erider 5kW Radnabenmotor

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MEroller
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erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

Dank zwei voll funktionsfähigen E-Rollern kann ich mich jetzt ENDLICH um meinen zweiten Thunder Motor kümmern, der wegen zu starken Reibens von Rotormagneten auf Stator schon seit fast 1,5 Jahren die Garage hütet und mein Thunder vom Motor des Redwhale Fury angetrieben wird.
Die 9 Stück M6 Zylinderschrauben, welche den Deckel links halten, waren schnell abgeschraubt. Etwas fummeliger war es, den Deckel mittels Schraubendreher abzuheben vom Rad/Motorgehäuse, ging aber schlussendlich ganz gut. Durch Radialwellendichtring (D40, d25, B7 mit Federring und Doppellippe) und Motor-/Radlager (D47, d25, B12, landläufig als 6005 bezeichnet) ging der Wellenstummel links mit dem Kabelaustritt mit ach und Krach noch durch, aber spätestens bei den zwei 5 poligen AMP Superseal 1,5 Steckern der zwei Hallschaltersätze war Schluss mit Deckel abziehen. Da musste erst mühsam Heißkleber und eine eher schwammartige Vergussmasse rausgepuhlt werden, wobei schlussendlich auch die Einzealderabdichtungen rauskamen, die nicht wie vorgeschrieben mit der hinteren Krimpung der Kontakbuchsen fest an die Kabelisolierung gecrimpt waren und daher nicht wie eigentlich vergesehen für Wasserdichtheit des Steckers sorgen konnten - ganz ohne zusätzliche Vergussmassen oder Heißkleber:
5-Pol-AMP-Superseal_1.5_nicht-verkrimpte-Einzeladerabdichtungen.JPG
Nach Abnahme der roten Sicherung an der Vorderseite konnten mit einem kleinen Schlitzschraubendreher die Kontaktbuchsen irgendwie entriegelt und nach hinten herausgeschoben werden, so dass ich endlich den Motordeckel ganz befreien konnte. Folgendes Bild bot sich mir daraufhin:
erider_5kW-Radnaben-PM-Synchronmotor.JPG
Gegenüber dem Vorbild von Quanshun mit Stahlblech-Statorrad hat der erider Motor ein Alu-Speichenrad als Träger der Statorblechpakete und -Spulen. Der Motor trägt innen in der Felge 56 Magnete, sprich 28-Gesamtpolpaare. Der Stator hat 63 Polschuhe, wovon je 21 von einer Phase bespaßt werden.
Den Stator bekam ich raus, indem ich den Motor mit dem rechten Wellenstummel auf den Boden stellte und mit meinem Körpergewicht den Reifen mit aller macht nach unten dürckte. Der Wellenstummel ist aber zu kurz, um den Stator ganz aus dem Einflussbereich der Permanentmagnetfelder herauszudrücken, so dass ich sorgsam umgreifen musste, um den Druck auf den Rotor rundum aufrecht zu erhalten ohne Einklemmgefahr, und mit der anderen Hand den oberen Wellenstummel zu packen und den Stator vollends rauszuziehen.

Tatsächlich gibt es eine gut 20cm lange Schleifspur am linken Rand der Polschuhe, im Bereich der Hallschalter, und auch einzelne Magnete haben Reibspuren. Die Bilder muss ich noch nachreichen, und dann muss ich diese Stator-Reibzonen mit der Flex (oder dem Minischleifer) 1 bis 2 Zehntel mm abschleifen und frisch gegen Rost versiegeln.
Die WDR waren beide sehr kaput, werden sie doch mit doppelter bis dreifacher maximal zulässiger Umfangsgeschwindigkeit betrieben, und rechts war nicht einmal Fett im Spiel :shock:
Die Lager sind doch recht statthaft, und im Deckel nicht mal defekt. Rechts war es aber nimmer koscher. Raus mussten trotzdem beide, und ersetzen werde ich sie wieder mit SKF 2RSH Typen wie auch im vR one, nur eben in der Größe 6005. Leider ist zumidest im Deckel kein Platz für breitere z.B. zweireihige Kugellager...

