 Minuten mal auf das Ladegerät, prüfe mit dem Daumen die Temperatur der Balancerboards und beobachte die Spannungsentwicklung der einzelnen Zellen. Das kosten mich also etwas mehr Zeit, hier hocke ich ungefähr eine Stunde insgesamt vor dem Roller.
Also: am besten Samstags vormittags parallel zu Gartenarbeit oder zum Grillen, dann kostet das ganze nicht allzuviel Zeit.

Nach Ende des Geschäfts weiß ich also, ob alle Zellen gesund sind und habe diese ggf. wieder in Gleichlauf gebracht. Ebenso würde ich feststellen können:
- Zelldefekt (die Zelle hat dann meist konstant 0V)
- Kapazitätsverlust einer Zelle (mit diesen Meßmethoden nur näherungsweise genau, aber hinreichend genau, um mir weitere Überlegungen machen zu können). Sollte eine Zelle tatsächlich erheblich weniger Kapazität als der Rest aufweisen, dann wäre die Überlegung eines Zelltausches anzustellen
- Balanceprobleme, d.h. erheblich voneinander abweichende Ladezustände sind aufgetreten. Ursache könnte sein: fehlerhaftes Balancerboard oder ein Zellproblem. Ursachenermittlung: am besten wäre ein Datenlogger, der die Batteriespannungen auch unter Last aufzeichnet. Hier würde ich mir mit einem Tausch zweier Balancerboards helfen und die Messungen wiederholen.

Ich stehe in losem EMailkontakt zu einem Ovinemfahrer, der mit Datenlogger arbeitet. Messungen während Fahrt und Ladezeiten / Standbyzeiten sind möglich und die Ergebnisse grafisch am PC auswertbar.
Ähnliche Funktionen werden (anscheinend) künftige BMS-Generationen verbaut haben.
RGNT V2 ab 01/23 > 8000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

M1234

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von M1234 »

Hallo STW,

vielen Dank für die Beschreibung! (Für mich natürlich zu hoch…)

Wie oft bist du denn in den letzten Jahren auf Akkus gestoßen die schadhaft waren oder ohne besagte Prüfung schadhaft geworden wären? Ist das häufig?

Ich hatte vor kurzem von Gervais gelesen das er wegen deiner beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen bei Lithium, wegen des Preises und wegen der Problemlosigkeit Bleibatterien bevorzugt. Ich als an Elektrotechnik nicht Interessierter möchte mich da anschließen.
Auch wenn das geringe Geschwindigkeit und Reichweite heißt. Ich fahre halt mit dem Roller nur zum Bahnhof und mit dem Zug weiter anstatt die ganze Strecke mit dem Roller. (EVT 4000)

So wie es hier aussieht ist die Lithium Technik bisher eher etwas für Experten. Wenn diese daran Freude haben, schön!
Doch wenn man weiteste Käuferkreise erreichen möchte, dann muss das was du per Hand tust automatisch geschehen.

Markus

STW
Beiträge: 7330
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von STW »

Mit meinen Lithium-Akkus hatte ich Glück - bislang kein Defekt. Anfangs hatte ich sie allerdings ohne Balancerboards betrieben, in der Zeit häufiger nachgemessen und tatsächlich Spannungsausreißer nach oben gehabt. Seit Einbau der Balancerboards und anfangs häufigeren Überprüfungen, da ich da noch nicht wußte, wie gut und ob die Boards überhaupt ausreichend wirken, nehme ich mir allerdings nur noch alle paar Monate die Zeit für Kontrollmessungen. Derzeit funktionieren die Zellen samt Balancerboards problemlos und sind im Gleichlauf, so dass die Lösung durchaus auch ohne zusätzliche manuelle Kontrolle auf Dauer funktioniert. Wie es sich auf lange Zeit entwickelt, wenn die Zellen altern, muß man abwarten. Kilometermäßig haben andere Fahrer schon mehr damit geleistet als ich, hinsichtlich der Alterung gibt es allerdings noch keine verwertbaren Erfahrungen. Insofern werde ich alle paar Monate erneut messen, um letztendlich festzustellen, wie tauglich derartige Lösungen auf Dauer sind.

