Kapazitätsangaben

für alles über Litium Akkus (ohne LiFePo)
Wolf01
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Kapazitätsangaben

Beitrag von Wolf01 »

Hallo,
Habe mal eine allgemeine Frage über die angegebene Kapazität.
Mein Lithium Akku hat eine Angabe 48V (54,8V) 18,2A/h
Wenn bei optimalen Bedingungen 20 Grad, der Akku soweit runter gefahren wird, das das BMS abschaltet ca. 40V, gehe ich davon aus, das er leer ist und müsste ca. 18,2 A/h reinladen können (so die Theorie).
Jetzt wird aber behauptet, das das BMS bei einer Restkapazität von 25% abschaltet, demnach kann ich nur 13,65 A/h nachladen.
Meine Frage ist, ist die Kapazitätsangabe nicht die nutzbare Menge? Demnach müsste der Akku ja mit 13,65A/h angegeben werden.
Viele Grüße Wolfgang

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MEroller
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von MEroller »

Zur Verlängerung der Lebensdauer eines Lithium-ionen Akkus ist es ratsam, etwas Abstand sowohl zu ganz voll als auch zu ganz leer zu wahren. Nutzbar ist daher immer weniger, als maximal herauszupressen wäre. Schon bei 25% Ladestand den Betrieb einzustellen ist allerdings schon massiv :roll:

Eher kann es bei fast leerem Akku vorkommen, dass der Fahrer nochmals voll Stoff gibt, z.B. weil es bergauf geht. Dann bricht die Akkuspannung so weit ein, dass das BMS zumacht, weil es meint, die Batterie sei schon komplett leer. Sachte zu Ende gefahren würde aber sicher noch einiges herauszuholen sein.

Aber generell ist es tatsächlich so, dass weniger von der Nenn-Akku-Kapzität nutzbar ist, als man vielleicht erwartet.

Genauso muss auch immer etwas mehr geladen werden, als man entnehmen konnte, denn 100% Lade- und Entladewirkungsgrad haben auch moderne Li-Ionen Akkus noch nicht.

Und die Kapazität wird in Ah angegeben, nicht A/h ;)
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Tommmi
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von Tommmi »

Eine gute Sache wäre wenn Hersteller von Haus aus nicht Entladekapazitäten angeben würde die bis nach 2,5V herunterreichen.
Das das aber alle machen und bei 3V spätestens ein gutes BMS zumacht bekommt keiner das raus was draufsteht.
Wer mal die Entladekurven bei Lithium anschaut sieht aber auch das unter 3,3V nichts brauchbares mehr aus den Zellen kommt. Allzuviel geht also nicht verloren. Ebenso wenn die Ladung auf 4,1V begrenzt ist verliert man nur sehr wenig an Kapazität.
Ich glaube Tesla gibt echte Kapazitäten an und wenn die Kapazität zu stark nachlässt können Sie das BMS noch etwas weiter öffnen um wieder auszubügeln.
Die Zero liegt ungefähr bei 4,14V beim laden, auf 4,15V hab ich meinen Heimspeicher gestellt. Beim entladen lasse ich aber bei 3,3V unter Last komplett beenden was vermutlich aber nie eintreten wird.

Wolf01
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von Wolf01 »

MEroller
Du hast natürlich Recht, man sollte den Akku möglichst nicht zu tief entladen, beim laden liegst du falsch, wenn man den Akku nicht voll lädt, verhinderst du das Balancieren der Zellen, was ja erst beim vollständigen laden erfolgt, somit hast du Spannungsunterschiede bei den in Reihe geschalteten Zellen, was dauerhaft zu einer Schädigung führt.
Der Sinn meiner Frage ist eher, wie das Rechtlich aussieht, wie viel darf der Hersteller die angegebene Kapazität, die er angegeben hat unterschreiten?
Wenn ich als Beispiel max. 15 AH laden kann, bei einem 20AH Akku.
Demnach wären ja die Berechnungsformeln zur Bestimmung der Kapazität falsch, man geht da immer von der Nennkapazität aus, siehe hier:
https://www.akkuline.de/akku-rechner/ak ... it-rechner

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Tommmi
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von Tommmi »

Da hast Du nur bedingt recht. Die Zero ist mit dem Balancing angepasst und auch bei meinem BMS hab ich bleeden ab 4,13v eingestellt.
Der riesen Akku hat allerdings nur 0,001 bis maximal 0,007v Differenz und daher greift das BMS gar nicht ein. Akku hat aber auch erst 3 Zyklen wo 999ah angeben sind, er hat mehr aber das BMS unterstützt keine höheren Angaben.
Bei den Samsung 35e Zellen habe ich aber schon lange bemerkt das die ersten 3-4 Jahre eigentlich auch nur ein Protection Board reichen würde, denn die bleiben in Balance.
Bei programmierbaren BMS machen viele den Fehler und lassen das Balancing schon bei 4v beginnen. Das macht die Sache dann aber mehr schlimmer als besser.

