Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

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MEroller
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von MEroller »

Nunja, SR+ ist ja schon ein Kompromiss in Richtung weniger Kosten und weniger Reichweite. Mit AHK dann extrem ungünstig...
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kabee
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von kabee »

Und hier nun der 2. Teil. Jetzt neu und mit Fotos in Farbe!

Pünktlich um 15.13 Uhr verzieht sich die Sonne und heftiger Wind kommt auf. War ja klar :-|
Daniel ist im Einladen etwas geübter, denn er hat das ein paar Tage vorher bereits durchexerziert. Topcase samt Halter, Spiegel, Vorderrad werden abmontiert und der M+ kommt mit dem Hinterteil voran in den mit Decken ausgekleideten Kofferraum... :shock: Natürlich nicht ohne vorher die Rücksitze umzulegen :mrgreen: Das ist schon etwas Maßarbeit, geht aber gut. In 30 Minuten ist die Verladung erledigt, noch ein bisschen Papierkram und ein Pipiboxbesuch später geht es weiter. An der Landsberger Allee beim Burger King gibt es einen Hypercharger der EnBW. Ich hab ihn natürlich im Navi von VW nicht gefunden und war reichlich genervt, Daniel hatte dann die Ruhe und hat das Ziel herbeigezaubert.

Durch Zufall trafen wir dort einen Bekannten 8-) Eigentlich wollten wir kulinarische Köstlichkeiten in Form von Currywurst zu uns nehmen, aber weit und breit kein Imbiß offen, Konnopke hat sonntags auch zu... Mann! Was für ein Mist :(
Nunja, während wir uns also im Umfeld der Börgerbraterei die Hinterteile abfrieren, lädt der Golf zwischen 16.18 und 17 Uhr ganze 23,4kW, wir kommen also ordentlich voll aus Berlin raus und werden das auch nötig haben, wie sich zeigt. Interessantes Detail am Rand: Burger und Ladestation sind recht beliebt. Neben uns kam ein Ioniq zum Boxenstopp, Vater mit Kind nutzen die Laderei zur Eispause.
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Für die Fahrt aus Berlin hab ich mich dann aufgrund meiner überragenden Ortskenntnis für Ab durch (die) Mitte entschieden. Ist halt immer noch der schönste Weg Richtung Brandenburger Tor und von dort geradewegs Richtung Charlottenburg und über die Avus dann südwestlich aus Berlin raus. Seit Corona ist Mitte auch nahezu tot, kaum Menschen unterwegs und die Straßen sind derart frei, das waren sie noch nie.
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Unser nächster Stopp sollte dann wieder Dessau-Mildensee sein, das hat ja auf der Hinfahrt gut funktioniert. So langsam merken wir, dass wir schon ein paar Minuten unterwegs sind. Meistens ist es dann ja so, dass man auf dem Heimweg etwas flotter vorankommen möchte. Ich muss mich schon etwas zwingen es nicht zu übertreiben, aber meist fahren wir doch so etwa 120km/h. Deshalb sind wir auch vergleichsweise schnell, um kurz nach halb 7 bereits wieder in Dessau. Letzte Rille, noch 9km Restreichweite zeigt der Bordcomputer an. Hier machen wir jetzt unsere abendliche Futterpause.
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Beim Anschließen dann die Ernüchterung: Ladezeit bis voll knapp 2 Stunden. Hier macht sich das erste Mal die fehlende Akkuklimatisierung beim e-Golf bemerkbar. vMan muss halt auch bedenken, dass wir seit morgens 8 Uhr ununterbrochen - von der halben Stunde Einladen abgesehen - fahren und laden. Das ist für den Akku schon ein bisschen Quälerei. Ohne das jetzt durchgerechnet zu haben, würde ich das dem Auto nicht jede Woche zumuten wollen. Unter diesen Bedingungen kann ich mir vorstellen, dass die Kapazität über die Jahre mehr leiden wird als bei ausschließlichem Stadtverkehr mit Langsamladen.
Burger King wird heute Abend auch nicht so ganz unser Freund. Es ist nur noch der Drive-In offen. Wir rufen an, ob wir ausnahmsweise auch zu Fuß durch dürfen, die Säule im Schlepp hat keine Räder und macht sicher seltsame Geräusche hinter dem Golf. Wir dürfen auch so bestellen. Grund für zu ist, dass eine Kasse den Dienst quittiert hat. Darüber hinaus gibt es noch die bescheuerte Regel, dass man sich mit seinem Futter - auch nicht im Auto - im 50m-Umkreis nicht aufhalten darf. Das führt dazu, dass die Kaufland-Tankstelle mit parkenden Picknickern bevölkert ist. Sogar in den Einkaufswagenhäuschen vom Kaufland wird gespeist. Man kann im Umkreis nichtmal ungestört seine Notdurft verrichten... Ich musste tatsächlich meinen auserkorenen Baum gegen einen Hund verteidigen :lol:
Inzwischen wird es auch kalt und etwas Regen setzt ein. Die Ladesäule hat ein Einsehen mit uns und lässt uns 56 Minuten später um 19.35 Uhr mit 22,7kWh mehr im Akku von der Leine. Nächster Stopp dann wieder in Sangerhausen.

