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JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 07:21
von TomChina
Liebe Gemeinde,

es ist soweit, mein bisheriger Shenke (Jonway) Predator (MJS-C) kommt - nach 2 Jahren und 8 Monaten reichlich Spaß auf 17200 km - in einen anderen Stall. Ein Freund wird ihn übernehmen.

Derzeit wird mein PREDATOR II in Taizhou (Ostküste China) produziert.

Das Nachfolgemodell verfügt über ein geändertes Fahrwerk (vom 300 ccm Benzin-Roller übernommen), mechanisches ABS (ja ja, ich weiß !!!), 6kw Motor, 72V/75A Lipo-Akku mit aktivem Balancer und Rückwärtsgang.

Werksangaben: 172 kg Gesamtgewicht, 13 Zoll Reifen, 105 km/h (Ebene, 75kg Fahrer), 120 km Reichweite im Mischbetrieb.

Streit gab es gestern über den Controller.

Ein "Testfahrer" von Jonway riet mir ernstlich davon ab, den SINUS Controller (Jonway Eigengewächs oder zugekauft) einzusetzen.
Er sagte mir, mit einem Kelly KEB72801X würde dieser Roller in Verbindung mit diesem Motor und dem genannten Batteriesatz "wesentlich kraftvoller anfahren" als mit einem SINUX Controller, der Controller würde auf den Gashebel (Poti) direkter reagieren und der Unterschied in der erreichbaren Höchstgeschwindigkeit sei marginal.
Außerdem sei das "Geräusch" des Motors beim Kelly "markanter" .. vor allem beim Anfahren.

Ich habe jetzt eine Nacht d'rüber geschlafen und heute morgen nochmals telefoniert.
Der Fahrer blieb bei dieser Aussage, räumte aber ein, in anderen Konfigurationen sei dies vielleicht nicht immer so, die vorliegende Ausführung hätte er aber in beiden Versionen gefahren.

Am Montag muss ich dies entscheiden, da der Roller in der kommenden Woche fertiggestellt wird.

Kann dies wirklich so sein ?

Ich bin kein Experte und dachte bislang, die SINUS Controller seien das Nonplusultra.

Noch ein Schmankerl: Dieser Roller hat 55/65 Watt H4 Licht serienmäßig. In meinem alten waren serienmäßig nur 35/35 Watt Birnen (Funzeln) verbaut (hatte ich dann später umbauen lassen).
Vielleicht kann man damit ja - ohne Umbau - leben ..

Sobald der Roller vor der Tür steht, werde ich mal eine Fotoserie anfertigen.

Preislich ist der neue Predator deutlich teurer als der alte.
Für chinesische Verhältnisse sehr teuer.
Satte 26000 RMB (3.350.- Euro) werden verlangt, einschliesslich drei Jahre Garantie.

Insgesamt ist der neue Predator mehr als 40kg leichter als der alte (84V/48A), weshalb mir die obigen "Werksangaben" nicht unrealistisch erscheinen.

Nachdem Jonway in 2013 lange Zeit einige 80V Modelle angeboten hatte, ist man anscheinend zur 72V Technik zurückgekehrt.

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 07:50
von elektroreini
Ich würde auf jeden Fall den Sinus nehmen.
das "markante Geknatter" beim wegfahren.. ist nur wegen der Blockkomutierung....
Und eigentlich ein minus kriterium...
Auf jeden Fall einen mit Reku...

Die 84V bringen wahrscheinlich Lebensdauerprobleme mit sich..
weil die Chinesen dann 100V Bauteile benutzen..
das betreiben der Bauteile am Limit ist lebensdauerverkürzend, (Kondensatoren..Mosfet...)

Die von mir getesteten sinus Controller haben unten rum mehr Dynamik...

Der Kelly ist auch nicht schlecht..(Zuverlässig; lenglebig..) aber kein Sinus..
Einige der Chinesen Controller haben auch eine serielle Schnittstelle und lassen sich parametrieren...
Ich würde aber nicht an das Leitungslimit gehen.. das ist such lebensdauerverkürzend..
VG
Reinhold

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 11:24
von MEroller
Der Hauptfehler, der bei der Kombination von Controllern und Motoren gern gemacht wird ist, dass die Controllervariante genommen wird, die möglichst nah am Leistungslimit des Motors liegt. Da aber die Leistung des Controllers der Maxiamlwert ist, ist meist im Verhältnis dazu der Anfahrstrom zwecks Bauteilschutz gegenüber dem Nennstrom bei Nenndrehzahl reduziert. Das gilt im übrigen für die Kelly Blockkommutierer genau so, siehe meine Odysse mit Fury-Thunder, der erst mit einer oben raus stark limitierten Stromgrenze des vom Johnway Mann zitierten KEB72801X so kraftvoll anfährt wie er oben raus dann weitermacht. Oben raus hatte auch der schwächere ursprüngliche KBL72201 kräfitg zugeschlagen, aber das Anfahren war zum einschlafen oder brauchte soger noch Fußeinsatz.