Fortsetzung folgt.
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MEroller
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

So, gehen wir jetzt mal zum E-Motor-Porno über, ganz naaaahhh ran :twisted: Aber erst mal die Stator-Totale der recht unspektakulären linken Seite, wo das festte Kabelbündel durch die Welle eintritt. Nur der eine Satz Hallschalter bevölkert diese Seite:
erider_5kW-Radnabenmotor_Stator_links.JPG
Rechts sieht es dagegen weit gedrängter aus:
erider_5kW-Radnabenmotor_Stator_rechts.JPG
Die dünnen Drähte gehen zum zweiten dreier-Satz von Hallschaltern, die drei Textilhüllen rechts im Bild verbergen die drei Phasen-Litzenbündel, und die fette Textilhülle links mit der brauen überhitzungsverfärbung verbirgt den Sternpunkt, wo alle drei Phasen-Litzenbündel zusammenkommen und miteinander leitend verbunden sind.

Kommen wir jetzt zum Eingemachten, den Reibschäden. Am schlimmsten hat es die Unterseite vom Stator erwischt, weil der Rotor/Rad in etwas spielbehafteten Lagern nach oben gedrückt wurde:
erider_5kW-Radnabenmotor_Stator_unten.JPG
Es hat die äußeren Schichten des Statorblechlaminats sogar delaminiert!

Da ich mit fortschreitendem Reiben den Motor um 180° verdreht hatte wurde nach kurzer Zeit auch die eigentliche Oberseite des Stators angekratzt:
erider_5kW-Radnabenmotor_Stator_oben.JPG
Diese Stellen muss ich also leicht mit Flex oder Dremel abschleifen, um wieder Luftspalt zwischen Stator und Rotor zu bekommen, auch wenn der Stator mal etwas heißer wird und sich dadurch mehr dehnt als das umgebende Rotorgehäuse. Danach kommt wohl wieder mein Klarlack drauf zum Korrosionsschutz.

Zum Rotor, auch erst Mal die Totale mit den 56 Magneten:
erider_5kW-Radnabenmotor_Rotor.JPG
Die roten Ablagerungen am Rand sind die Reste der Dichtpaste zwischen Motordeckel und Rotor.
Jetzt geht es näher ran an die Magnete mit ihren Reibspuren, immer an den äußeren Rändern:
erider_5kW-Radnabenmotor_Magnete-mit-Reibspuren.JPG
Scheinbar wird die Innenseite der Felge vor dem Magnetverkleben noch mit Markierungen versehen, um den Verkleber bei der korrekten Ausrichtung zu unterstützen - nicht dass der 56ste Magnet nimmer in seine letzte Lücke passt...

Einzelne Magnete sind auch etwas zu tief in der Felge verklebt, so dass die wahrscheinlich auf einem Innenradius aufliegen, was sie zu großen Reibereien mit dem Stator veranlasst hat:
erider_5kW-Radnabenmotor_Magnete-verschoben.JPG
Nach dieser Dokumentation der reibenden Gewaltorgien noch eine ganz große Großaufnahme eines Phasen-Litzenbündels, das so natürlich weit flexibler um die Polschuhe gewickelt werden kann und auch nur so in die schmalen Polspalte passt:
erider_5kW-Radnabenmotor_Wicklung.JPG
Das sind sicher 30 Lackdrähtchen pro Phase, und scheinbar nur 2,5 Windungen pro Polschuh :o Das aber mal 21 auf den Umfang verteilt, und sich abstoßend und anziehend an nicht besonders kräftigem, aber ebenfalls auf dem ganzen Umfang verteilten Magneten, erzeugt bei meinen 100A Batteriestrom beim Anfahren mal kurz 160 bis 180Nm am Reifen :mrgreen:
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von gervais »

Saubere Doku, Respekt ! Grusel. Man wundert sich, dass diese Motoren überhaupt 50km überstehen. :o

Herbikum
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von Herbikum »

Vielen Dank für diese tollen Beiträge im Forum. Ich habe zwar ne ganz andere Kiste, aber von solchen Beiträgen lernt mant am meisten.

(...und nicht von diesen zahlreichen, kurzangebundenen, besserwisserischen Kurzantworten mancher Mitglieder, die dadurch versuchen irgendeine persönliche Fehlentwicklung zu kompensieren ;) )

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Schmendrik
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von Schmendrik »

Prima Doku. Sieht sehr eindrucksvoll aus! :)
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