Es wird langsam dunkel. Halle bei Nacht ist irgendwie schöner. Westlich bringt uns die A143 wieder auf die A38. Besonders imposant ist nachts auf der A143 in südlicher Richtung der Blick nach links (osten) aus dem Fenster auf die ehemaligen, jetzt sehr dezimierten BUNA-Werke, die inzwischen im Dow Olefinverbund Schkopau aufgegangen sind. Das war mal das industrielle Herz der DDR.

Um kurz nach 21 Uhr erreichen wir den Rasthof in Sangerhausen.
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Hier machen wir nur einen kurzen Stopp, versorgen uns mit Getränken und machen dann ganz gemütlich weiter nach Nordhausen. Die 28 Minuten Laden bringen uns 12,3kWh in den Akku. Von einer Ankuft um 11 zurück in Kassel haben wir uns bereits verabschiedet. Aber ist egal, wir haben es ja nicht eilig. Halbe Stunde Fahrt nach Nordhausen und dort noch ein letztes Mal Strom tanken. 22.04 Uhr erreichen wir den letzten Stopp in völliger Dunkelheit.
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Kein Mensch scheint es dort für Möglich zu halten, dass zu solcher Zeit jemand Bedarf für Traktionsenergie hat. Naja, wenigstens kann man sich so in aller Ruhe erleichtern. Okay, nicht ganz. Die nächtliche Ruhe wird offensichtlich gern von örtlichen Gestalten genutzt, die irgendwelche Flüssigkeiten in die Kanalisation verklappen. Bananenrepublik Deutschland...

Daniel wird langsam ungeduldig. Ich merke auch, dass der Tag schon etwas alt ist und wir ein paar Stunden Fahrt hinter uns haben. Auch hier laden wir eine gute halbe Stunde, diesmal schafft der Golf noch 11,5kWh. Um ein paar Kilometer zu sparen wollte ich nun den Zipfel der A38 bis zum Dreieck Drammetal sparen und stattdessen bei Arenshausen über die B80 bis Hann. Münden-Hedemünden fahren. Dauert zwar länger, spart wegen Landstraße aber ein bisschen Strom. Da der Heidkopftunnel derzeit eh gesperrt ist, ist der zeitliche Verlust durch die ersparte Umleitung vernachlässigbar.
Der Bordcomputer signalisiert mir, ich möge es ruhiger angehen lassen, wenn wir ohne nochmaligen Ladestopp ankommen wollen. An der Anschlussstelle Arenshausen müssten wir eh abfahren, aber ich sehe, dass die Sperre des Heidkopftunnels wohl kurz zuvor aufgehoben wurde. Nun spart uns der Weg durch den Berg etwa 15 Kilometer, also machen wir das. Ein paar Minuten vor Mitternacht kommen wir mit ebenjenen 15km Restreichweite dann ziemlich fertig zu Hause an.

Fazit und Statistik kommen in einem dritten Teil.
Zuletzt geändert von kabee am Di 13. Apr 2021, 00:46, insgesamt 2-mal geändert.