Für elektrotechnisch nicht ganz so interessierte Menschen ist entweder derzeit eine Bleilösung oder ein Roller mit integriertem BMS (einige der Innoscooter-Modelle) sicherlich eine gute Wahl. Der Einstieg mit Blei hat den Vorteil, dass die Einstandskosten erstmal erheblich geringer sind, dann kann man ein Gefühl dafür entwickeln, ob der Roller eine Dauerliebe bleibt und kann bis zum Absterben der Bleiakkus nebenbei feststellen, ob der Roller hinsichtlich seiner anderen Komponenten zuverlässig genug ist, um ggf. weiter zu investieren. So habe ich auch mit meinem Roller angefangen. Und dann kann man anhand der Marktpreise entscheiden, ob man nochmals in Blei oder doch in Lithium investiert. Die Akkus selbst halte ich für sehr robust. Als ich sie mir gekauft habe, war die Technik noch Neuland, und ich war durchaus bereit, die Investition möglicherweise unter Lehrgeld abzuschreiben. Allerdings habe ich sie auch zu einem auch heute noch als günstig geltenden Preis erstehen können.

Die Automatismen für die Lithiumakkus werden wohl bei künftigen BMS-Konfigurationen kommen, die ersten sind in den USA und anscheinend auch hier (allerdings noch für teuer Geld) erhältlich. Nach meinem Dafürhalten geben die genügend Aufschluß darüber, wie es um den Gesundheitszustand der Akkus bestellt ist und würden im Defektfall einer Zelle die Diagnose erheblich erleichtern. Ich würde zwar trotzdem weiterhin alle paar Monate manuell nachmessen, aber mich interessiert auch, ob die Systeme das halten, was die Hersteller versprechen.

Bleibatterien halte ich nicht für problemlos. Die tun es durchaus bei der mitgelieferten Ladetechnik 3000km, bei einigen Leuten auch weiter aber ich lese häufiger von Leuten, denen die Dinger nach 3000km verreckt sind als bei über 7500km. Wenn man die auf Lebensdauer fahren will, dann müßte man kräftig Geld in ordentliche Ladetechnik investieren. Ebenso halte ich ein paar einfache Kontrollmessungen alle paar hundert Kilometer für erforderlich (die sind allerdings einfach und gehen schnell), denn wenn sich nur eine der internen Zellen eines Akkublocks verabschiedet, werden alle Batterien in der Folge mit in den Tod gezogen. Gleiches gilt für Defekte am Ladegerät (z.B. falsche Ladespannung), denn die Bleiakkus kann man sich auch recht schnell kaputtladen. Von daher habe ich auch zu meinen Bleizeiten alle paar Wochen ein paar Kontrollmessungen durchgeführt.

Also hat es alles seine Vor- und Nachteile, für mich ist die Bleitechnik mit zu vielen Nachteilen verbunden. Empfehlung: fahre Deine Bleiakkus, bis die Reichweite kaum noch ausreicht, und dann anhand der Marktlage entscheiden, was der beste Ersatz ist. Bis dahin Augen offen halten, was sich am Markt tut und wie die Erfahrungen der Lithiumfahrer bis dahin sind. Spannend wird werden, ob die aktuellen Akkugenerationen weniger kältemempfindlich sein werden.
Und sollte es einen seriösen E-Rollerhändler in der Nähe geben, der einmal jährlich für Dich die Checks machen kann, dann ist man Stand heute mit Lithiumakkus gut unterwegs.
RGNT V2 ab 01/23 > 8000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

gervais
Beiträge: 1363
Registriert: Di 30. Mär 2010, 09:26
PLZ: 3
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von gervais »

t vs. km

Schöne Beiträge (Wiki reif), wo ich noch folgendes ergänzen möchte:
Als Kurzstreckenfahrer im 20km Range habe ich seit etwa 12 Jahren die Erfahrung gemacht (allerdings primär im EL, ein 36V Kabinenroller) das die Bleibatterien (bislang Typen ala billige Effektas) in etwa zwei Jahre brauchbar sind, wobei natürlich stets darauf geachtet wurde, die Batterien nicht unter 11V zu fahren, wenig Frostbetrieb und bei jeder Gelegenheit vollgeladen wurden. Das waren dann immer (nahezu laufleistungsunabhängig zwischen 1.5tkm-3tkm/a inkl. zwei Reklamationen) um die 300€/a.

Und daher frage ich mich , warum das bei einem Roller, mit weitaus geringeren Strömen, nicht genauso sein soll. Dann wären (bei den GreenSaver) 4 Stck a 99€ alle zwei Jahre fällig > 200€ /a , wobei das Risiko die ersten sechs Monate beim Lieferanten liegt...

Selbst unter der Annahme, dass ein 48V / 40Ah Li Satz für 1200€ zu bekommen wäre, müsste dieser 6 Jahre halten, was ich derzeit bezweifle.

Schwierig , sich Li als Kurzstreckenfahrer ohne wirkliche Begeisterung für Wartung, schön zu rechnen. Wobei schweren Fahrern, Controller Tunern und Technik Fans dies deutlich leichter fallen könnte.

