Fahrbericht Trinity Jupiter 11

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Hahnenkleer
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Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von Hahnenkleer »

Knapp vier Wochen nach der Bestellung konnte ich meinen Elektroroller Jupiter in Meinersen Anfang Mai abholen. Ich hatte die Version mit 200 Kilometer Reichweite (120 Ah) gewählt.

Mit dem Gerät machte ich mich auf die 130 Kilometer lange Fahrt in den Oberharz; überwiegend bergauf. Erst hatte ich Fahrstufe „3“ (sportliches Fahren) gewählt, doch als bereits bei Braunschweig zwei von neun Tortenstücke in der Anzeige fehlten, habe ich mal besser auf „2“ (ökonomischeres Fahren) heruntergestellt, damit fuhr der Roller immer noch 110 km/h laut Tacho. Am Harzrand angekommen, wurde ich schon etwas nervös wegen der Ladeanzeige, doch merkte ich an der ersten Ampel, dass die sich auch schnell wieder erholen kann. Offensichtlich geht sie bei Vollgas bzw. steilen bergauf-Fahrten ziemlich runter, erholt sich dann aber wieder.

Auf den steilen Stücken in den Harz hinauf ging die Spannung auch schon mal unter 70 V und gelegentlich blinkte die Ladezustandsanzeige, um mich zu warnen. Aber es gab halt immer wieder Erholungsphasen; letztlich bin ich gut zu Hause angekommen und die Ladeanzeige zeigte wieder drei oder vier Tortenstücke. Ich will damit sagen, dass man dem Roller bei sparsamer Fahrweise und in der Ebene die 200 km Reichweite durchaus zutrauen kann. Wenn nur die Ladezustandsanzeige etwas vernünftiger funktionieren würde, aber das ist ja wohl das Problem bei allen E-Fahrzeugen.

Ich fahre jetzt mehrfach in der Woche 70 Kilometer zur Arbeit und zurück, wobei ich an der Arbeitsstelle laden kann, was ich auch mache, denn zurück geht es halt bergauf. Der Roller fährt sich prima. Aber leichte Vibrationen bei 120 km/h (laut Tacho) spüre auch ich, darum bleibe ich in der Regel in der Fahrstufe „2“. Auf die Autobahn möchte ich mit dem Ding sowieso nicht so gerne und auf der Bundesstraße kann man so gut im Verkehr mitschwimmen. Gelegentlich wähle ich in der Stadt auch Fahrstufe „1“, dann fährt er maximal 60 km/h (laut Tacho) und ich werde halt nicht versehentlich zu schnell.

Der Tacho eilt allerdings arg vor. Bei Tachoanzeige 60 km/h fährt der Roller laut TomTom 52 km/h schnell und wenn ich ihn auf das Maximum bei etwa 125 km/h laut Tacho gebracht habe, zeigt mir mein TomTom 108 km/h. Wahrscheinlich schafft er Spitze bei ganz vollen Akkus von 110 km/h. Voreilen tut wohl auch der Kilometerzähler; ich schätze mal 10 % mehr zeigt er an.

Ziemlich blöde ist der Schlüssel. Das Zündschloss ist dicht beim Knie, man kommt beim Auf- und Absteigen leicht dagegen. Der Schlüssel ragt dummerweise auch ganze 6 cm aus dem Zündschloss raus, so dass man besonders leicht dagegen kommt und einen sehr guten Hebelarm hat, um ihn abzubrechen. Auch wenn der Schlüssel im Sitzbankschloss steckt, besteht Abbrechgefahr. Vermutlich gibt es deshalb gleich vier Schlüssel für das Fahrzeug. Einen Reserveschlüssel führe ich jetzt immer zusätzlich mit; schließlich kann man ja unterwegs schwer liegenbleiben, wenn der Schlüssel abbricht.

Vermissen tue ich bei den Armaturen auch eine Uhr und eine Außentemperaturanzeige, aber das sind wohl eher Luxusprobleme.

Laden tue ich an einer Steckdose, die mit 10 A abgesichert ist. Der Ladestrom beträgt knapp 2 kW bzw. 9 A. Etwas merkwürdig ist der Stecker, mit dem man das Ladekabel an den Roller anschließt. Da hätte man doch auch einen ganz normalen deutschen Stecker nehmen können.
Ach ja: Die junge Dame in der Zulassungsstelle brauchte eine volle Stunde, bis sie die relevanten Daten des Rollers in ihr System eingegeben hatte. So einen Fall hat sie noch nicht gehabt. Aber sie blieb dabei freundlich und entschuldigte sich immer wieder bei mir.

Evolution
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von Evolution »

Die Zulassungsstellen haben oft Probleme mit Elektroroller /Elektromotorrädern, da sie häufig in den Unterlagen nicht gelistet sind. Dann muss alles händisch eingetragen werden, oft auch unter Hilfe von Berufskollegen.

