Berliner Behördendschungel oder wie beschäftigen sich Sprachcomputer untereinander

[Matrix3937]

Man möchte nur eine Auskunft zur Zulassung seines Fahrzeuges. Also im Internet schnell mal die Telefonnummer gesucht, gefunden und angewählt. Mit langem Redeschwall begrüßt mich dort die männliche Stimme eines Sprachcomputers und hält mir einen langen Vortrag über Corona, Terminpflicht und so weiter und dann kommt die Auswahl. Ok, ich drücke die entsprechende Nummer auf meinem Telefon. Ein kurzes Klingeln verrät, ich werde weiterverbunden. Und…? Der nächste männliche Sprachcomputer meldet sich und leiert wieder Auswahlmöglichkeiten herunter und zu Guterletzt, wenn nichts von den Aufgezählten zutrifft, so möge man dranbleiben. Ja, es traf nichts zu, also wartete ich und… der Sprachcomputer scheinbar auch, denn laufend sagte er zu mir, er habe nichts verstanden und dann wurde ich wieder ins Startmenü geschickt. Klasse! Also beschäftigen sich nicht nur die Beamten in den Ämtern selber, auch die Sprachcomputer.
Inzwischen frage ich mich: Lebe ich in Berlin im Jahr 2022, also in einer modernen Weltstadt?
Scheinbar nicht! Wie mag so etwas auf Besucher unserer Stadt wirken? Also Berlin wach auf und schüttele mal die Verantwortlichen an den entsprechenden Stellen kräftig durch! Ansonsten versinkt diese Stadt in den Sumpf der Provinzstädte, wobei letztere inzwischen auch schon mehr Service anbieten dürften als Berlin.
(Nach einem wirklichen Erlebnis)

[Kadett 1]

In meiner Provinz geht soweit alles glatt. Im Gegenteil ich wurde sogar angerufen ob ich nicht eine Woche früher einen Termin möchte da jemand abgesagt hat. Da lobe ich mir die Provinz.

[Matrix3937]

@Kadett

So etwas kenne ich auch von einer kleinen Stadt, in der ich bis 2004 lebte. Freundlichkeit, schnelle und unkomplizierte Erledigung von Bürgerangelegenheiten usw. Nun ja, Berlin.......

[STW]

Tja, wenn Du die Grenze zwischen Berlin nach Brandenburg überschreitest, dann passiert etwas Magisches: die meisten Behörden dort funktionieren.
Du benötigst einen neuen Perso: ich gehe ins Bürgerbüro unseres Wohnörtchens, ganz ohne Termin. Auch bei anderen Sachen, die ich dort erledigen kann, bin ich inkl. Wartezeit nach längestens einer Stunde wieder heraus.
Führerscheinstelle: da muss ich zur Kreisstadt fahren. Der graue Lappen sollte gegen etwas Modernes mit B196 getauscht werden. Hingefahren, war Nummer zwei in der Schlange, nach 45 Minuten hatte ich meinen vorläufigen Schein, der richtige kam knapp 4 Wochen später mit der Post.
Auto anmelden: dauert länger, zumeist 2-3 Stunden. In die Kreisstadt fahren, Wartenummer ziehen, über die Anmeldedienste ärgern, die vorgezogen werden, aber nach spätestens 2 Stunden stehe ich mit dem neuen Kennzeichen da. Einzige Ausnahme: letztes Jahr am Montag morgen die Anmeldung meines "F*ck-Dich-Greta-"Autos, denn am Wochenende war der Computer ausgefallen. Da habe ich mich dann 3.5 Stunden dort aufhalten müssen.

Entfernung nach Berlin: vielleicht 20km.

In Berlin gibt es aber ganz probate Mittel, um schneller dran zu kommen, nämlich Geld: eine gewisse Bevölkerungsgruppe hat es als lohnenswerte Einnahmequelle entdeckt, die Termine in den Bürgerämtern und Zulassungsstellen usw. auf drei Monate hinweg zu blockieren und dann gewinnbringend zu verhökern. Natürlich steuerfrei.