STW
Beiträge: 7330
Registriert: So 22. Feb 2009, 11:31
Roller: RGNT Classic NO. 1 SEL
PLZ: 14***
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von STW »

Nicht jeder Lieferant wird bei seinen Akkus = Verbrauchsmaterial die 6 Monate Gewährleistung geben wollen. Zumindest sollte man gut vorbereitet sein für evtl. Argumentationen mit dem Lieferanten.
Bei einer Bleibatterie habe ich das auch geschafft, aber nur deshalb, weil die andere im selben Miniroller noch ok war.

Schönrechnen von Blei oder Liithium:
Zum Zeitpunkt der Li-Umrüstung hatte ich erwartete Jahreskilometer ca. 5000, durch ein paar veränderte Umstände bin ich bei aktuell 4000km. Zahlenmäßig sind die meisten Fahrten im Kurzstreckenbereich (Roller zum Bahnhof), Kilometermäßig sind 2-3 Fahrten in der Woche mit 22-36km dabei. Die Ladetechnik im Roller (trotz bei mir eingebauter Battery Optimizer) ist bekanntermaßen suboptimal. Der typische EL-Fahrer hat ja meist einen HF-Lader oder andere Wunderkisten, die aber auch mit ein paar Euros in der Liste stehen.
Bei meinem Fahrprofil inkl. Standzeiten der leicht entladenen Akkus am Bahnhof wäre also (mindestens) einmal jährlich ein Akkuwechsel fällig. Alternative: gute Bleiakkus (z.B. csb-evx-Serie) für knapp 500€ und ein oder mehrere gute Ladegeräte für xxx€ und hoffen, dass die Akkus länger als 1 Jahr / 5000km halten.
Bei meinem Fahrprofil müssen die Lithiums also nur ca. 2-3 Jahre halten, und ich bin monetär gesehen im grünen Bereich. Das Risiko, dass es vielleicht nicht so lange gut geht, bin ich bewußt eingegangen. Aufgrund der bis zur Umrüstung geschrotteten Bleisätze und wenig Lust, hier regelmäßig zu investieren, wäre der Roller sonst gegen einen Benziner ausgetauscht worden, also mußte der Lithium-Versuch einfach sein :D .

Der Wahnsinn geht aber weiter: ich liebäugele mit weiterer Aufrüstung - und wenn schon, dann richtig. Die GBS-LFMP100AHA haben es mir angetan. Der Preis ist derzeit jenseits von gut und böse (deswegen sind sie auch noch nicht bestellt), und sicherich kann man sich fragen: was will der mit 100AH in einem 45km/h-Roller? Da gibt es mehrere Aspekte:
a) Innerhalb der nächsten 12 Monate erwarte ich den Bleitod im Roller meiner Frau, also kostet es Geld. Meine jetzigen Batterien ließen sich prima in diesen Roller implantieren (abgesehen von der damit bewiesenen Generösität meinerseits habe ich dann genug Anlaß, mir neue zu kaufen :mrgreen: ).
b) Die Temperaturfestigkeit der Lithiumzellen. Je geringer die C-Last, desto besser die Spannungsstabilität. Und auf Batterieheizung habe ich keine Lust, Platzmangel und Umstände sprechen dagegen.
c) Das derzeitige Fahrprofil. Es gibt im Jahr doch ein paar Fahrten, die ich mangels Reichweite bzw. Nachlademöglichkeit am Zielort noch mit dem Auto machen muß (Bahnverbindungen gibt es da leider nicht hin). Das sind Strecken, die über die 40AH der verbauten Zellen hinausgehen, bei 60AH-Zellen grenzwertig sind und bei kühlen Temperaturen auch mit diesen nur unter Geschwindigkeitsverzicht durchführbar wären. (Investitionskosten 60AH wären ca. 1600€ oder etwas mehr).
Wenn ich also anstelle der 60AH nun 100AH kaufe, kostet mich der Spaß ca. 1500€ mehr gegenüber der 60AH-Variante. Einsparungen an Sprit im Jahr dann aber ca. 250-300€ (24 Jahre alter Superplus-Säufer, Power satt ohne Kat, mangels Plakette Innenstadtverbot, Jahreslaufleistung zwischen 6-10TKm, mit 290TKm gerade erst richtig eingefahren, der Wagen wird mich wahrscheinlich überleben, falls es bis dahin noch bezahlbaren Sprit gibt). Also müßten die Akkus samt Roller ca. 5 Jahre halten, damit ich im grünen Bereich liege (alles nur grob überschlägig kalkuliert, Verzinsung ebenso wie eingesparte Reparaturkosten des Autos nicht mitgerechnet). Da ich mir definitiv kein Auto mehr nach dem jetzigen kaufen werde, das ich bereits 16 Jahre fahre, habe ich also nicht das Problem, alle 8-10 Jahre den Gegenwert von 5-10 Lithiumsätzen an einen Autohöker für eine neue Karre überweisen zu müssen, also kann ich einen Teil der Kohle für fette Akkus nehmen und den Rest sinnlos verprassen. :mrgreen:

Spaß beiseite: Es ist eine Menge Hobby dabei, ansonsten würde ich mir das nicht antun. Was mich allerdings aufregt, das ist die Tatsache, dass einige Lithium-EL-Fahrer ebenso wie Hotzenblitz- und SAM-Umrüster und wir Li-Rollerfahrer zum Teil richtig Geld aus eigener Tasche in die Hand nehmen mit dem Risiko eines Totalverlustes in wenigen Monaten, während die Automobilindustrie mit 500Mio für die Entwicklung von Akkus gesponsort wird und bislang nichts an Erfahrungen und ein paar kleinen Modellprojekten vorzuweisen hat (da war doch mal was auf Rügen ...) - gerade genug, damit der Strom an Fördermitteln nicht abreißt.
Letztendlich kommen aber aus der Hobbyszene die ersten öffentlich zugänglichen Erfahrungen, auch was die kalendarische Lebensdauer der Akkus angeht, die Vorschläge und z.T. Realisierungen von BMS-Lösungen, zu Akkuklimatisierungen usw. - ganz ohne Fördermittelunterstützung oder gar Unterstützung von geförderten Unternehmen, die reagieren ja nicht mal auf Kaufanfragen. Sollten diese dann mal irgendwann etwas auf den Markt bringen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn die jetzt vorpreschende, mit China- und Taiwanakkus experimentierende Hobbyszene dann sowohl Funktionalität und Preiswürdigkeit ausführlichst diskutiert und ggf. in Frage stellt.
RGNT V2 ab 01/23 > 8000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

gervais
Beiträge: 1363
Registriert: Di 30. Mär 2010, 09:26
PLZ: 3
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von gervais »

Eine Anmerkung noch zur Gewährleistung:
6 Monate Gewährleistung geben wollen

Wollen sicherlich keiner , müssen jeder. 6 Monate lang deshalb : Beweislastumkehr erst danach. Deshalb muß ein deutscher Lieferant auch bei Batterien (Ebenso bei Li ) in jedem Fall leisten, von mechanischen Beschädigungen abgesehen (Fall o.ä). Danach wird es schwierig, da ein Gutachten, welches Verarbeitungsfehler nachweist, sicher teurer als die Ware selbst ist.Bei Garantiegebern wie der Metro lohnt sich aber auch nach den 6 Monaten gezieltes Nachfassen, da sich m.E. dort sehr kulant verhalten wird.

Anders kann das bei kleineren Händlern aussehen. Wenn diese (gemäß erwähntem Badewannenzyklus bzw. Seriendefekten) bei dünner Deckung mehrfach im gleichen Zeitraum leisten müssen, kann das deren Existenz bedrohen und der Kunde sieht dann im Worstcase gar nichts, auch innerhalb der Fristen. Da ich mittelbar von einem ähnlichen Szenario betroffen war (bei Wechselrichtern), habe ich natürlich Vorurteile gegen kleine EU, GBR oder junge GmBH als Garantiegeber. Und deren Fernost Hersteller bin ich als Endkunde erst einmal egal, auch wenn es da sicher lobenswerte Ausnahmen wie PING gibt, wie man zuweilen erlesen kann.

elektronix
Beiträge: 18
Registriert: So 1. Nov 2009, 17:17
Roller: Leviate Sprinter 60
PLZ: 90763
Wohnort: Fürth (Bay.)
Kontaktdaten:

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von elektronix »

Eine äußerst interessante Diskussion pro und contra LiFePo's.

Ich bin nun besagter Ominem-Fahrer mit Datenlogger und konnte schon einige aufschlussreiche Messungen durchführen.

Daher habe ich jetzt im Winter mein Hobby-Elektronik-Labor im Keller aufgerüstet, um die Technik mit den Li-Akkus besser in den Griff zu bekommen. Im deutsch-sprachigen Raum gibt es leider noch kaum professionelle Ansprechpartner, auch nicht bei den Händlern. Ich entwickle gerade eine Balancer-Ladegerät-Kombi, um danach wirklich ohne Beachtung meiner Akkus fahren zu können. Meine Tochter wird den Roller wahrscheinlich mit an ihren Studienort nehmen, weil ein zusätzliches Auto nicht drin steckt. In einem Jahr muss der Roller ohne besondere Beachtung laufen, da finde ich schon die 2-jährlichen Tauschaktionen bei Blei-Rollern lästig.