Evolution
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von Evolution »

Schicke uns die Bilder. Am besten dem Admin. Wir hängen sie dran an.

kabee
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von kabee »

Evolution hat geschrieben:
Sa 10. Apr 2021, 08:32
Schicke uns die Bilder. Am besten dem Admin. Wir hängen sie dran an.
Danke fürs Limit hochsetzen :-)

So, es fehlt ja noch das Fazit. Was soll ich sagen? Ich habe dieses Erlebnis nun schon mit einigen Menschen teilen dürfen. Meistens erntet das dann ungläubiges Staunen oder Kopfschütteln. Ich weiß, vor zwei Jahren hätte ich jemanden der sowas macht auch für etwas freaky abgestempelt. Ich hatte zwischenzeitlich ebenfalls Gelegenheit, mich mit einem Mitarbeiter von VW aus der E-Antriebsentwicklung auszutauschen. Der fand das spannend und merkte auch an, dass man mit etwas Fahrdisziplin die Reduzierung der Ladeleistung einen Stopp nach hinten schieben kann. Aber im Sommer wird das dann auch nichts mehr, wenn auf der Autobahn von unten der heiße Belag eine schöne Unterhitze für die Akkus abgibt.

Das Fahrgefühl ist sehr angenehm. Ich will jetzt keine Werbung für VW machen, aber Autos können sie bauen. Mit gutem Fahrwerk und Sitzen, auf denen man Tage verbringen kann ohne danach zum Orthopäden zu müssen. Bei gemächlicher Geschwindigkeit, ohne großen LKW-Verkehr, den Annehmlichkeiten des teilautomatisierten Fahrens (Abstandstempomat, Spurhalteassistent) und entsprechender Fahrerfahrung kann man es locker angehen lassen und hat nach der Fahrt auch keine Kopfschmerzen. Ich genieße an einer Reise vor allem auch den Weg. Als es noch ging bin ich die Schienen Europas mit Nachtzügen abgefahren. Von der Grenze zum Iran bis Nordnorwegen und Südspanien, Inverness in Schottland bis Palermo auf Sizilien hab ich einiges "erfahren". Überwindung von Distanz als einen Weg wahrzunehmen, auf dem zwischen beiden Punkten etwas ist, Menschen leben, das macht etwas demütig und sorgt dafür, Mobilität bewusster wahrzunehmen. Für mich macht das "Reisen" aus. Auch die EICMA 2019 habe ich nicht wie das Jahr zuvor mit dem Flieger, sondern mit der Bahn besucht. Jetzt ist das Ganze aber eigentlich keine Urlaubsfahrt gewesen, sondern hat in gewisser Weise auch einen kommerziellen Hintergrund gehabt. Also können wir uns Pathos und Nostalgie auch ein Stück weit schenken. Ich bin mir auch recht sicher, dass die Fahrt im Tesla deutlich schneller vonstatten gegangen wäre, aber für meinen Geschmack ist da der Sitzkomfort für Langstrecke nicht so gut und nach näherer Konsultation der Kofferraummaße wäre es mit dem Verladen des Rollers wohl etwas schwieriger geworden.

Kommen wir mal zu den kommerziellen Rahmenbedingungen:

Kosten fürs Laden: 46,83€ plus die heimische Voll-Ladung vor der Abfahrt, da rechne ich noch mal 8,25€ (30kWh*27,5ct) drauf, also sind es dann 55,08€.
Konsultieren wir mal die Fahrtstatistik, um das in Relation zu setzen:
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Auf 100km gerechnet sind das dann 6,60€. Bei den aktuellen Dieselpreisen entspricht das einem Zielverbrauch von knapp über 5 Litern auf 100km. Ich bin mir nicht sicher ob man das bei normaler Fahrt schafft, aber bei unserem Fahrprofil mit max. 120km/h aber eher so 100km/h ist das nicht unmöglich. Nehmen wir an, wir hätten wie in anderen zivilisierten Ländern ein Tempolimit von 120km/h, können wir uns getrost von dem Gedanken verabschieden, das Fahren eines Elektroautos sei grundsätzlich kostengünstiger.

*bäm* Traum zerstört :(

Okay, Krönchen wieder richten. Mit einem Benziner müssten wir einen Verbrauch von 4,1 Litern auf 100km erreichen, das halte ich nicht für machbar.
Was sagt uns das? Wir pumpen Milliarden in den Ausbau der Elektromobilität, gleichzeitig subventionieren wir weiter fossile Treibstoffe. Was ein Irrsinn. In den Bereichen von wirtschaftlicher Relevanz, wo Investitionsentscheidungen getroffen werden, sind wir trotz großem Geschrei einiger Youtube-Emobilitäts-Influencer weit entfernt davon, dass sich der Umstieg auf die Elektromobilität für Unternehmen auszahlt. Ganz davon abgesehen, dass ich dienstliche Fahrten als Unternehmer schon gern effizient abgewickelt haben möchte. Dafür fehlt es bei effizienten Fahrzeugen schlicht noch an Reichweite und schnellen Lademöglichkeiten um selbst in einem Aktionsradius von 120km vergleichbare Fahrtzeiten hinzubekommen. Ich sehe da leider auch kein Land in Sicht. Autos mit realen Anschaffungspreisen von um die 12.000€ (wenn wir die Förderung einrechnen, was wir ja erstmal müssen) werden auch künftig dem Stadtverkehr vorbehalten sein. Größere Akkus und schnelleres Laden ist da nicht zu bekommen. Und selbst wenn Tesla sowas in der Art mit dem Model 2 in 2025 abdecken würde, fehlen Stand heute immer noch entsprechende Lademöglichkeiten. Um das realistisch erscheinen zu lassen, müsste auf jedem Dorfplatz ein Supercharger stehen.

Das zum Thema, was sich ändern müsste, damit das Thema e-Mobilität in der Masse ankommt und akzeptiert wird.

Jetzt will ich mir die Tour doch noch etwas schon rechnen: Unser Sprinter braucht 11 Liter Diesel auf 100km. Mal weniger, mal mehr. Das macht an Treibstoffkosten 119,40€. Jetzt kann man sich überlegen, ob es einem 64,32€ wert ist, für so eine Tour 4 Stunden länger zu brauchen. Als idealistischer Unternehmer, der allein fährt und seinen Sonntag dafür opfert ist das okay. Über den Rest hüllen wir den Mantel des Schweigens.

Eigentlich wollte ich die Fahrt machen um herauszufinden, ob unser Sprinter irgendwann man durch einen Tesla mit Anhänger oder durch einen elektrischen Transporter abgelöst wird. Für unsere Zwecke wird es ein elektrischer Transporter werden. Inzwischen gibt es sowas mit akzeptabler Reichweite von mindestens 200km auch im Winter und zuverlässiger Schnell-Ladeleistung ohne Akkugate bereits im Preisbereich von 35.000€. Zudem ist der Transporter deutlich billiger im Unterhalt. So ein Tesla fürs Geschäft kostet allein schon 130€ Versicherung im Monat. Dazu noch das Gejuckel mit dem Hänger - lade damit mal am SuC... Dann die Privatnutzung mit entsprechendem Papierkram drumherum. Ich denke, die Entscheidung ist gefallen und wenn Geld übrig ist, steht bald ein großer Stromcontainer im Hof ;-)

Zum Schluss noch ein sinngemäß wiedergegebener Kommentar von meinem Mitfahrer Daniel:

Eigentlich habe ich mir die Fahrt viel schlimmer und langweiliger vorgestellt. Wenn man das nicht jeden Tag machen muss, sondern ganz normal seine 3-4x im Jahr eine längere Strecke fährt ist das voll okay, mehr als okay. Um das zu beurteilen, muss man das aber selbst mal erlebt haben. Das Laden ging bis auf die eine Ausnahme erstaunlich problemlos, ganz im Gegensatz zu den Horrorgeschichten, die immer durch die Medien geistern. Das Fahrgefühl ist wirklich ganz anders und viel entspannter. Für sich privat ist das sicher ein "Opfer", was auch heute schon jeder für sich bringen könnte, um das Klima zu retten.

Evolution
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von Evolution »

Danke für den ausführlichen Bericht, Kabee. Ich betrachte Deine Schilderung als eine Momentaufnahme im Lauf der ständigen Veränderung von Angebot und Nachfrage bei den Ladesäulen.

