Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

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Ortenauer
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Ortenauer »

Also ich weiß ja nicht...
"Noch immer fehlen Standards wie ein einheitliches Bezahlsystem, die garantieren, dass auch Kunden der Stadtwerke München in Flensburg an jeder Ladestation Strom nachtanken können."

Ad Hoc laden ist weitverbreitet, muss halt mit einem Aufschlag bezahlt werden.
Im Vergleich dazu, die konventionelle Tankstelle. falls ich da die nächstbeste anfahre bezahle ich auch mehr als bei einem Vergleich notwendig ist.

Mit einem E-Fahrzeug entscheide ich mich, in einem nächsten Schritt, auch für einen "Ladestationenbetreiber". Dort sind die Preise transparent UND stabil. Auch wird noch nicht einmal eine Karte benötigt. Bei der Tanke bin ich dem willkürlichen fast stündlichem Auf und Ab der Preise ausgesetzt. Von Urlaubszeiten gleich gar nicht zu sprechen. Falls ich günstig oder von z. B. von Shell tanken will, muss ich Umwege in Kauf nehmen.

Last but not least... Laden viele E-Mobilsten zu Hause. Mit meinen Rollern tanke ich in aller Regel daheim oder am Arbeitsplatz. Im Verbrennerbereich geht das gleich gar nicht.

Fazit für mich: Konventionelles Tanken hat auch viele Nachteile. Der Artikel greift sie nicht auf. Und sich selbst ist man sich dessen gar nicht mehr bewusst. Es ist halt so wie es ist.
Grüße Franz

Bibl23
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Bibl23 »

Weil ich seit ca. 3 Jahren rein elektrisch fahre (neben NIU und Zero gibt es noch einen Kona), möchte ich jetzt einfach mal meine Erfahrungen aus zwei Rundreisen MIT DACHZELT erzählen. Und weil Vergleiche ja so gerne benutzt werden, ziehe ich jeweils auch einen Vergleich zu meinem A5 TDI in Bezug auf die Kosten.

Achja: Ich wohne zur Miete, kann weder auf Arbeit noch zuhause laden und der nächste einzelne AC-Lader ist ca. 1,5 km entfernt!

2020 - Deutschland-Tour mit dem Kona (3500 km)
Wir sind mit Dachzelt durch alle Bundesländer gefahren und haben versucht möglichst wenig Kosten für das Laden zu generieren. Also haben wir häufig AC geladen und DC grundsätzlich mit der Naturstromkarte (damals noch knapp 8€/Ladung). Insgesamt sind wir für 130€ Ladekosten die Strecke gefahren, aber es war wirklich anstrengend, da

1. Ein Pauschalpreis immer einen möglichst großen Ladehub benötigt und
2. dadurch Säulen in Pinkelpausen ausgelassen, dafür aber dann wieder eine längere Wartezeit an einem Lader eingeplant wurde.

2021 - Deutschland-Tour mit dem Kona (2500 km)
Ich habe mir diesmal - auch für einen Test von elvah - die Flat für meinen Kona von 159€ geordert. Dadurch waren wir so flexibel und konnten einfach anstecken und laden - egal an welcher Säule. DAS war dann E-Mobilität, wie sie sein muss, denn bei jeder Pinkel- oder Essenspause haben wir einfach angesteckt und geladen. Die Wartezeit für das Laden auf der gesamten Tour waren damit vielleicht 5 min, weil diese E.Off-Lader einfach nicht verriegelt haben...

Aber: Während ab Thüringen westwärts wirklich jede angefahrene Raststätte mindestens einen Triple-Charger hatte, sah die Geschichte in Meck-Pomm, Brandenburg und Sachsen-Anhalt wirklich gruselig aus. Da gab's einfach gar nix... und wenn dann mal ein Lader da war, war dieser ein einzelner E.Off, der ständig die Ladung abgebrochen hat. Kurz: Die Nordosten muss massiv ausbauen!!! Aber auch so gehört für mich an jeden noch so kleinen Rastplatz ein Schnelllader! Außerdem muss ich das Thema AC-Ladung kritisch betrachten. Obwohl AC sinnvoll und auch günstiger wäre, haben wir exakt 0 mal an AC geladen! Auf KEINEM der Parkplätze wo wir länger standen (ab 3 Stunden), gab es eine AC-Säule. Kurz: Wo man parken kann, müssen Lademöglichkeiten hin. So nen AC-Lader kostet nun wirklich nicht viel, wenn es eine normale Wallbox ist. (sonst würden wir in der Bürger Energie Drebach eG die Dinger ja nicht ins Land stellen)