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Fasemann
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von Fasemann »

Einfach ein Coulometer montieren und die Werte passend zum Akku einstellen. Ich habe es bei mir ein paarmal probiert und dann individuell eingestellt. Voll kann ich mit dem passenden LG und der Endspannung beeinflussen und leer habe ich auf 57 V gestellt, weil 20 S x 2,8 V. Die Zellen sind mittlerweile über 8 Jahre alt, waren schon tiefentladen und haben bei mir über 11000 km gelaufen.
Von 2017 an 2x GoE zusammen mit 25 Tkm verkauft 4/24
Nova E-Retro Star exBlei aus 2020, ab 02/24 und 1000 km mit Lithium.
4/24 Tisto Luna mit 700 km eingezogen

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MEroller
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von MEroller »

Wolf01 hat geschrieben:
So 20. Feb 2022, 10:06
... beim laden liegst du falsch, wenn man den Akku nicht voll lädt, verhinderst du das Balancieren der Zellen, was ja erst beim vollständigen laden erfolgt, somit hast du Spannungsunterschiede bei den in Reihe geschalteten Zellen, was dauerhaft zu einer Schädigung führt.
Dein Wort in John Bannister Goodenoughs Ohr :D Tommmi hat dankenswerterweise schon korrigierend eingegriffen, danke :D
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dominik
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von dominik »

Beim laden und entladen hat jeder seine eigenen Ideen, was schlussendlich das beste ist werden wir privatiers nie raus kriegen und ist auch stark von der Zellchemie und vom Aufbau abhängig.
Ich lade maximal bis 4,17V pro Zelle, dann aber nur mit 1/20 C unten habe ich 2,9V stehen.
Mit 1/3C lade ich nur bis 4,12V
Mit 0,7C lade ich nur bis 4,07V. Der kleine 5A onboard Lader macht dann immer den Rest, damit das BMS auch Zeit zum balancieren hat.

Ich lade nicht immer voll und fahre nie wirklich leer. Habe bislang auf 4500km dreimal bis 3,3V entladen.

Geladen wird so jedes 3-4 mal Richtung 4,1V und nur so etwa jedes 8mal gbis 4,17V (bei mir ganz voll).
Balancing beginnt bei mir aktuell bei 4,05V, wo da der optimale Wert ist erschließt sich mir auch noch nicht ganz.
Auf der Arbeit haben wir ettliche Akkus im Einsatz welche beim laden schon bei 3,3V das Balancing beginnt.

Ganz voll oder ganz leer stehen lassen ist auf jeden Fall nicht förderlich für die Lebensdauer.

Wenn ich einen Akku gewerblich verkaufen würde, würde ich 4,1 und 3,3 als Grenzen vorgeben. Man weiß ja nie was der Kunde damit anstellt. Den Winter über am Ladegerät hängen lassen oder gar leer überwintern schadet sicher mehr als bgelegentlich etwas mehr Kapazität zu nutzen.
Masini Extremo Neuaufbau 2021 7,7kwh Li-NMC Fardriver ND721800 400bA 1400pA

42-58,5V CC/CV Netzteile/Lader mit 1-4kW zu verkaufen 0,65-2,2kg klein, leicht, langlebig

Wolf01
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von Wolf01 »

Damit ist meine Frage der Kapazitätsangabe aber nicht beantwortet, darf ein Akku mit 20AH angegeben sein, wenn ich max. 15 AH reinladen kann und wo ist da die Grenze?

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MEroller
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Re: Kapazitätsangaben

Beitrag von MEroller »

Gesetzliche Grenzen gibt es da nicht. Aber es spricht für eine saubere und faire Herstellerangabe, wenn sowohl Brutto- als auch Nettokapazität eines Akkus genannt werden, so dass solche Zweifel garnicht erst aufkommen.

Toyota hat es m.E. am extremsten mit seinen Prius Hybrid Batterien (Ni-Metallhydrid) gemacht, die das Hybridsystem generell nur etwa 50% der gesamten Akku-kapzität nutzen ließen, im Bereich von etwa 25 bis 75 SoC. So hatten die Dinger quasi ein "ewiges" Leben, und es war so genug Kapazität unten und oben übrig, um über die Fahrzeugnutzung davon etwas abknapsen zu können, so dass für den Nutzer keine Degeneration erkennbar war :D

Dafür aber den Fahrer das halbe Akkugewicht ohne weiteren Nutzen durch die Gegend kutschieren ließen :(
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