Schutzkleidung tragen?

Eule
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von Eule »

MEroller hat geschrieben:
Fr 23. Jun 2017, 22:11
Ich finde es schon bendenklich, wenn man sich von schlechten Vorbildern "bestärken" lässt, dass die Straße bei 45km/h im Zweifel doch nicht so hart und rauh sei :roll:
Ich brauche keine Vorbilder, dafür bin ich alt genug ;)

Das Thema "Risikoabwägung" wird von vielen Menschen leider nicht bewusst wahrgenommen. Sie setzen sich einer vermeintlich "großen" Gefahr aus und tun etwas für ihre "Sicherheit", indem sie sich wie ein Ritter der Nacht verkleiden, sich damit sogar "sicherer" fühlen und sich garnicht vorstellen können, das genau diese Denke leider all zu oft nach hinten los geht (Risikokompensation).

Anderes Beispiel:
Warum darf man im Auto im normalen Straßenverkehr keinem Helm aufsetzen, während man es im Rennsport sogar MUSS? Bevor du weiterliest, gib dir eine ehrliche Antwort 8-)

Aber vielleicht weißt du es ja eh:

Das Risiko für den Autofahrer, bei einem Unfall eine Kopfverletzung davon zu tragen, ist etwa genauso groß wie das Risiko des Radfahrers, sich bei einem Unfall eine Kopfverletzung zu holen. (Der Fairness halber muss gesagt werden, dass der prozentuale Anteil der Fahrzeuge mit Seitenairbags langsam steigt, die dieses Risiko minimieren).

Aber dank großzügiger Auto-Lobbyarbeit (ADAC und Industrie) sollen Radler grundsätzlich immer einen Helm tragen?
Gruß
Werner

"AUSPUFF", "ANLASSER", "VERGASER". Klingt irgendwie lustig, oder? :)

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MEroller
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von MEroller »

Bei Radunfällen habe ich glücklicherweise die damals völlig unübliche behelmung nicht gebraucht, aber mein Sohnemann schon mal ganz gewaltig. Sogar ein Integralhelm wäre bei seinem Radsturz gut gewesen, so dass Backe und Nase doch beeinträchtigt wurden, aber weiter oben war nur der Helm futsch, nicht der Schädel...
Und mir hat die Schutzkleidung schon 1, 2, 3, nein 4 (musste gerade selbst überlegen!) Mal die heile Haut gerettet, und beim 4ten Mal auch der Helm den Kopf. Der Helm ist hin, mein Kopf nicht. Hat also bei mir zumindest nichts mehr mit abstrakter Risikoabwägung zu tun, sondern mit ganz reeller Erfahrung :evil:
Der erste der genannten Stürze war sogar noch mit der 50er, die dann so saublöd auf meinem rechten Bein zum Liegen kam, dass ich es nicht mehr aus eigener Kraft hervorziehen konnte :shock: Aber die Passanten kamen gleich und haben mir den Bock vom Bein gehoben. Trotzdem keinen Kratzer und nur eine leichte Prellung gehabt - wegen der vollen Montur.

Deshalb fehlt mir jegleiches Verständnis für solche verharmlosenden Beiträge, und auch noch von eigentlich erfahrenen Hasen :roll:
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Eule
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von Eule »

Ja, und ich kenne einen (mittlerweile) Harley-Fahrer, der 100tausende Kilometer seit den frühen 70ern auf seinen zahllosen Böcken abgespult hat, der sich nicht ein einziges Mal auf die Fresse gelegt hat.

Und ich kenne eine alte Dame, die mir letztens erzählte, dass sie "früher" als Sozia mit ihrem Mann Motorradtouren unternommen hätte genau bis zu dem Zeitpunkt, als sie mit ansehen musste wie ein anderer Motorradfahrer bei der Auffahrt auf eine BAB ausrutschte, unter eine Leitplanke geschleudert und der Kopf abgetrennt wurde.

Du merkst, so kommt man nicht weiter. Es gilt also weiterhin Achims Satz: "Aber jeder wie er meint und es für richtig hält."

ps: bist du auch für die Einführung der Helmpflicht im Auto? :mrgreen:
Gruß
Werner

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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von achim »