Schmendrik hat geschrieben:Prima Doku. Sieht sehr eindrucksvoll aus! :)
Danke! Aber nur schade, dass das Ganze unsichtbar im Alurad eingesperrt ist. Mich hat das auch schon von Anfang an "gebitzelt", wie genau es in meinem Hinterrad drin aussieht - endlich weiß ich es :D
Heute sollten die Ersatzlager kommen, zwei SKF 6005 2RSH. Die Wellendichtringe sind nur per Normalpost unterwegs, mal schauen, wann die aufkreuzen. Aber zurest muss ich die Zeit finden, den Stator abzuschleifen. Am liebsten würde ich das ganze Kabelgedöns in die Statorspeichen flechten und einen Wellenstummel irgendwie an meine Bohrmaschine andocken, dann könnte ich den langsam drehen lassen und ganz in Ruhe mit Flex oder Minischleifer ans Werk gehen. Und schön rund würde das Ganze dann auch...
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von Schmendrik »

Aber das Zeug rieb doch nicht von Anfang an, oder?
Als ich meinen Rotor wieder einbaute, stellte ich auch erst fest, dass der etwas rieb. Aber nochmal neu angesetzt und das Ding lief. Vielleicht ist mit neuen Lagern alles wieder OK?
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

@ Schmendrik: Erstmals in meinem Logbuch erwähnt habe ich die zyklischen "Zing"-Geräusche aus dem Motor nach nicht ganz 6000km Laufleistung. Allerdings schrieb ich da schon "Reibgeräusche Stator-Rotor leicht verstärkt...", d.h. die Reib-Geräusche traten schon viel früher auf. Aber Anfangs war es nur bei heißem Motor nach der Ankunft Abends zuhause. Da war also von Anfang an zu wenig Luftspalt speziell unten am Stator.
Das linke Lager fühlte sich vor dem Ausbau aus dem Deckel eigentlich neuwertig an, nur das rechte Lager hat ein bisschen gerattert, war aber auch noch recht spielarm. Da muss einfach rundum mindestens 0,1mm runter. Ich habe bloß keinen so großen Messschieber zur Hand. Am Besten wäre es sicher auf einer größeren Drehmaschine mit der Statorbearbeitung, dann würde es auch RICHTIG rund...

@ Alfred: Exzellent beobachtet, das scheinen tatsächlich kleine Bambusscheite zu sein in den Polspalten! Das wäre ja dann schon fast ein "grüner" Stator, teils aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt :lol: Aber im Ernst: Bambus gehört mit zu den besten Faserverbundwerkstoffen in der Natur und ist auch ungemein haltbar.
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

Der Vollständigkeit halber hier die Verknüpfung zum Motorzerlegungsthema von Titanusmann. Es ist prakitsch derselbe Motor, hatte aber ein durchgebranntes Phasenkabel am Stator. Auch sonst ist ein Vergleich interessant, weil es doch Detailunterschiede in der Verarbeitung gibt zwischen unseren zwei erider Motoren:
viewtopic.php?f=35&t=2985
Ganz am Anfang sind schon eine Menge Bilder. Und die Hallsensorstecker habe ich nicht abgeschnitten, sondern so gut wie möglich unbeschädigt zerlegt.
Ich hatte nach diesem Thema gesucht, aber nicht mehr gefunden. Dort hätte ich z.B. gelernt, dass es besser ist, beim Trennen von Stator und Rotor eine Wellenmutter auf der Scheibenbremsenseite aufzuschrauben, um einerseits das Gewinde beim auf den Boden knallen zu schützen (bei mir war wenigstens eine PVC-Matte zwischen Betonboden und Gewinde), aber um andererseits durch nicht ganz aufschrauben die schebeinbremsenseitige Welle um entscheidende mm zu verlängern, so dass bei Ankunft des Rades am Boden der Stator GANZ aus dem Rotor rausguckt und man gemäß Titanusmanns Tipp ein festen Karton zwischen Stator und Rotor schieben kann, um dann in aller Ruhe die Wellenmutter wieder runterzudrehen und den Stator vollends rauszuziehen.

Eine Drehmaschine zum Statortuning hat sch im Bekanntenkreis gefunden, nur noch kein geeignetes Zeitfenster...
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Re: erider 5kW Radnabenmotor

Beitrag von MEroller »

Wenn ich mir die Überziehsocke von Titanusmanns durchgebranntem Phasenlackdrahtbündel anschaue
Bild
und das verkohlte Aussehen mit selbigem vom Sternpunkt meines Stators vergleiche
Bild
wird es mir ganz anders :shock:
Der Kabelbinder im Bild unten links wird dran glauben müssen, und die schon halb verkohlte Socke wird die dortige Bescherung preisgeben müssen. Am Besten noch bevor der Stator kurzzeitig auf der Drehmaschine zum Rotor wird - nicht dass mir dabei der verbundene Bürzel jenseits des Kabelbinders um die Ohren fliegt...
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