Die Sinusfraktion stellt oft "smooth acceleration" als Pluspunkt heraus, was aber meist eine schwache und verzögerte Stromannahme beim Anfahren bedeutet. Das ist der Grund für den Einwand des Johnway Technikers.

Es gibt also zwei Hauptpunkte, die bei der Sinus-Controllerauswahl ud -Programmierung für Deinen Predator II besonders wichtig sind:
1. Er sollte gut 30% mehr an Maximalleistung ausweisen als der Motor
2. Er muss zum einen auf die Charakteristik des Motors genau abgestimmt sein (Polzahl, Windungszahl, Induktivität, Widerstand, Rotor-Positionsbestimmung (Hallschalter-Zahl und Winkel, oder Encoder), Temperaturgrenzen etc.), und das Anfahrverhalten sollte gemäß Deinen Vorgaben/Vorstellungen eingestellt werden. Auch muss natürlich der Maxiamlstrom begrenzt werden, um nicht Batterie und Motor zur Verzweiflung zu treiben.

Speziell für diesen 2. Punkt braucht es Leute mit Fachwissen und den richtigen Messmitteln, insbesondere einem 6-Kanal Oszi, und diese Leute sind leider selten. Auch unbedingt darauf achten, dass ein Programmierkabel für Dich gut zugänglich in den Roller eingebaut wird, so dass du ggf. selbst noch Hand anlegen kannst zwecks Optimierung - natürlich mit entsprechender Vorsicht ;)

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 11:33
von STW
MEroller war schneller als ich.

Auch wenn ich Sinus-Controller nur aus der Theorie kenne: nimm ihn! Aber achte auf MErollers Hinweise, insbesondere auf die Qualität der Ingenieure.

Ein Kelly bringt Dir Rechteckspannung auf den Motor, kann man mit PCM vergleichen, also Strom (bzw. Spannung) an oder aus, und die Dauer des Strompulses wird variiert je nach Geschwindigkeitswunsch. Daher auch der "markante" Anfahrgeräusch: der Motor bekommt Elektronen, mit denen er noch nicht so recht was anzufangen weiß ... :mrgreen:

Sinus-Controller: die Rechteckkurve wird durch Sinuskurve ersetzt. Das ist schonender für das Material, etwas energieeffizienter, aber elektronisch aufwändiger zu realisieren. Das macht die Preisunterschiede aus.

In der Theorie ist das ganze noch etwas komplexer, Stichwort Gegeninduktion usw..

Von der Theorie her würde bei identischer Einstellung (soweit man davon sprechen kann) der Rechteckcontroller wohl etwas mehr Druck machen, aber auch mehr Verluste produzieren. Aber letztendlich ist es eine Einstellungssache, ebenso, wie direkt der Gasgriff auf den Controller einwirkt.

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 18:09
von Peter51
Es sollte auf jeden Fall ein Sinus-Controller mit FOC (Field Oriented Control = sorgt dafür, dass der Stromvektor immer 90° zum Spannungsvektor steht = maximales Drehmoment) sein. Da fallen mir nur Sevcon (schwer zu parametrieren) und Sabvoton (zu parametrieren ab Windows XP SP1)ein.
Vielleicht reicht ja der SVMC072150 (72V max. 150A Batteriestrom - 75A dauernd 150A mit Boost).

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: Sa 25. Okt 2014, 18:17
von MEroller
Golden Motor hat auch parametrisierbare FOC controller. Für den Predator II wäre da aber eher der VEC 500-72 angebracht mit 150A Batterie-Dauerstrom und 500A max. Phasenstrom :twisted:

Re: JONWAY PREDATOR II

Verfasst: So 26. Okt 2014, 00:00
von Peter51
Der SVMC072150 macht max 350A Motorphasenstrom. Insofern ist der Goldenmotor Sinuscontroller für den Predator II vielleicht geeigneter. Ich weiß nur nicht, wie die Predator II LiFePo4 Zellen mit max. 200A Batteriestrom zurecht kommen. Der VEC 500-72 ist wohl erst dieses Jahr auf den Markt gekommen.
Sinuscontroller arbeiten genau wie Blockcontroller mit Pulsweitenmodulation, allerdings mit Sinusbewertung, will sagen auch aus einem Sinuscontroller kommt keine Sinusspannung heraus sondern Rechteckimpulse mit unterschiedlicher Pulsweite in der Sinushalbwelle. Die Motorspulen sorgen in der Tat für sinusförmigen Motorstrom. Wie gesagt, wichtig ist FOC und wers braucht weakening field.
Vielleicht läuft der E-Kart mit Goldenmotor Komponenten aus einem anderen Beitrag ja bald.......