Warum ich so ein eingefleischter Zweirad-Nerd bin

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MEroller
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Warum ich so ein eingefleischter Zweirad-Nerd bin

Beitrag von MEroller »

Das erste Bild sagt schon fast alles:
Bild0003.jpg
Der Knirps von 4 Jahren, der wie King-Käs obercool guckend mit flip-flops auf dem Tank von Papas 1968er Honda CL175 Scrambler den Lenker hält (ähm, sich AM Lenker festhält) ist Yours Truly :-)
Schon mindestens ab 3 Jahren war ich so auf der Honda unterwegs, vorher eher wie meine Schwester auf Mamas Schoß.
Später kam sie dann vor mich auf den Tank, und als mein Bruder zu schwer für Mutter wurde war ich schon auf der Schule, und meine Geschwister teilten sich den Tank. Wenn ich dann in den Ferien da war thronte ich auf einer großen Kiste auf dem Gepäckträger der bis dahin 125er Kawasaki in British Racing Green Metallic.
Schlussendlich kam doch noch ein Beiwagen ran, nicht die lächerlich kleinen U-Boote wie hier in D üblich, sondern schön aufrecht für mindestens 2 Passagiere, mit Frontscheibe und Dach. Ich war bis dahin auch alt genug, um mal eine kleine Runde mit dem Vehikel als Fahrer zu drehen, allerdings noch führerscheinlos. Hat mir nicht so richtig geschmeckt, weil der Beiwagen halt immer eher nach rechts gezogen hat, und beim Bremsen nach links. Mit in die Kurve legen konnte man es so auch vergessen:
Tricycle2.jpg
Das erste Moped MIT Führerschein war Papas ehemalige NSU (das steht für NeckarSUlm!) Quickly, von einem Kumpel geliehen, mit Unbedenklichkeitsbescheinigung per größerem Ritzel von 40 auf 50km/h Spitze gebracht. Im Sommer überhitzte ständig die Zündkerze, und Verlangsamen musste generell mit äußerster Voraussicht und möglichst Radarsicht erfolgen... Schon da fuhr ich bei jedem Wetter und ganzjährig.

Später gab es eine kleine Zwischenstation mit einer geliehenen Honda CB50, bis es über 15 Jahre lang per Langzeitleihe von einem anderen Kumpel eine 1972er Kreidler Florett RM wurde, ebenfalls per Unbedenklichkeitsbescheiniung (vom letzten verbliebenen Werkshändler in Kornwestheim) per Ritzel von 12 auf 14 Zähne von 40 auf 50km/h gebracht. An dem Ding war dauerndes Basteln und reparieren angesagt. Am Ende der Leihe war nur noch das Getriebe original, aber sie lief immer noch wie eine 1.

Umgestiegen auf "moderne" Roller bin erst, als es ein Modell gab, das fast an die 2,3 l/100km 1:25 Gemischverbrauch der uralten Kreidler herankam, ohne die blaue, stinkende Fahne. Eine Aprilia SR50 diTec wurde es, bis sie sich schon nach 21500km in Schrott verwandelt hatte, weil die Schmierautomatik mit nur 1l Öl auf 4000km den Motor zu trocken hatte laufen lassen :shock:
Vollends von den Verbrennern entwöhnt hat mich dann die neuere Aprilia SR50 diTec mit Piaggio Motor, die bei vmax auf 10500/Minuten kreischte und mich schwerhörig machte, dabei aber statt 2,531 l/100km deren 2,773 soff, und der erste Auspuff schon nach 4 Jahren und knapp 20 000km völlig abgefault war und ersetzt werden musste.

Nachdem ich im März 2011 eine Woche mit Händlers e-sprit Fury Vorführer unterwegs gewesen war (Motorradführerschein zwischenzeitlich nachgemacht) war die Verbrennerzeit am 19.05.2011 für mich rum. Denn schon am 3.5.2011 hatte ich mit dem eigenen Fury meinen ersten E-Roller daheim. Der Rest ist hier im Forum verteilt :-)
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dominik
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Re: Warum ich so ein eingefleischter Zweirad-Nerd bin

Beitrag von dominik »

Da waren ja ein paar echt coole Oldies dabei. :)

Ich schreib auch mal was zu meinem Werdegang (falls das für jeden getrennt gemacht werden soll, kann ein Mod meinen Text ja raus schneiden)