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elektro-driver
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von elektro-driver »

Ja kann ich alles bestätigen. Bei mir hat es auch sehr lange bei der Zulassung gedauert :!:
Der Tacho läuft beim Jupiter 11 knapp 11 % bezüglich der km/h-Anzeige und km-Anzeige vor, als so, wie ich es unter dem Unterforum von Jupiter "Fahrbericht und Eindrücke" dem Fahrbericht von Achim beschrieben habe.
VG Johannes

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Hahnenkleer
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von Hahnenkleer »

Ja, dass ein Tacho um diese Dimension voreilt, ist nicht ungewöhnlich. Ich hatte mal einen Mitsubishi Forrester als Dienstwagen, da eilte das Tacho noch deutlich mehr vor.

Etwas enttäuscht bin ich übrigens von den vorgeschriebenen Inspektionsintervallen: Die erste Inspektion nach 500 Kilometern, dann alle 4000 Kilometer. Und das bei einem extrem wartungsarmen Elektromotor. Und da die Vertragswerkstatt nicht gerade um die Ecke liegt, wird das zu einem echten Zeit- und Kostenfaktor.

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vsm
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von vsm »

Hahnenkleer hat geschrieben:
So 10. Jun 2018, 09:12
[...]
Etwas enttäuscht bin ich übrigens von den vorgeschriebenen Inspektionsintervallen: Die erste Inspektion nach 500 Kilometern, dann alle 4000 Kilometer. Und das bei einem extrem wartungsarmen Elektromotor. Und da die Vertragswerkstatt nicht gerade um die Ecke liegt, wird das zu einem echten Zeit- und Kostenfaktor.
Soweit mir die Herstellervorgaben von anderen Rollern bekannt sind, steht der Antrieb selten bis gar nicht auf der Wartungsliste. Da geht es eher um die Peripherie. Obwohl es hier im Forum auch schon Berichte gab, dass nach der Inspektion des E-Rollers der Wechsel der Zündkerzen auf der Rechnung stand. :lol: Grundsätzlich sollte die Inspektion bei einem E-Roller günstiger sein als bei einem Verbrenner.

Die Hersteller machen keinen Unterschied zwischen Kunden, die selbst den Verschleiß der Bremsanlage überprüfen können, und jenen, die dafür eine Inspektion benötigen...

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elektro-driver
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von elektro-driver »

Ja; alle 4000 km laut Tacho sind dann ja de Fakto ca. alle 3600 km in der Realität.
Während der Garantiezeit muss man wohl in den sauren Apfel beißen und für den Stempel eine Fachwerkstatt aufsuchen.
Nach Ablauf der Garantie werde ich die Inspektionen bei meinem Jupiter selber durchführen. Zumal ich beruflich einen elektromechanischen Hintergrund habe.
Auf den Trinityseiten ist mir heute aufgefallen, dass unter dem Menüpunkt Jupiter-Dokumente eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für 130/70-13 Reifen zum Download bereit liegt; ebenso eine Musterzulassung vom TÜV Nord für den Jupiter. Für künftige Besitzer ist das eine deutliche Erleichterung bei der KFZ-Zulassungsstelle.
Ein Wechsel zum Reifen der Größe 130/70-13 statt 130/60-13 bringt ca 5,3 % mehr an realer Geschwindigkeit, so dass die Tachofehlanzeige sich von ca + 11,5% auf ca + 6 % reduziert. Bei vollem Akku erreicht der Jupiter dann damit vermutlich tatsächlich vmax=120 km/h und gefahrene 4000 km laut Tacho sind dann in der Realität ca. 3774 km statt nur 3600 km wie mit montierten 130/60-13 Reifen.
VG Johannes

achim
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von achim »

Immer vorausgesetzt die Kraft des Motors reicht aus um die Maximaldrehzahl zu erreichen.
Die Beschleunigungswerte werden dann aber schlechter.

Gruß,
Achim

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elektro-driver
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Re: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von elektro-driver »

Das ist wohl wahr Achim.
Ich gehe davon aus, dass der eine cm mehr an Hebelradius vom Drehmomentvermögen des Jupiter 11 Motors gut gestemmt werden wird.
Aber grau ist jede Theorie. Ich werde, sobald meine neuen k61 130/60-13 Heidnau-Reifen verschlissen sind auf Heidenau 130/70-13 umsteigen und schauen, wie es mit der Tachoanzeige, Bechleunigung etc. aussieht.
Die Unbedenklichkeits-Bescheinigung auf den www-Seiten von Trinity macht das ja ganz einfach möglich, d.h. Seite ausdrucken und zu den Papieren dazulegen :D . Sollte sich der Probeumstieg als Flopp erweisen, kann ich ja wieder zu Heidenau 130/60-13 beim nächsten Verschleiß zurückwechseln. Der Umstieg auf 130/70-13 bringt jedenfalls ein Plus von 5,34 % an Geschwindigkeit und das bei jeder aktuellen DREHZAHL BIS HIN ZUR Maxdrehzahl. Das ist nun nicht der Hammer und das Voreilen des Tachos wird damit auch nicht vollständig kompensiert! Aber immerhin von 11,5 % Voreilen bei Enddrehzahl auf ca. 6 % reduziert; siehe Diagramm in meinen Beitrag und "Tachofehlanzeige beim Jupiter 11"

VG Johannes

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Hahnenkleer
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Ergänzung: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von Hahnenkleer »

Mittlerweile habe ich einen Sommer mit dem Roller hinter mich gebracht und habe insgesamt damit etwa 7.500 Kilometer auf dem Kilometerzähler.