Zu den Kosten:
2500 bzw. 3500 km zu ca. 150€ Stromkosten (die elvah-Flat konnte ich ja nach dem Urlaub noch weiterhin nutzen) sind völlig ok. Mit dem damaligen EnBW-Tarif wäre ich in etwa bei denselben Kosten gelandet, wenn ich IONITY gemieden hätte. Bei meinem Audi hätte mich die Strecke ca. 300 - 400€ an Diesel gekostet.
ABER: Eine Durchsicht hat eben auch 1500€ statt 100€, die Steuer hat eben auch 400€ statt 0€ und die Versicherung hat eben auch 700€ statt 250€ gekostet. Und da ich primär in der Stadt fahre, hat sich beim Verbrauch nur die Einheit geändert. Aus 11 l/100km sind nun 11 kWh/100km geworden und das Fahren ist um ein vielfaches angenehmer...

Viel Text, kurzes Fazit:
Wenn der Ausbau weiterhin voranschreitet und man wirklich IMMER laden kann, wenn das Auto steht, macht das die Ladung nicht nur günstiger (bessere Auslastung der Säulen), sondern entspannt massiv. Und die meisten - auch hier im Forum - müssen endlich von dieser 0-100-Denke wegkommen. Ich habe in den 2.500 km vielleicht 50 oder 60 mal geladen... ich weiß es nicht genau, aber frei nach Ove: "steht er, dann lädt er!". :-)
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STW
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von STW »

Letztendlich ist es die Existenz des Audis / Autos das Maßgebliche, was Geld kostet. Steuern und Versicherung (Höhe wiederum abhängig vom Schadensfreiheitsrabatt, Höhe der Selbstbeteiligung bei Kasko, Jahreslaufleistung, ...) fallen auch dann an, wenn die Kiste nur steht. Die Inspektion ist bei den Longlife-Intervallen auch alle 2 Jahre fällig (oder vorher bei 30TKm Fahrleistung), selbst wenn nicht gefahren wird. Muss das Auto nicht bei Audi gewartet werden, was Vorgabe bei Leasing oder Finanzierung ist, dann läßt sich der Preis dafür auch nochmals kräftig drücken.
Will sagen: diese Kosten muss man sich individuell auf die eigene Situation kalkulieren.

Man könnte auch rechnen: hättest Du den A5 länger gefahren und von den ersparten Investitionen für ein E-Auto nach und nach den Tank befüllt, dann wäre der Break Even bei xxTKm eingetreten - wenn überhaupt.

Für meine Situation ist die Rechnung: E-Roller für 90% aller Fahrten / 70% aller gefahrenen Jahreskilometer, den Rest per Benzinkutsche (ohne Händlerbindung aufgrund von Finanzierungen), im Moment die wirtschaftlichste Variante, und ohne das Problem, dass wohl bei mir die Akkus eines E-Autos eher kalendarisch als über die Laufleistung wegaltern würden. Das Ergebnis wäre noch besser, wenn ich auf ein Auto verzichten würde und nur im Bedarfsfall ein Auto für längere Strecken oder Urlaub mieten würde. Hier zahle ich für den Luxus, die Kiste im Bedarfsfall vor der Tür stehen zu haben und nicht erst 20 Kilometer zum nächsten Autoverleiher fahren zu müssen, also für die Flexibilität.

Aber wie gesagt: das ist immer eine situationsabhängige Betrachtung - andere Fahrprofile, andere Kosten. Eine positive Entwicklung ist, dass man mit dem E-Auto mittlerweile ohne Ladesäulensuche auch lange Fahrten unternehmen kann.
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Arthur
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Arthur »

Bibl23 hat geschrieben:
Mi 28. Jul 2021, 08:21
Und die meisten - auch hier im Forum - müssen endlich von dieser 0-100-Denke wegkommen. Ich habe in den 2.500 km vielleicht 50 oder 60 mal geladen... ich weiß es nicht genau, aber frei nach Ove: "steht er, dann lädt er!". :-)
Danke. Genau dieses "Tankstellendenken" ist das Problem in vielen Köpfen. Viele schaffen den mentalen Sprung nicht weil sie denken, ein Elektroauto müsse genau gleich geladen werden wie ein Verbrenner getankt wird. Da muss man einfach ein bisschen umdenken. Die meiste Zeit steht ein Auto rum und im Gegensatz zum Verbrenner kann man ein Elektroauto nun mal nicht nur an einer Tankstelle aufladen, sondern an ganz vielen anderen Orten wie zb bei bei vielen Zuhause, bei der Arbeit. Oder im Supermarkt beim Einkaufen oder an jeder Steckdose usw. Ich finds jedenfalls super, dass ich nicht mehr jedes Mal extra an die Tankstelle fahren muss.

Prinzipiell verstehe ich die ganze Diskussion um die Kosten nicht so ganz. Als es nur Verbrenner gab hat sich doch keiner so richtig darüber Gedanken gemacht. Man ist gefahren, hat getankt und sich halt mehr oder weniger über die aktuellen Benzinpreise geärgert. Der Kostenfaktor war doch nur eine von vielen Kaufentscheidungen und nicht der alleine entscheidende Punkt. Jetzt auf einmal zückt jeder den Bleistift und rechnet jeden Cent aus, den das Auto Kosten verursacht. Ich sags mal ganz ehrlich, ich würde auch elektrisch fahren, wenn es deutlich teurer wäre als Verbrenner, und zwar weil es viel mehr Spaß macht und nebenbei die Umwelt definitiv weniger belastet.

Evolution
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Evolution »

Wenn du mit dem Elektrofahrzeug liegen bleibst, kann man nur noch abschleppen. Bei einem Benziner kannst du noch zur nächsten Tanke laufen, um einen Kanister mit Benzin zu holen.

STW
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von STW »

Och komm. Wer Tankstopps planen kann, der schafft das auch mit Ladestopps. Wer nicht, der lernt das durch die Abschleppkosten.
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Arthur
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Arthur »

Evolution hat geschrieben:
Mi 28. Jul 2021, 12:54
Wenn du mit dem Elektrofahrzeug liegen bleibst, kann man nur noch abschleppen. Bei einem Benziner kannst du noch zur nächsten Tanke laufen, um einen Kanister mit Benzin zu holen.
Mit einem Ioniq 5 kann man übrigens heute schon ein anderes Elektroauto aufladen, mit ich glaub maximal 3,5kW. Das reicht, um die Strecke zur nächsten Ladesäule nachzuladen.
Die Technik entwickelt sich immer weiter und vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Autos im Notfall gegenseitig laden können.
Aber mal ehrlich, so viele Elektroautos bleiben jetzt auch wieder nicht ohne Strom liegen.

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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Gluehbert »

Evolution hat geschrieben:
Mi 28. Jul 2021, 12:54
Wenn du mit dem Elektrofahrzeug liegen bleibst, kann man nur noch abschleppen. Bei einem Benziner kannst du noch zur nächsten Tanke laufen, um einen Kanister mit Benzin zu holen.
Aber auch nur, weil die Pannenhilfe zwar einen Abschleppwagen für 100.000 €, aber keinen Stromerzeuger für 200 hat...

Die Preise sind aber happig geworden: 2014 sind wir im Sommer noch 3000 km für 16,50 € + 5 Schweizer Franken gefahren. Und das meiste davon war eher eine Spende als echte Gebühren.

Evolution
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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Evolution »

Ja, eine fahrbare Powerbank das wäre schon was.

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Re: Die deutsche Elektro-Euphorie endet spätestens an der Ladesäule

Beitrag von Bibl23 »

Evolution hat geschrieben:
Mi 28. Jul 2021, 14:05
Ja, eine fahrbare Powerbank das wäre schon was.
Da waren wir gestern beim Stammtisch noch der gemeinsamen Meinung, dass E-Autos immer eine Schuko-Dose haben müssten. Der IONIQ5/KIA EV6 könnten sogar technisch 11kW abgeben. ;-)

Tatsächlich hab ich noch nie ein E-Auto liegenbleiben gesehen... das Problem haben tatsächlich eher Verbrenner (die ich gesehen und erlebt habe), denn dort kam oft die Aussage "ich dachte bei der Anzeige leer schafft der noch 100km?" :D
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