Jeder hat hier Recht und auch wieder nicht. Das Leben selbst ist gefährlich und risikobehaftet, denn letztlich verläuft es immer tödlich. :mrgreen:
Natürlich vermindert jegliche zusätzliche Schutzmaßnahme dieses Risiko statistisch ein winziges bisschen. Wie weit man das treiben mag muss jeder für sich selbst entscheiden.
Das Risiko für meine Altersgruppe vom Herzinfarkt oder Schlaganfall dahingerafft zu werden ist um ein vielfaches größer als mit dem Zweirad zu verunglücken. Auch dagegen könnte man was tun. Z.B. ständig einen Notarzt mit dem Erste Hilfe Koffer und dem Defibrillator hinter sich her laufen lassen. Die Abwägung zwischen Spaß und Risiko muss individuell getroffen werden, da kann es keine Empfehlungen geben.
Ich weiß nicht wie viele Kilometer ich in meinem Leben Zweirad gefahren bin. 200.000 waren es mindestens. Kein Unfall, kein Sturz. Sicher auch Glück gehabt, aber Erfahrung und vorausschauendes Fahren gibt mir mehr Sicherheit als mich bis zur Bewegungslosigkeit einzumummen.
Als Kinder sind wir im Sommer nur mit Badehose bekleidet auf Schotterwegen mit dem Rad Rennen gefahren - und ständig hingeflogen. Die Knie waren eigentlich immer offen oder verkrustet. Komischerweise kann ich mich an keine einzige ernsthafte Verletzung erinnern.

Was bin ich froh und dankbar in einer Zeit aufgewachsen zu sein als das Wort "Schutz" und "Sicherheit" noch nicht das Leben dominierte und einschränkte.

Gruß,
Achim

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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von Evolution »

Das eigene Leben oder Gesundheit in die Waagschale zu werfen ist eine Sache, die Gemeinschaft der Krankenkasse mit einer längeren Behandlung zu belasten ist eine andere. Vorausschauend fahren ist eine gute Einstellung, anderseits gehören zu einem Unfall in der Regel zwei und der andere kann sich unvorsichtig verhalten. Der Beispiele gibt es viele.

Ich persönlich bin gegen den gesetzlichen Zwang und gegen den Versuch der Versicherer, sich mit dem Vorwurf der Obliegenheitsverletzung aus der Zahlungspflicht zu stehlen.

Für einen Fahrer eines Leichtkraftrads besteht keine Obliegenheit, Protektorenschutzkleidung zu tragen. Dies geht aus dem Urteil des Landgerichts Heidelberg (LG) vom 13.03.2014 hervor (Az.: 2 O 203/13). Eine gesetzliche Pflicht zum Tragen von Schutzkleidung gibt es nicht. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) normiert lediglich eine Pflicht, einen Schutzhelm zu tragen.

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MEroller
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von MEroller »

Leute, zieht doch einfach das an, was ihr wollt beim Zweiradfahren! Es sind im Zweifel EURE Haut und EURE Knochen, nicht meine :twisted:

Aber das Argument mit den Kranken- und ggf. Sozialkassen ist natürlich auch berechtigt, denn das macht dann auch MEINE Versicherungsbeiträge höher :evil:

Und Eule, lass mal das blöde Auto-Helm Thema fallen, wir sind doch hier im Elektrorollerforum ;)
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von ollige »

Hallo,

normalerweise trage ich immer eine Kunstfasermotorradjacke mit allen Protektoren und herausnehmbarem Winterfutter. Unten herum eine Polo MotorradJeanshose.

Ich muss jedoch gestehen, dass ich bei extrem hohen Temperaturen - wie in der vergangenen Woche - auch schon mal nur mit T-Shirt und normaler Hose fahre.


Was ich aber IMMER trage, auch wenn ich nackig auf dem Roller säße:
- gelbe Warnweste
- gelber "Polizeihelm", bei über 25 Grad Jethelm sonst Klapphelm
- gelbe Handschuhe

Mir ist beim Lesen der örtlichen Presse nämlich aufgefallen, dass die meisten Motorradunfälle deshalb passieren, weil die Kradfahrer von Autofahrern übersehen werden.
Und dagegen hilft - meiner Meinung nach - am besten das Tragen dieser gelben Signalfarben!

Viele Grüße und allzeit Gute Fahrt,
Olli
Von 06.2013 bis 12.2018 42.870km mit Emco Novax 4kW, Akku 48V/60Ah
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von achim »

Leute, es ist lediglich ein Meinungsaustausch, niemand macht ein Weltanschauung daraus.
Man könnte das Thema längst schließen, aber ich finde es persönlich sehr interessant, vor allem über das eigentliche Thema hinaus.
Es zeigt nämlich eine allgemeine Entwicklung über deren Sinn oder Unsinn man durchaus geteilter Meinung sein darf.