Parallel will ich meine Erfahrungen weitergeben und versuchen, solch ein Ladegerät bei meinem Händler (in Hamburg) zur Übernahme anzubieten. Ich habe schriftlich 2 Jahre Garantie auf Roller und Akkus, der wird sich schon überlegen, ob er etwas für ein besseres Ladegerät ausgibt oder hier und da 3-7 neue Zellen pro Roller ersetzen muss.

Ich denke, wenn nicht ein paar Idealisten etwas weniger profit-orientiert denken, geht die Technik den Bach runter. Außerdem macht mir das ganze Thema viel Spaß.

Grüße
elektronix.
Leviate Sprinter 60 (seit 1.7.2009, 3 kW, seit 05/2018 neue 15 x 60Ah Winston LiFeYPo4)

DAGA

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von DAGA »

Hallo alle zusammmen,

hab zwar keine zehntausend voll, aber immerhin schon 7228km +ca.200km ohne Tachoschnecke.
Bis jetzt hatte ich mit meinem Leviate Sprinter 60 keine größeren Probleme!
Nach ca.1000km war die Tachoschnecke defekt und der Schalter des Ladegerätes war festgebrannt.
Beides habe ich jedoch von Leviatec ersetzt bekommen.
Zwischenzeitlich hatten die Leitungen des Gasgriffes einen Kabelbruch, konnte aber problemlos behoben werden.
Bei ca.4000km (Dezember 2009) kam der 16 Thundersky-Akku(auch 60AH) von Leviatec, da ich auch im Winter mit dem Roller zügig vorwärts kommen wollte.

So wie es aussieht, haben die Akkus den Winter gut überstanden, obwohl ich auch bei Temperaturen bis zu -10Grad gefahren bin und sogar bei Minusgraden(direkt nach der Fahrt, wenn die Akkus noch warm sind) im freien geladen habe.
Heute habe ich mich dazu entschlossen eine längere Tour mit dem Roller zu unternehmen, das Wetter war einfach super(Sonne, 15Grad).
Hab alle Akkus auf exakt 3.6V aufgeladen(dank Balancerboards mit LED).
Nach ca. 63km habe ich dann die Spannungen kontrolliert.
Im Leerlauf hatten alle 16 Zellen eine Spannung von 3.17V-3.20V!
Nach ca.92km hatten die Akkus eine Leerlaufspannung von 3.03-3.12V!

Ich weiß, man sollte die Akkus nie ganz leer fahren.
Die Spannungsanzeige ist jedoch nie in den "roten Bereich gekommen" und der Controller hat auch nie abgeschaltet.
Da der Controller bei ca.42V abschaltet, hätte jede der 16 Zellen eine Spannung von ca.2.63V was laut Datenblatt noch verträglich wäre.
Bei meiner Fahrt bin ich nicht nur auf ebener Strecke, sondern auch extreme Steigungen, und in der Stadt gefahren.
Bis zu 63km hab ich immer voll beschleunigt, soweit das möglich war.
Danach habe ich die Spannungsanzeige nur leicht unter die Hälfte fallen lassen.
Das ich trotz dieser Fahrweise 92km ohne Probleme geschafft habe erstaunt mich allerdings.
Ich denke in der Ebene mit ruhiger Fahrweise könnten auch 100km drin sein!

Jetzt wo es wärmer wird macht der 12V DC/DC Wandler jedoch ärger.
Während der Fahrt fällt auf einmal die ganze 12V Spannungsversorgung aus, d.h. kein LIcht,Blinker etc.
Das ist besonders ärgerlich, wenn man auf einer Vielbefahrenen Landstraße unterwegs ist und abbiegen will!!
Nach kurzer Zeit funktioniert die Spannungsversorgung jedoch wieder.
im Winter hatte ich dieses Problem nicht, kann es sein, dass der DC/DC Wandler zu heiß wird??

Gruß

DAGA

trinkfix

Re: Club der 10-Tausender

Beitrag von trinkfix »

Hi Daga,

gratuliere zur fast 10000.
Wo hast du den die Nummer 16 eingebaut? Kannst du mal ein paar Bilder machen :)
Mein original Thundersky Ladegerät lädt bis 54.4 V was bei 16 Zellen bur 3,4V wäre.

viele Grüße
trinkfix

Antworten

Zurück zu „Elektroroller“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste