Sammelthread für Elektronikbastler am S01 und Mo

S01, S02, S03, Mó
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Pfriemler
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Sammelthread für Elektronikbastler am S01 und Mo

Beitrag von Pfriemler »

Vorwort:
wo es kein Wiki gibt, finde ich es immer gut, wenn es eine zentrale Anlaufstelle für Suchanfragen gibt. In machen Foren passiert das zum Beispiel in redaktionell betreuten Threads, in denen der "Themenbesitzer" die sonst über hunderte Beiträge verstreuten Infos im ersten Beitrag aktualisiert und griffbereit hält.
Es geht nicht darum, hier alle Kleinigkeiten (nochmal) zu posten - alles was existiert und in anderem Rahmen diskutiert wurde, könnte man aber von hier verlinken. Vielleicht auch als Einsteigehilfe für Neubesitzer. Derzeit finde ich viele Informationen über diverse Threads verstreut und teilweise auch dort themenfremd diskutiert (z.B. die Frage nach der externen Ladebuchse für den Mo dort wo der Abgriff von dauerhaften 12V gefragt wurde ...)
Geplant hätte ich, den Stand der Thematik kurz anzuerläutern und anschließend Links zu setzen
Ergänzungsvorschläge bitte hier im Forum oder - noch besser - per PM an mich. Auch gerade falls sich ein fleißigen Bastler hier unerwähnt fühlt (dann habe ich ihn sicher nur überlesen).


Vorweg:
1. Die meisten Modifikationen gefährden die Garantie und erfordern ausreichendes Fachwissen und Erfahrung. Jeder, der Tipps aus dem Forum nachbaut, handelt vollständig auf eigenes Risiko. Alle Foristen geben Tipps und Wissen nach bestem Gewissen, aber ohne jeden Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit weiter.
2. Bevor es selbst ans Werk geht, sei dringend das Studium der Handbücher und Serviceanleitungen empfohlen, in welchem bebildert erläutert wird, wie man ohne unnötige Umwege und Zerstörungen an die Bauteile kommt. Für alle, die des Spanischen nicht so mächtig sind, gibt es auch eine deutsche Übersetzung des Servicehandbuchs.
3. Wir haben (so etwas wie) einen Schaltplan für den S01! Im September 2022 hat ein aufmerksamer Forist den "Schaltplan" des S01 in einem italienischen Forum entdeckt. Offensichtlich handelt es sich um ein sehr frühes Exemplar aus der Entwicklungszeit - zu den neuen Fahrzeugen kann es Abweichungen geben - so ist der Fahrstromschütz nicht eingezeichnet und seit 2021 gibt es einen anderen Controller und inzwischen auch andere Telemetriemodule. Dennoch aber eine sehr wertvolle Ergänzung für den passionierten Bastler! Dort entwickelt sich auch eine Diskussion über die möglichen Funktionen und Abweichungen zum Ist-Zustand.

Folgende Themen sind mir bisher untergekommen und wichtig:

Teil 1: Nachrüstungen und Ergänzungen am Roller
230-V-Ladebuchse beim SEAT Mo nachrüsten:
Der SEAT Mó besitzt statt einer Ladebuchse im Helmfach nur eine Klappe in der rechten Akkuverkleidung, über die die im Akku selbst eingebaute Ladebuchse zugänglich ist. Die Verkabelung bis kurz vor das Helmfach besitzen aber viele SEAT Mó dennoch.
Seat Mo: fehlenden Ladestecker unter der Sitzbank nachrüsten
Weiterhin wurde in diesem Thread der Einbau einer DEFA-Steckverbindung (bekannt bspw. von elektrischen Motorvorwärmungen an Fahrzeugen) im Tunnel direkt unter der Sitzbank erwähnt.

Zusätzliche 12-V-Verbraucher anschließen:
a) Im Roller gibt es keine dauerhafte 12-V-Versorgung (wie etwa die Batterie in Verbrennerzweirädern oder die Bereitschaftsbatterie in anderen Elektrorollern) zum "Anzapfen" für Geräte, die auch bei ausgeschaltetem Roller versorgt werden sollen.
Abgriff Boardspannung 12V (siehe auch c) )

b) Der Roller besitzt keine 12-V-Steckdose für Zubehör. Die 12V für Beleuchtung und Hupe werden über einen 5-A-Wandler aus der Batteriespanung generiert, dafür stehen insgesamt 60 Watt Anschlussleistung zur Verfügung, davon maximal 12 Watt für die USB-Buchsen im Kniebereich. Dabei ist (noch) unbekannt, wie viel die originalen Einbauten davon allein beanspruchen. Verbraucher moderater Leistung wie Navigationsgeräte lassen sich (mit eigenem 5-V-Wandler!) über Flachstecker-Zwischenstecker löt- und schraubfrei an 12V hinter den USB-Buchsen anschließen (wobei sich die verfügbare Leistung an den USB-Buchsen entsprechend verringert), um eine offene Verkabelung über die USB-Buchsen zu verhindern.
Beispiel Navigationsgerät anschließen

c) Geräte mit höherer Leistungsaufnahme wie bspw. Hupen müssen über zusätzliche Wandler sollten über zusätzliche Energiespeicher angeschlossen werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass ein Signalhorn anschließen mit zusätzlichem Wandler nicht zum Erfolg führt, da die Elektrik offenbar recht sensibel dimensioniert ist und zusätzlichen Verbraucher mit Dienstverweigerung quittiert. Erst als Anschluss eines Signalhorns mit eigener Pufferbatterie hat es funktioniert.

Blinker- und Rückwärtsganggeräusch ändern:
Das an rangierende Müllfahrzeuge oder Gabelstapler erinnernde Geräusch :D kann am einfachsten dauerhaft deaktiviert werden, indem man den Steckverbinder zum Piezolautsprecher trennt, nachdem man die Frontschürze demontiert hat.
Überlegungen für einen intelligenten Blinkerpiepser, der sich evtl. sogar an den CAN-Bus Daten bedient, gibt es im gleichen Thread.

"Es werde Licht"
Das wenig landstraßentaugliche Frontbeleuchtung des S01/Mo wird unter anderem im Thread "Lichtausbeute Abblendlicht,zufrieden?" bemängelt. Dort hat ein User seine Umrüstung mit einem LED-Scheinwerfer (eine LED mit mechanischer Blende) vorgestellt, bei der ein handelsüblicher Lichtwerfer mit E-Kennzeichen unter Verwendung selbstkonstruierter und -gedruckter Adapter und mit wenig Zusatzbauteilen ohne Veränderungen am Roller (also vollständig rückbaubar) das Werksfrontlicht vollständig ersetzt.

(wird gelegentlich fortgesetzt und aktualisiert)

edits:
9.9.22: Schaltplan S01 ergänzt
11.9.22: Zusatzverbraucher problematisch, besser über eigene Pufferbatterie / 13.9.22 Threadtitel leicht geändert
12.10.22: Ersatzscheinwerfer
Zuletzt geändert von Pfriemler am Mi 12. Okt 2022, 09:05, insgesamt 6-mal geändert.
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2. Infos, Kennwerte, Messungen

Beitrag von Pfriemler »

Teil 2: Elektrische Kennwerte und Messungen, prinzipielle Infos
(Bordspannungen, Sicherungsbelegungen, OBD-Buchse, Leistungsaufnahmen, Leistungsgrenzen, ...)

Silence verwendet im Roller mehrere unterschiedliche Versorgungssysteme mit zwei Spannungsebenen. Außer den Infos aus dem Schaltplan und eigenen Messungen gibt es keine Werte, insbesondere auch keine höchstzulässigen Belastungsgrenzen.

a) Im Ruhezustand wird über "+12V UI" ausschließlich das Telemetriemodul (inkl. GPS und Mobilfunkmodem) versorgt. Es gibt keine sonstige verfügbare Spannung in Ruhe zum Anschluss von Alarmanlagen und ähnlichem.
b) Alle übrigen Ausgangsspannungen des Akkus entsprechen dem Ladelevel des Akkupacks und schwanken zwischen (grob) 51 und 57 Volt.
c) Beim Laden des Rollers und beim Einschalten der "Zündung" wird Ausgang "VBatE" aktiv, der (offenbar leistungsüberwacht) einen Wandler versorgt (über Sicherung F3/2A), der wiederum die Zentraleinheit ECU und das Display über die Sicherung F2/5A mit 12V versorgt sowie über F1/1A die USB-Buchseneinheit (in erst die 5V erzeugt werden). Über diesen einen Wandler (der sich im Akkufach befindet) läuft also die gesamte Nicht-Leistungs-Elektrik inkl. Lichter und Hupe. Eine Überlastung dieser Schiene durch zusätzliche Verbraucher scheint eine (reversible) Deaktivierung des Ausgangs durch den Akku zu bewirken.
d) Über den Ausgang "VBatI" und die Sicherung F4/2A wird der Motorcontroller versorgt bei eingeschalteter Zündung.
e) Bei "Zündung" wird ebenfalls der Hochstromausgang des Akkus aktiviert. Der Motorcontroller schaltet über ein Leistungsrelais zusätzlich die Leistungselektronik zur Motoransteuerung an diesen Ausgang.

Die Sicherungsbelegung im Einzelnen (gesehen in Fahrtrichtung des Rollers von links (außen) nach rechts (innen))
  • F1 (USB) 1A - USB-Buchsen-Wandler
  • F2 (+12V) 5A - 12-V-Wandler (Ausgangsseite) - Hauptsicherung für die gesamte Nichtleistungs-Bordelektrik außer USB-Wandler
  • F3 (VBatE) 2A - 12-V-Wandler (Eingangsabsicherung)
  • F4 (VBatI) 2A - Versorgung des Motorcontrollers (im verfügbaren Schaltplan nur 1A, in den Anleitungen S01 und Mo aber 2A)
Die Eingänge der Sicherungen (unabgesicherte Seite) befinden sich sämtlich zum Heck hin, die abgesicherten entsprechend zur Front.
F1 und F2 werden beide vom gleichen Ausgang des 12-V-Wandlers gespeist (Abweichung zum Schaltplan mit getrennten Ausgängen).
Quelle: eigene Messungen.
Übrigens: Die rot markierten Sicherungen sichern auf Akkuspannungsebene und sollten demnach 58V-Typen sein - die üblichen Sicherungen aus dem Kfz-Zubehörhandel sind nur bis 24 bzw. 32V spezifiziert. Ob das ein wesentliches Detail ist, bezweifle ich stark, zumal die beiden Leitungen aus dem Akku dort auch elektronisch gesichert zu sein scheinen, aber man weiß ja nicht ... Wennschon, sollte man es richtig machen...

Zur USB-Buchse noch ein unwesentlicher Fakt: Der Minuspol der USB-Ausgänge ist nicht mit dem gemeinsamen Minuspol aller Verbraucher verbunden, sondern nur mit dem Minuspol der Wandlerelektronik, deren Verpolungsschutzdiode (Shottky) wiederum gegen Minus geht (erscheint seltsam, ist aber so).

An der OBD-Buchse (unter dem Sitz hinter einer Klappe) sind folgende Signale belegt:
  • 3-RS232.TX (Tx) (vom Telemetriemodul, auch ausgeschaltet ca -5V gegen Pin 4)
  • 4 - Chassis TE (M)
  • 5 - CAN Ground (SG)
  • 6 - CAN High (CH) (ausgeschaltet ~1,2V gegen Pin 4)
  • 11-RS232.RX (Rx) (vom Telemetriemodul)
  • 14 - CAN Low (CL) ((ausgeschaltet ~1,2V gegen Pin 4)
  • 16 - +12V (die über den Wandler von VBatE, aktiv bei Zündung und beim Laden des Akkus im Roller)
SEAT OBD Belegung (von links gesehen).png
Die Pins 4 und 5 (Signal Ground (SG) und Chassis TE (M)) sind niederohmig (<0,1 Ohm) miteinander und mit dem Minuspol aller Verbraucher an Bord verbunden, haben aber keinen bisher gefundenen Kontakt zu irgendeinem metallischen Chassis-Bauteil (Achsen, Schwinge, Rohre etc).

Fast sämtliche Schalter, Taster (inkl. Bremshebel) und Geräte am Roller werden von der Zerntraleinheit ECU ausgewertet und geschaltet (auch Hupe und Bremslicht). Lediglich die INFO-Taste ist direkt mit dem Display verbunden (funktionell identisch mit der Info-Taste im Display).
Alle Leuchten an Bord werden mit 12V (von der ECU geschaltet) versorgt und besitzen interne Wandler für ihre LEDs.

Ich habe selbst mit Stromzange und Oszilloskop (Genauigkeit grob +/-10%) folgende Messwerte ermittelt:
- Abblendlicht: 335 mA
- Fernlicht: 325 mA
- Positionslicht im Hauptscheinwerfer: 110 mA
- Tagfahrlicht ("Winkel") je 430 mA (!)
- Blinker etwa 320 mA, Tastverhältnis 1:1, Taktfrequenz 1,25 Hz (75/min)

Historie:
11-12.9.22 erster Text zu Versorgungsspannungen und -systemen, OBD-Belegung, Strommessungen Licht vorn
Zuletzt geändert von Pfriemler am Fr 23. Sep 2022, 14:06, insgesamt 7-mal geändert.
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Teil 3: Software-unterstützte Anpassungen

Beitrag von Pfriemler »

Nur Für Freunde der Kommandozeile und mehr Mut zum Risiko:

Teil 3: Software-unterstützte Änderungen und Erweiterungen

Parameter des Motorcontrollers ändern
Der Thread Höchstgeschwindigkeit und Profil-Einstellungen
beschreibt die Umprogrammierung der bis 2021 verbauten SEVCON-Motorcontroller mit ein wenig Hardware auf Arduinobasis und einem ursprünglich für die Programmierung eines "Renault Twizy" entwickelten Programmes (Sketch), die nötigen Adaptierungen findet man ebenfalls dort nachzulesen. Neben einer moderaten Erhöhung der Endgeschwindigkeit sind vor allem Änderungen des Rekuperationsverhaltens in den einzelnen Modi als auch eine Anpassung der angezeigten Geschwindigkeit im Tacho möglich.
Für die seit 2021 verwendeten VOTOL-Controller gibt es einen eigenen Thread Seat Mo mit Votol EM150/2 die Einstellungen (was in gleicher Weise für die neueren Silence gilt) und inzwischen einige Erfolgsmeldungungen: Für diese Controller bietet der Hersteller eine kostenlose Windows-Software an, die allerdings nur mit einem speziellen USB-zu-CAN-Adapter funktioniert (Kaufpreis 2022 ca 45 Euro). Damit ist es - User @Rudi Ratlos' Experiment sei dank - möglich, durch eine Anpassung der Polpaarzahl in der Konfiguration sowohl die Tachoanzeige zu korrigieren als auch Endgeschwindigkeit den propagierten 95 km/h besser anzunähern, allerdings besteht dabei die Gefahr einer Überlastung des Motorcontrollers, wenn die sonstigen Parameter nicht den aktuellen Empfehlungen entsprechen, was bei neueren VOTOL-basierten Rollern aber der Fall ist. Inzwischen sind vermehrt USB-Sticks aufgetaucht, die schlicht nicht funktionieren und dabei sogar die gesamte Kommunikation im Roller (reversibel, nach dem Entfernen des Sticks normalisiert sich alles sofort wieder) massiv stört, so dass derzeit keine risikofreie Kaufempfehlung gegeben werden kann. (Stand September 2023).

Datenverkehr im Roller - der CAN-Bus
Im Roller befinden sich fünf Controller: ECU (Zentraleinheit), Display, Akkupack, Motorcontroller und das Telemetriemodul. Sie sind allesamt über einen CAN-Bus (Controller Area Network bei Wikipedia) mit 250kBit/s verbunden. Zugriff zum CAN-Bus bekommt man über die OBD-Schnittstelle unter der Sitzbank oder über einen eigenen Steckverbinder im Akkufach (links hinten oben bei Sicht ins Akkufach), der neben den beiden CAN-Leitungen auch GND und 12V liefert (bei eingeschaltetem Roller - kursierende Schaltpläne sind an dieser Stelle falsch, es ist NICHT die Dauerstromversorgung für das Astra-Modul aus dem Akku) . Anwendungsfälle für diesen Verbinder sind bisher nicht bekannt, warum Silence ihn dort vorgesehen hat, auch nicht. Für Bastler dafür ideal.
Zum Anschluss benötigt man ein spezielles CAN-Interface, die Kosten variieren von 20€ (Mikrocontroller mit MCP2515-Baustein oder ähnliches) bis 400€ (Interface in Industriequalität) und eine passende Software, um aus den 150-200 Datentelegrammen pro Sekunde die passenden herauszufischen (die preiswerten Lösungen "verschlucken" aber häufig Daten und sind für eine verlässliche Diagnose oder Reaktion auf Ereignisse daher nicht geeignet). Auch die Werkstätten benutzen den CAN-Bus für Kommunikation und Updates. Käufliche Adapter sind oft spezialisiert und auf den Umgang mit einer bestimmten Software zugeschnitten.
Für Erkenntnisse und Anwendungen rund um den CAN soll der "Lauschangriff CAN-Bus" dienen, an dessen Anfang der Versuch einer Zusammenfassung des Standes bis ~Oktober 2022 steht.