Wenn man bedenkt das die Bundesregierung für die Förderung von Ladesäulen in einem Zeitraum von 2017 - 2020 nur 300 Millionen zur Verfügung gestellt hat mit dem Ziel des Aufbaus von 150000 Ladestationen erkennt man die Investitionslücke. Soweit ich das richtig sehe, baut nur Tesla die Ladeinfrastruktur für seine Fahrzeuge aus. Die Deutschen Autobauer glänzen durch Nichtstun. Auch die großen Stromanbieter in Deutschland haben bisher dieses unternehmerische Chance nicht erkannt.

STW
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von STW »

Bis auf die Formulierung "Wir pumpen Milliarden in den Ausbau der Elektromobilität, gleichzeitig subventionieren wir weiter fossile Treibstoffe." ein schöner Bericht (das Wort "Subventionierung" stört mich bei der Höhe an Steuern, die zu entrichten sind), der auch die momentan nicht gegebene Wirtschaftlichkeit des Unterfangens thematisiert.

Stand heute halte ich die elektrische Mobilität für den Nahverkehr, auf dem ja tatsächlich die meisten Fahrten stattfinden, für sinnvoll. Je kleiner das Fahrzeug, desto besser. Also Roller, Zoe, E-Golf usw.. Für weitere Touren dann eben einen Benziner, und wenn es sich das Vorhalten im Fuhrpark nicht rechnet, dann eben einen Leihwagen. Das wäre durchaus ein Modell: Berufs- und Shoppingverkehr elektrisch, Urlaub und andere Fahrten (noch) dann mit einem (geliehenen) Benziner.

Gerade in Beriin meine ich, dass der Anteil der kleinen E-Autos leicht und kontinuierlich zunimmt, Smart, BMW, Zoe, ..., die Schlaglochsucher sind immer häufiger im Berufsverkehr zu sehen Nicht zu sehen ist dagegen der Ausbau einer Ladeinfrastruktur, die paar Säulen in meiner Nähe sind immer in Beschlag.

Bei dem Bericht fällt mir noch ein: kann es sein, dass Du über Alt-Moabit gefahren bist? Wenn ja, und Du Dich an einen NGT erinnerst mit großen Windschild und fettem TopCase - das war ich dann. Ich weiß noch, dass ich mich auf dem Rückweg von meinem Zweitjob über einen E-Auto mit Kennzeichen von weit her gewundert hatte.
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von kabee »

STW hat geschrieben:
Di 13. Apr 2021, 08:28
Bis auf die Formulierung "Wir pumpen Milliarden in den Ausbau der Elektromobilität, gleichzeitig subventionieren wir weiter fossile Treibstoffe." ein schöner Bericht (das Wort "Subventionierung" stört mich bei der Höhe an Steuern, die zu entrichten sind), der auch die momentan nicht gegebene Wirtschaftlichkeit des Unterfangens thematisiert.
Naja, der Diesel wird als das Maß aller Dinge angesehen und vom Staat mit jährlich 9 Mrd. € Steuerermäßigung gefördert. Ich finde, dass das die Bemühungen um die Verkehrs- und Energiewende konterkariert und zusätzlich in einem unvertretbaren Maß Verkehr induziert.
STW hat geschrieben:
Di 13. Apr 2021, 08:28
Stand heute halte ich die elektrische Mobilität für den Nahverkehr, auf dem ja tatsächlich die meisten Fahrten stattfinden, für sinnvoll. Je kleiner das Fahrzeug, desto besser. Also Roller, Zoe, E-Golf usw.. Für weitere Touren dann eben einen Benziner, und wenn es sich das Vorhalten im Fuhrpark nicht rechnet, dann eben einen Leihwagen. Das wäre durchaus ein Modell: Berufs- und Shoppingverkehr elektrisch, Urlaub und andere Fahrten (noch) dann mit einem (geliehenen) Benziner.
Das wird unsere Verkehrsprobleme auch nicht lösen. Eigentlich müssen wir dahin kommen, dass Strecken im Fernverkehr über 50km per Bahn zurückgelegt werden. Wenn man im Jahr die 9 Mrd. € in den Ausbau von Infrastruktur und Angebot des Bahnverkehrs stecken würde, wäre das in absehbarer Zeit nicht mehr so eine Quälerei.
STW hat geschrieben:
Di 13. Apr 2021, 08:28
Gerade in Beriin meine ich, dass der Anteil der kleinen E-Autos leicht und kontinuierlich zunimmt, Smart, BMW, Zoe, ..., die Schlaglochsucher sind immer häufiger im Berufsverkehr zu sehen Nicht zu sehen ist dagegen der Ausbau einer Ladeinfrastruktur, die paar Säulen in meiner Nähe sind immer in Beschlag.
Ich hab auch jede Mene WeShare-e-Golf in Berlin gesehen. Das ist bei euch dann wohl auch das Problem: Die parken die Ladesäulen zu.
Nach meiner Wahrnehmung gibt es in Berlin schon viele Ladepunkte, aber leider nur wenige mit CCS. Aber wir sind in Kassel auch sehr gestraft. wir haben gerade mal 15 Säulen in der Stadt, die öffentlich nutzbar sind.
STW hat geschrieben:
Di 13. Apr 2021, 08:28
Bei dem Bericht fällt mir noch ein: kann es sein, dass Du über Alt-Moabit gefahren bist? Wenn ja, und Du Dich an einen NGT erinnerst mit großen Windschild und fettem TopCase - das war ich dann. Ich weiß noch, dass ich mich auf dem Rückweg von meinem Zweitjob über einen E-Auto mit Kennzeichen von weit her gewundert hatte.
Wir sind von der Landsberger direkt über die B2 durch Mitte hoch zur Messe. Ich kann mich nicht erinnern einen NGT gesehen zu haben. Es war so leer, das wäre mir bestimmt aufgefallen ;-)