Die älteren werden sich daran erinnern dass es Zeiten gab da waren die Straßen nachts ziemlich dunkel. Das überwiegend einzige Licht war das des eigenen KFZ, das doch recht spärlich war. Aber es reichet weil die Umgebung eben dunkel war. Guckt euch mal die Rückleuchten von Fahrzeugen aus den 50er und 60er Jahren an. Die waren winzig.
Um das Sehen und das Gesehenwerden zu verbessern wurde Halogenbeleuchtung eingeführt, die Rückleuchten wurden größer und heller.
Dann kam die zusätzliche Bremsleuchte dazu, anfangs als Nachrüstteil, heute längst in Serie.
Der Motorradfahrere war früher komplett schwarz gekleidet, heute sieht er aus wie ein Papagei.
Die Entwicklung ist offensichtlich. Man vertritt die Meinung dass die Sicherheit umso größer wird je mehr der Einzelne im Verkeht auffällt, vergisst dabei aber dass das nur so lange gilt solange das nur ein einzelner macht. In dem Moment wo sich alle so verhalten tritt ab einem gewissen Punkt der gegenteilige Effekt ein.
Die menschlichen Sinne, bzw. das Gehirn ist irgendwann mit den auf sie einwirkenden Informationen überfordert. Im Grunde ist alles wieder wie am Anfang, nur auf einem wesentlich höheren Stressniveau. Schon heute ist der Durchschnittsfaherer mit der Fülle der Informationen überfordert.
Nie gab es so viele Geisterfahrer wie die letzten Jahre. Zu viele Schilder, zu viele Barken, zu viele Reflektoren, zu viele Blinklichter.
Die Autoindustrie tut ein übriges mit unseliger LED Beleuchtung, mit Leuchtbändern am Heck der Autos. Alles Information die in Sekundenbruchteilen verarbeitet werden muss.

Die von Olli erwähnten Warnwesten ´sind auf dem besten Wege jegliche Signalwirkung zu verlieren, denn zunehmend werden sie von allen getragen. Vom Schulkind bis zu den Mitarbeitern der Tafeln in Großstaädten.
Sie werden bald ihre eigentliche Aufgabe verloren haben, nämlich aus der Masse herauszustechen. Sind sie überall zu sehen wird das Gehirn sie gnadenlos herausfiltern und dann beginnt der nächste Schritt der Hochrüstung. Vielleicht Xenon Blitzlampe auf dem Kopf oder ähnliches.

Ich halte diese Entwicklung für problematisch, bin der Meinung dass die Aufnahmekapazität längst überschritten ist.
Man müsste die Sinneseindrücke im Verkehr wieder zurückfahren auf ein angemessenes Maß. Beginnen sollte man dabei mit Sachen die unnötig sind. Das wären vor allem jegliche Art von Werbung oder sonstiger Info auf LKWs, Werbebanner am Straßenrand, ect.
Unnötig und schädlich sind auch die LED Bänder am Fahrzeugheck, egal ob Blinker Bremsleuchte oder Rücklicht.
Es hatte schon seinen Grund dass früher in der Zulassungsvorschrift eine einzige Lichtquelle pro Leuchtfläche definiert war.
Sie erzeugt viel weniger Reflexionen und Lichtbrechungen in der Frontscheibe als viele kleine Leds.

Gruß,
Achim

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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von MEroller »

Eine gewisse optische Überladung ist in der Tat zu beobachten, gepaart mit dem zunehmenden Drang nach Regulierung. Von dem eigentlich vernünftigen "Augen auf!" und "bitte Gehirn einschalten!" sollte das aber keinesafalls ablenken.

Dennoch, während der Motorradfahrschule vor inzwischen 6 Jahren hatte ich ja die Signalweste mit "Fahrschule" hinten drauf an. Es fiel mir damals im Stadtverkehr sehr deutlich auf, dass mich Autofahrer nicht nur besser bemerkten, sondern sie haben mich auf einmal mit Respekt "behandelt", auch wenn von vorn nichts von Fahrschule zu erkennen war. Das kannte sich so nicht vom Fahren mit meiner normalen Motorradjacke.
Deshalb habe ich mir dann erst selber eine solche Signaljacke gekauft und über der Motorradjacke getragen, und als die ersetzt werden musste gleich eine signalgelbe Jacke gekauft. Trotzdem hat ein junger Fahrer nicht in meine Richtung geschaut und ist direkt in mich hinein abgebogen. Dann vor nicht gucken schützt auch das hellste Fernlicht nicht :evil:
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Re: Schutzkleidung tragen?

Beitrag von Hellboy4711 »

Ich habe jetzt neben einem Klapphelm, angenehme Handschuhe und eine grell-gelbe Motorradjacke mit Protektoren an Rücken, Schulter und Ellbogen gefunden.

Jemand mit Erfahrung mit Kindern hier, der mal helfen kann, was man neben dem Helm den Kindern zum Schutz anziehen sollte? Tochter ist 3, Helm haben wir.

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