Das Telemetriemodul in Silence und Mo
Ein weiteres gesprächiges Bauteil in den Rollern ist das Telemetriemodul, verantwortlich für den GPS-Empfang und die Kommunikation des Rollers mit den Servern von Silence (gilt auch für die SEATs) über Mobilfunk (die erforderliche SIM-Karte befindet sich ebenfalls dort). Es sitzt hinter der Frontschürze recht prominent neben der Hupe mittig (dahinter befindet sich die ECU-Zentraleinheit des Rollers) und hat hinter der Plastik guten Empfang.
20220726_154703 Mo astra-Modul pixelized.jpg
Laut Informationen im Forum sind teils AT240, teils AT400, inzwischen auch AT402 von Astra Telematics eingebaut. Das Modul wird dauerhaft vom Fahrakku mit Strom versorgt (als einziges Modul auch wenn der Roller ausgeschaltet ist), hat aber eine Pufferbatterie, die bei Entfernung des Akkus einspringt für eine Dauer von ungefähr 6 Stunden bei ständigem Sendeverhalten, evtl. mehr. Bluetooth (low energy, BLE) ist dauerhaft aktiv und kann bspw. mit Smartphones in unmittelbarer Umgebung auch immer "gesehen" werden (auch bei ausgeschaltetem Roller) und gilt als Indiz für ein aktives Modul (stromversorgt oder über den Pufferakku). Die Silence-Apps scheinen das auch zu nutzen, nicht jedoch die SEAT-App. Eine Kopplung außerhalb der App ist möglich, aber nutzlos, solange die für eine aktive Verbindung mit dem Roller erforderlichen Schlüssel nicht anderweitig im Modul hinterlegt wurden (wofür die Silence-App-Infrastruktur offenbar sorgt). Lediglich neuere Module (ab AT241 oder AT401) unterstützen auch LTE und sind darauf konfiguriert, die früheren müssen mit GPRS (GSM, 2nd Generation) auskommen, was jedoch bei der Menge der Daten keinen Flaschenhals darstellt.
Zum Basteln wichtiger: Das Modul besitzt eine serielle Schnittstelle, die auf zwei Pins der OBD-Buchse im Helmfach geführt ist. Für die Kommunikation benötigt es einen passenden Stecker und einen USB-seriell-Wandler mit Pegelwandlung (das Modul arbeitet mit +/-6V Signalpegel - siehe Beispielbild). Achtung! Einfache Adapterplatinen verwenden oft nur TTL-kompatible Pegel (0/5V) und funktionieren anscheinend auch, empfohlen sind aber ausdrücklich "echte" RS-232-Schnittstellen, wie man sie als Adapter mit USB und den für diese Schnittstellen üblichen sog. D-SUB-9-Verbindern zu kaufen bekommt.
Verwendet man so einen gängigen käuflichen Adapter mit D-SUB-9-Stecker, braucht man nur zwei Verbindungen (OBD[4] -> D-SUB-9[5](GND) und OBD[3](Tx) an D-SUB-9 [2]Rx), was zum Mitlesen genügt, ohne dass man versehentlich etwas verstellen könnte. Zum Senden von Befehlen zur Anzeige der programmierten Parameter und deren Anpassung muss man zusätzlich OBD[11](Rx) mit D-SUB-9[3](Tx) verbinden. Auf USB-Seite genügt ein Laptop oder ein OTG-fähiges Smartphone mit einem Terminalprogramm, das auf 115200 baud,8,N,1 eingestellt wird.
Das Modul liest diverse Daten am CAN-Bus mit und stellt sie zu komprimierten Berichten zusammen, die in regelmäßigen Abständen oder bei besonderen Ereignissen an Silence übermittelt werden. Es nimmt auf diesem Wege oder auch über SMS Befehle entgegen, um den Roller ein- oder auszuschalten oder das Helmfach zu öffnen.
Ab Werk war das Modul früher auf maximalen Debuglevel eingestellt und lieferte allen Datenverkehr mit den Servern auch über die serielle Schnittstelle aus (inzwischen etwas eingeschränkt), zusätzlich diverse klarschriftlich lesbare Berichte zu Batterieladezustand, Temperaturen, Kilometerstand, GPS-Position und -geschwindigkeit, Güte des Mobilfunk- und GPS-Empfangs sowie Zählerstände zu Akku-Ladung, -verbrauch und Rekuperation, die aktuelle Batteriestrombilanz u.v.m.
Mehr Details verrät ein separater Thread zum Telemetriemodul.