Schwer zu kritisieren ist das Fahrlicht. Das Abblendlicht war anfangs viel zu hoch eingestellt, ich habe lange gebraucht, um zu lernen, wie ich es besser einstellen kann. Ich habe aber nach wie vor bei Abblendlicht nur eine schlechte Sicht, dabei möchte man mit einem Roller gerne jedes Schlagloch vorher sehen. Ich versuche nun leider, Fahrten im Dunkeln zu vermeiden. Ich fahre viel Überland und bin auf ordentliches Licht angewiesen. Es ist allgemein bemerkenswert, dass so ein E-Roller nicht mit LED-Leuchten ausgerüstet ist. Das Fernlicht ist ok, aber es ist nicht schön, bei Gegenverkehr auf einmal blind zu sein.

Nach 7.000 Kilometern hatte der Hinterreifen kein Profil mehr und musste erneuert werden. Da der E-Motor im Rad drin sitzt, ist das Hinterrad auch direkt über ein Kabel mit dem Controller verbunden. Dieses Kabel kann man am Motor nicht abziehen, darum musste die Vertragswerkstatt beim Reifenwechsel das gesamte Kabel, das längs durch den ganzen Roller verläuft, ausbauen. Das kostet Zeit, so dass der Reifenwechsel mit noch mal 170,- EUR zu Buche schlug, das macht bei 7.000 Kilometern mehr als 2 ct/Kilometer. Der Vorderreifen ist noch ok.

Der Stromverbrauch ist dagegen recht günstig: Ich komme auf grob 5-6 kWh auf 100 Kilometer, das macht also maximal 1,80 EUR „Kraftstoffkosten“ auf 100 Kilometer. Da kommt der Verbrennungsmotor kaum mit.

Etwas Aufwand musste ich treiben, um den Roller samt Akkus im Winter möglichst frostfrei zu lagern: Ich habe bei mir ein ungeheiztes Stallgebäude. Dort habe ich den Roller mit Malervlies warm zugedeckt und eine Frostschutzheizung (Rohrbegleitheizung) daruntergelegt, die etwa 35 Watt verbraucht.

Zu gefährlichen Situationen wegen des sehr leisen Fahrens ist es bis jetzt übrigens noch nicht gekommen. Wo man allerdings wirklich aufpassen muss, sind Stellen, wo viele Fußgänger unterwegs sind. Dazu gehören Parkplätze und verkehrsberuhigte Zonen.

Ich habe auch bei Starkregen bis jetzt noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

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Hahnenkleer
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Fortsetzung: Fahrbericht Trinity Jupiter 11

Beitrag von Hahnenkleer »

Ich will das hier gerne fortsetzen.

Der Roller hat im Winter im Stall trotz Decke und kleiner Heizung etwas Frost abbekommen, maximal wohl -7° C. Das scheint den Akkus aber nichts geschadet zu haben, sie bringen augenscheinlich noch die gleiche Leistung wie bei der Auslieferung vor etwa 15 Monaten.

Nach 11.500 Kilometern hatte ich wieder mal eine Inspektion; es wurde festgestellt, dass dieses Mal beide Reifen fällig waren und dass das Lenkkopflager defekt ist. Lenkkopflager, geht das auf Gewährleistung? Na ja, meinte der Servicebetrieb, eigentlich gelte das auch als Verschleißteil. Ich habe ein Mail an Trinity geschrieben. Dort kam schnell die Antwort, dass man mir ein neues Lenkkopflager zusendet. Damit war aber auch klar gesagt, dass man mich bei dem Einbau allein lässt. Also wieder zur Vertragswerkstatt, dort hat man das dann alles in einem Rutsch gemacht. Der Aufwand, den ganzen Roller dafür auseinanderzunehmen und wieder zusammenzuschrauben einschließlich der beiden Reifen schlug mit 472 EUR zu Buche. Jetzt habe ich in den letzten 15 Monaten und grob 12.000 Kilometern mehr als 1.100 EUR für Reparaturen, Reifen und Inspektionen ausgegeben. Das sind grob 9 ct/Kilometer und ist damit in etwa der gleiche Kennwert, der sich bei meinem 10 Jahre alten VW-Polo im Laufe der Jahre angesammelt hat. Dabei hatten wir andere regelmäßige Dinge, wie zum Beispiel neue Bremsen, noch gar nicht gehabt. Es scheint ein teurer Spaß zu werden mit diesem Gerät, bei dem ich doch mangels Verbrennermotor soviel weniger Instandhaltungsaufwand erwartet hätte.

Der gute Mann von der Vertragswerkstatt meinte, die Sache mit dem Lenkkopflager könne mit dem hohen Gewicht des Roller zusammenhängen. Ich habe ja in der Tat die größte Akkuleistung und damit die schwerste Version. Nun werde ich Schlaglöcher noch besser umfahren und hoffe, dass das neue Lenkkopflager länger hält.

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