Bei mir hat alles mit einer Honda MTX80R2 angefangen, als Jahres"fahrzeug" gekauft damit ich ja nicht schrauben muss und dann im ersten Jahr 3 Kolben durchgelassen und dem Händler während der Garantie immer wieder gesagt das die Kiste nur auf den ersten 10 Kilometern qualmt. Nach dem dritten Kolben habe ich mich dann selbst auf die Suche gemacht und den Übeltäter entlarvt. Das Zweitaktöl der getrennt-Schmierung war wie Honig und hat es nicht schnell genug durch den Feinfilter geschafft. Die Kiste stand 6 Monate bevor ich sie gekauft habe. So hat bei der Kiste bei jeder langen Tour der Kolben geklemmt.
Ab dann nur noch selber geschraubt, denn nur wer selber schraubt, weiß auch immer wer es verbockt hat. ;)

1.Motorrad Yamaha RD250LC mit 27 PS , drei Bananenkisten mit Teilen, zwei Felgen und ein Rahmen und ein Getriebe mit Zahnausfall gab in 4 Wochen Bastelzeit tatsächlich ein Motorrad was mich in 1,5 Jahren 32tkm weit gebracht hat, ohne da kleinste Problemchen

2,3+4 Motorrad RD350YPVS mit 50,63 und 80PS in Summe 14 Jahre gefahren und fast 200tkm damit gemacht. Außer alle 40tkm neue Kolben hat es nichts gravierendes gebraucht und dabei nie einen Händler zur Inspektion gesehen. Den Motorwechsel habe ich in 70 Minuten geschafft. Freitag morgen auf dem Weg in die Schule einen Kolbenklemmer gehabt, nach der Schule auf einem Zylinder heim gezuckelt und Freitag Mittag pünktlich um 14:30Uhr mit frischem Motor drin und den Schulkollegen nach Italien los gefahren. :D

5. Motorrad Honda CB350Four als 25JAhre altes Fahrzeug mit unter 1000km auf dem Tacho gekauft , die stand 24Jahre in der Scheune , hatte sie komplett zerlegt und wieder aufgebaut. In 2 Jahren 25tkm damit gefahren und außer Unterbrecher feilen nichts gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich drei Motorräder gleichzeitig angemeldet.

6. Motorrad Honda CB900 Boldor die wurde vorne auf VFR750 Gabel, Bremse und Felge umgebaut, hinten kam eine Kawasaki Zephir Alu-Excenterschwinge rein mit CBR600 Felge. Etliche Teile für den Umbau wurden dabei selbst berechnet, gezeichnet, gedreht und manches für mich extra gefräst. Umbauzeit exakt 14 Tage :D . Der TüV hat alles abgesegnet. Damit bin ich dann in 8 Jahren nur 10tkm gefahren. Bin nie warm geworden mit dem Viertakt/Vierzylinder. Vielleicht lag es ja auch am Gewicht , trotz nur 220Kg war sie halt immer noch 80kg schwerer als die RDs. Sprit und Öl hat sie auch mehr gebraucht als die Zweitakter. Somit wurde dann meistens eine RD aus der Garage geholt zum kurven-heizen

Dann einen Opel Speedster als "Jahreswagen" gekauft .Die Motorräder haben dann ich 3 Jahren nur 2tkm gemacht. Somit alles nach und nach verkauft.
Den Speedster durch einen Speedster Turbo ersetzt, nachdem ich ihn selbstverschuldet auf der Rennstrecke zerlegt hatte.

Dann musste irgendwann wieder was mit zwei Rädern her

7. Elektro-Mofa aus Scheunenfund , war umsonst, leicht und lustig, wurde dann mit ein paar Volt mehr auf 45km/h "getunt". 2000km ein Jahr und die Bleiakkus waren platt.
8. Elektro-Roller HRTK122 neu als Aussteller für 1360€ gekauft 5kW QS-Motor 40AH Lifepo4 , 7,5 Jahre Sommer wie Winter gefahren knapp 22tkm wegen Zelltod ausgemustert
9. noch im Aufbau der Masini Extremo mit 8kwh LiIon-Akku und 260A Controller der soll mich die nächsten 8 Jahre zur Arbeit bringen
Masini Extremo Neuaufbau 2021 7,7kwh Li-NMC Fardriver ND721800 400bA 1400pA

42-58,5V CC/CV Netzteile/Lader mit 1-4kW zu verkaufen 0,65-2,2kg klein, leicht, langlebig

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Re: Warum ich so ein eingefleischter Zweirad-Nerd bin

Beitrag von STW »

Schöne Erinnerungsbilder.
Als ich auf die Welt kam, war das Moped meines Vaters schon Geschichte, und ich bin mit dem ersten Nachkriegs-Audi aufgewachsen. In den 60ern gab es dann noch das Ritual der Autowäsche am Samstag vor der Garage, nahezu die komplette Nachbarschaft pflegte diesen Brauch. Allerdings hatte unser Nachbar eine Kreidler Florett mitsamt Mopedanhänger, und wenn er gute Laune hatte, wurden drei bis vier kleine Kinder im Alter von 3 - 5 Jahren in den Hänger gesetzt und es wurde eine Runde durch den Ort gefahren. Helmpflicht, Sicherheit, ..., egal, es gab noch einen Dorfpolizisten, und der hat bei sowas nicht hingesehen, sondern das ging ganz pragmatisch über die Bühne.
Mit 15 kam dann ein Mofa, damals war das Pflicht, wenn man "dabei" sein wollte, und auf dem Dorf war das die einzige Chance, mal den Horizont zu erweitern. Es war eine Hercules G3, und gefühlt war sie schon fast ein Motorrad. In dieser Zeit lernte ich dann auch, wie man Pyramidenkolben feilt, und an jeder Tankstelle gab es noch Gemisch aus einer eigenen Zapfsäule mit Handpumpe. Manche Tankstellen hatten zwei davon, einmal 1:25, und dann noch 1:50, für unsere Zweitakter. Und wenn man mal nicht zu einem Mädchen unterwegs war, dann wurde ein Container Herforder in die Satteltasche gepackt, und man hat sich mit den Kumpels zum vorsätzlichen Alkoholmißbrauch an der Weser getroffen. Außerdem gab es einige Wochenendcampingausflüge zum unerlaubtem Zelten, zumeist in größeren Gruppen, wobei dann der "Erfolg" des Ausflugs in konsumierten Hektolitern Bier gemessen wurde (der Rekord lag bei 4 Hektolitern bei bis zu 50 Teilnehmern). Es war eine wilde Zeit, bis dann der Ernst des Lebens begann, und natürlich habe ich sowas dem eigenen Nachwuchs verboten (wahrscheinlich erfolglos, :D ).
In den frühen 90ern bin ich mal kurz rückfällig geworden, ich habe mir eine Zündapp C50 restauriert, an der trotzdem mehr gebastelt werden mußte als man fahren konnte. Das Abenteuer war dann vorbei, als der Nachwuchs kam. Aber bis dahin haben wir ein paar schöne Ausflüge am Rhein gemacht.
2006 kam dann zum Spaß und zur Überbrückung von Autoausfällen eine Adly FC 20 für 80€, kurz danach der erste ernstzunehmende E-Roller (siehe Signatur), dann NPro, dann B196 mit NGT. Dank Corona bin ich jetzt bald 1 Jahr nur noch mit dem E-Roller (anstelle Öffis) zur Arbeit unterwegs, damit wird die Jahreslaufleistung auf voraussichtlich 15.000km ansteigen.
Natürlich könnte ich es bequemer haben. Aber mit dem Auto macht es keinen Spaß im Stadtverkehr und bei der Parkplatzbeschaffung. Ich hasse es, jede Menge Steuern auf Sprit zahlen zu müssen und dann zu sehen, wie diese Gelder verplempert werden. Und außerdem gilt es, bei der derzeitigen Wetterlage den inneren Schweinehund zu überwinden und den jüngeren Kollegen zu zeigen, dass man kein Weichei ist und kein Auto mit Popowärmer benötigt (das dürfte so ein "Männlichkeitsding" sein: ich bin winterharter als du). Beide vorhandenen Autos sind auf 6000km Jahreslaufleistung bei der Versicherung gemeldet, aber die schöpfen wir nie aus.
Als Zweirad-Nerd würde ich ich mich jetzt nicht bezeichnen - aber ich bin zu einer Zeit groß geworden, als Zweiräder noch ein angemessenes Fortbewegungsmittel waren, und noch ein begehrenswertes Gut, dass den Ausbruch aus der engeren Umgebung erlaubte. Und auch heute genieße ich das Gefühl von Freiheit, wenn man sich nicht nach der Bahn richten muss, im Stau mal ein paar Meter Gewinn machen kann und einfach mal den Kopf frei bekommt beim Fahren.
RGNT V2 ab 01/23 > 8000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

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Beitrag von MEroller »

Tolle Berichte :D
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