Der Roller an sich ist auch ohne aktives Telemetriemodul uneingeschränkt funktionstüchtig und benutzbar.

Wer einen Roller ohne Telemetriemodul gekauft hat, muss nicht für immer tatenlos zusehen. User @SpeedCore hat es - allerdings nur mit Hilfe seines Händlers - geschafft, dem Roller nachträglich ein Modul zu verpassen. Seine Zusammenfassung des gesamten Prozesses hat er hier gepostet als Teil des gesamten Threads Silence S01 Telemetriemodul nachrüsten?. Der Beitrag ist als vollständiges Zitat auch hier im Thread weiter unten verfügbar.


(wird fortgesetzt)

edits:
29.11.22: Ergänzungen zum Pegel und Bluetooth am Telemetriemodul
19.9.22: Datentelegramme des Telemetriemoduls
28.9.22: Grundlagen Telemetriemodul
5.11.22: CAN-Bus Basics und Link zum Detailthread, Ergänzung beim Telemetriemodul
27.3.23: Telemetriemodul nachrüsten möglich
11.6.23: Votol-Programmierung erfolgreich / 19.6. Bestätigung durch Pfriemler
9.9.23: kleine Ergänzungen, Korrekturen (LTE, VOTOL)
Zuletzt geändert von Pfriemler am Sa 9. Sep 2023, 14:02, insgesamt 13-mal geändert.
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4. Rund um den Rollerakku

Beitrag von Pfriemler »

Teil 4: Rund um den Rollerakku

(Anschlusstecker, Steckerbelegungen, zusätzliche Ladegeräte, Nutzung des Akkus als Energiequelle für 12-V- und 230-V-Geräte, ....)

Lichtorgel beim Laden:
Für die Nichtfreunde der lightshow beim nächtlichen Laden im Carport oder der Tiefgarage gibt es einen leicht zu findenden Thread: LED-Ring auf dem Akku. Man hat die Wahl zwischen einer einfachen praktikable Lösung mit einem einfachen Trennen des Steckverbinders und einer wahlweisen Deaktivierung mittels Zusatz(tasten)schalter am Akku unten.

