Mein Versuch, hier etwas Struktur reinzubringen:
- Es besteht ein allgemeiner Konsens, sowohl in der Wissenschaft, wie auch hier im Forum, dass die mittlere Temperatur der Erdoberfläche in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist. Da dieser Effekt objektiv messbar ist, macht es wahrscheinlich auch wenig Sinn, ihm zu widersprechen.
- Es besteht ein allgemeiner Konsens, dass CO2 (und seine Äquivalente) die Reflektionsfähigkeit der Atmosphäre im infraroten Bereich linear steigern und damit der mittleren Erwärmung zumindest zuträglich sind. Auch hier macht ein Widerspruch wenig Sinn, da dies durch simple Experimente nachweisbar ist.
Schwieriger wird es bei den Schlussfolgerungen, da diese, wie in der Wissenschaft durchaus üblich, auf Berechnungen und Modellen mit statistischen Wahrscheinlichkeiten basieren und somit auch die Ergebnisse gewissen Wahrscheinlichkeiten unterliegen. So ist es statistisch zwar sehr wahrscheinlich, dass der exponentiell gestiegene Ausstoß von Klimagasen für einen Großteil der mittleren Erderwärmung verantwortlich ist, gleichzeitig ist aber nicht ausgeschlossen (sondern eben nur statistisch sehr unwahrscheinlich), dass andere Ursachen einen viel größeren Einfluss haben. Erschwerend hinzu kommt, dass die Zukunftsmodelle aufgrund ihrer vielen Variablen extrem komplex sind. Da ist es ganz natürlich, dass verschiedene Wissenschaftler zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Am Ende kann wieder nur das statistisch Wahrscheinlichste als "Stand der Wissenschaft" angenommen werden.
Die Frage ist also, wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Und da sind wir bei Wahrscheinlichkeiten ja ziemlich unwissenschaftlich. Viele Menschen spielen Lotto, obwohl die statistische Gewinnwahrscheinlichkeit erschreckend niedrig ist. Relativ wenige Leute spielen russisches Roulette (und es werden immer weniger - höhö), obwohl die Gewinnwahrscheinlichkeit ungleich höher als beim Lotto ist. Daraus könnte man schließen, dass der Einsatz eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Und wenn in der Klimadebatte der Einsatz das menschliche Leben auf diesem Planeten ist, sollten wir dann nicht darauf verzichten zu "zocken" und unsere CO2-Emissionen reduzieren, ganz egal mit welcher hohen oder niedrigen Wahrscheinlichkeit dadurch das Erreichen eines Kipppunktes vermieden wird?
Und auch wenn der Vergleich BEV vs. Verbrenner (um den geht es ja hier eigentlich) immer in einer Klimadebatte gipfelt, möchte ich noch zu bedenken geben, dass "Umwelt" nicht nur Regenwald, Polkappen, Insekten, Vögel, ... sind, sondern auch der Mitmensch in der nächsten Großstadt, der überproportional Nachteile durch Abgase und Lärm erleidet. Also selbst wenn ein BEV durch Produktion und Betrieb mit Kohlestrom über seine Lebenszeit den selben CO2-Fußabdruck wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor hätte (was ich - nebenbei bemerkt - nach wie vor bezweifle), wäre es immer noch "umweltfreundlicher", wenn Klimagase und Lärm in dünn- statt in dichtbesiedelten Gebieten emittiert würden.