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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von mombi »

Danke @kabee ! Toller Bericht.

Ein Elektrotransporter mit gutem Temperaturmanagement des Akkus ist sicher die beste Wahl für Dich.

Habe hier auch noch eine Lesetipp für alle interessierten. Meist testen ja Fossilfahrer E-Autos und meckern an vielem rum einfach nur weil es anders ist.
Hier mal der Umgekehrte Fall:
https://graslutscher.de/meine-unerfreul ... rdoelauto/
Wieso laufen? Habe doch zwei gesunde Reifen!

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Mr.Eight
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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von Mr.Eight »

Kabee, Danke für den Bericht. Der war auf jeden Fall lesenswert.
Bei Youtube gib es ähnliche Resümees,

Fazit... es dauert einfach länger und man kann nicht fahren wie man will. Ganz abgesehen davon ob die Ladestationen überhaupt funktionieren. Spannend sind ich auch den Test wo drei Identische Fahrzeuge die gleiche Strecke fahren. Eines darf nur 100km/h fahren, das nächste 120km/h und das dritte 150km/h.
Gewinner war 120km/h. Er hatte den besten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit, Verbrauch und Ladezeit und war somit erster am Ziel.

Für mich zeigt es, das reine E-Mobilität für Langstrecke aktuell noch keine Lösung ist.
Auch ein weiterer Bericht zeigt mir, das der Unterboden, der gerne Mal aufsetzt oder über etwas darüber fährt zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen kann. Bei einem Verbrenner zerreißt es die Ölwanne oder andere Kleinigkeiten die bis zu einem Motorschaden führen können. Das kostet dann mal rund 5.000 Euro.
Wenn das dann mit dem Akku am Unterboden passiert sind das schnell mal 10.000-30.000 Euro.
Gerade einen Bericht dazu gelesen, das da wohl ein Hersteller gerade besonders davon betroffen ist.

Wie man es dreht und wendet... willst du mehr als 400km fahren - und das zügig, mit wenig Pause, dann bleibt eine hybride Variante jeglicher Art kaum aus.
Bild

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Re: Wie man ein elektrisches Fahrzeug in einem elektrischen Fahrzeug holt

Beitrag von Evolution »

Das kommt allerdings nur dann in Betracht, wenn die hybride Variante einen sinnvoll dimensionierten Kraftstofftank anbietet. Denn wenn man oft längere Strecken fahren will/muss, ist bei der derzeitigen Ladestellensituation und der Dauer des Ladevorgangs, der Benziner/Diesel leider noch die bessere Alternative.

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