Elektrischer Zugang zum Rollerakku abseits des Rollers:
Roller und Akku kommunizieren über eine spezielle Buchse mit Hochstromkontakten. Für diese hatte Silence ursprünglich einen Solar-Ladebaum designt, der aber den Weg aus den Prospekten in die Läden nie geschafft hat.
Der ebenfalls von Beginn angekündigte Inverter (Wechselrichter für 230V) ist seit etwa April 2023 im Handel vereinzelt verfügbar (Preise Stand 6/23 zw. 670 und 800 Euo). Damit steht eine Lösung zur Verfügung, netzbetriebene Geräte mit einer Dauerleistung von 3000 Watt (kurzzeitig 6000 Watt) am (aus dem Roller entnommenen) Roller-Akku zu betreiben. Das Gerät, das mechanisch und elektrisch auf den Akku abgestimmt ist und inkl. Kabel in einer Art Rucksack zum Kunden kommt, ist zwar deutlich teurer als Eigenbaulösungen, dafür aber ein originales Zubehörteil ohne Gefahr des Verlusts der Garantieleistungen in einem Fehlerfall. Leider gibt es aktuell noch keine Berichte zum Einsatz des Gerätes.
Wer eine preiswertere Lösung oder auch eine andere, schnellere Lademöglichkeit für den Rollerakku sucht, muss selbst in die Bastelkiste greifen. Dazu gibt es jedoch zwei Hürden zu überwinden: Der Steckkontakt ist sehr speziell und als Privatmann eigentlich gar nicht zu bekommen, und dann sind die Dickstromkontakte am Rollerakku normaler- und sinnvollerweise stromlos. Anschluss und Aktivierung erfolgt derzeit besonders elegant mit einem vom User Norbert designten und in liebevoller Handarbeit in Kleinserie gefertigen Spezialstecker (wobei besonders erwähnenswert ist, dass Norbert selbst keinen Silence mehr fährt). In diesem Stecker simuliert eine Brücke zwischen zwei Pins des Multiconnectors eine eingeschaltete Zündung im Roller, so dass der Akku die Hochstromkontakte aktiviert.
Auch hier die dringende Warnung: Die bei einem versehentlichen Kurzschluss freigesetzten Leistungen übersteigen die Vorstellungskraft Vieler bei weitem, es ist brandgefährlich im wahrsten Wortsinne, und wie der Akku eine Fremdentnahme oder -befüllung langfristig kommentiert, ist ebenfalls nicht bekannt. Erste erfolgreich umgesetzte und schon länger im Einsatz befindliche Schnelllader-Projekte lassen jedoch vermuten, dass nicht ernsthaft mit Problemen zu rechnen ist.
Aber immerhin kann man damit sich ein Schnelladegerät (Beispiel) anschaffen und bauen oder umgekehrt auch Strom aus dem Roller ziehen, wie in dem ganzen Thread Inverter und Solar Tree umfänglich diskutiert und als "nachgerüste Steckdose" auch praktisch realisiert und sogar in Bildern dokumentiert wurde.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind ebenfalls kurz, aber nicht minder vollständig, erörtert.

edits:
23.9.22: Typos, kleine Ergänzungen
13.12.22: Inverter von Silence im Verkauf angekündigt
11.6.23: Inverter verfügbar
Zuletzt geändert von Pfriemler am So 11. Jun 2023, 14:05, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Sammelthread für Elektro(nik)bastler am S01/Mo?

Beitrag von Pfriemler »

Ich hole den Fred mal kurz absichtlich aus der beginnenden Versenkung hervor, nachdem ich in den letzten Tagen umfänglichere Ergänzungen und Korrekturen an den vier Hauptbeiträgen vorgenommen habe (und dies auch weiterhin tun möchte).

Bisher habe ich außer 3x Danke keinerlei Rückmeldungen bekommen. Das ist in Ordnung so, aber Zuarbeit oder Hinweise auf neue erwähnenswerte Entwicklungen sind natürlich extremst willkommen.

Was denkt die Gemeinde, ob und wie man die gesammelten Infos etwas präsenter haben könnte?
- Pinnen?
- Einpflegen eines Verweises in die FAQ?
- WIKI? wäre an sich am besten, aber der Umfang der technischen Infos im Wiki legt die Vermutung nahe, dass das in diesem Forum eher stiefmütterlich behandelt wird.
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Re: Sammelthread für Elektro(nik)bastler am S01/Mo?

Beitrag von conny-r »

Vielen Dank Allen für Ihre Mühe hier. > - Einpflegen eines Verweises in die FAQ?
.
Das unterstütze ich.
Gruß Conny

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MEroller
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Re: Sammelthread für Elektro(nik)bastler am S01/Mo?

Beitrag von MEroller »

Ich habe es mal oben hin geklebt :D
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Re: Sammelthread für Elektro(nik)bastler am S01/Mo?

Beitrag von Pfriemler »

Das spornt an! Fühle mich geehrt!
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YOLO
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Re: Sammelthread für Elektronikbastler am S01 und Mo

Beitrag von YOLO »

Danke an den Ersteller und den Kleber!
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Re: Sammelthread für Elektronikbastler am S01 und Mo

Beitrag von sloodown »

Ich sage auch nochmal explizit danke!!

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