E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

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Mille Miglia
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E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von Mille Miglia »

Da hat mein Lieblingsdummschwätzer Zetsche im Handelsblatt 'mal wieder einen 'losgelassen:
Unter dem Titel „Dieter Zetsche erklärt, warum Daimler bei Tesla ausgestiegen ist
ist u.a. zu lesen:
(...) habe er kürzlich einen E-Roller geliehen, um durch die Stadt zu kommen. „Ich habe es überstanden“, sagte der frühere Vorstandschef von Daimler (...). Er habe aber auch Bekannte, die nach einer Rollertour den linken oder rechten Arm in Gips hätten.
Klar, wer sich hauptsächlich kutschieren lässt oder ließ, tut sich schwer mit Rollerfahren. Und zum Schluss dann:
Der Abschied vom Verbrenner ist für den langjährigen Automanager nicht die alleinige Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme. Die Menschen werden sich umstellen und wohl auch verzichten müssen. Es sei dazu ein „multimodulares Zusammenspiel“ aus Automobil, öffentlichem Nachverkehr und Fahrrad nötig. Der E-Roller gehört für Zetsche nicht zur Lösung. Dessen Umweltbilanz sei eher fraglich, sagte er.
Interessante Rhetorik: Weil er wohl zu blöd zum Rollerfahren ist, wird dessen Umweltbillanz in Frage gestellt...*

*Diese Rhetorik wird im Handelsblatt natürlich nicht in Frage gestellt.
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STW
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von STW »

Eine nähere Begründung von ihm, warum der E-Roller keine gute Figur hinsichtlich der Umweltbillanz abgibt, wäre mal hilfreich gewesen. Ich neige ja dazu, insgesamt ein vergleichbares Fazit zu ziehen, hier insbesondere deshalb, weil viele E-Roller vorzeitig aus dem Leben scheiden. Der wird gekauft, dann zu wenig genutzt, oder (siehe Thread zum Novum 77) er erleidet ein zu frühes Ableben der Akkus und die Reparaturkosten als auch -Möglichkeiten entsprechen nicht den Erwartungshaltungen des Besitzers. Der Gebrauchtmarkt ist voll mit (E-)Rollern, die am eigentlichen Bedarf vorbei gekauft worden sind und dann mit geringen Kilometerständen wieder auf den Markt geworfen werden.
Wenn sich der Arbeiter vor 55 Jahren eine Kreidler Florett gekauft hat, dann wurde die gerne mal 50TKm und mehr gefahren, bei jedem Wetter zu jeder Jahreszeit. Das Geld für einen VW Käfer hatte der Arbeiter erst Anfang / Mitte der 70er in der Tasche, und danach war das 50ccm-Bike erst noch eine Domäne der Jugend, dann auf dem absteigenden Ast, und mittlerweile ist das motorisierte Zweirad i.d.R. nur noch ein Neben- oder Hobbyfahrzeug für die Einkaufsfahrt bei schönem Wetter. Achja, siehe den gerade neu eröffneten Thread zum Überwintern von Lithium-Akkus.
Hinzu kommt die Unsicherheit bei der langfristigen Ersatzteilversorgung. Eine Zündapp C50 von 1970 bekomme ich heute leichter wieder auf die Strasse als einen 5 Jahre alten Elektroroller. Der Importeuer hat aufgeben, und wenn nicht, dann bekommt er die passenden Ersatzteile nicht mehr, oder es werden Preise jenseits von gut und böse aufgerufen.

Die wenigsten, auch im Forum, fahren ihren Roller "intensiv", also in einem Umfang, der die mit der Produktion und der späteren Entsorgung einhergehende Umweltbelastung rechtfertigt. Bei ebay Kleinanzeigen werden genügend NIUs angeboten, die im Schnitt keine 1000km pro Jahr bewegt worden sind, aber genau in dem kritischen Alter, ab dem die Gewährleistung ausgelaufen ist.

Was ich nicht nachvollziehen kann ist Zetsches Aussage zu "ich habe es überstanden". Zugegebenermaßen muss man im Stadtverkehr doppelt so aufmerksam fahren wie mit dem Auto, um die Fehler der Autofahrer zu kompensieren. Wünschenswert wäre daher aus meiner Sicht einfach ein höherer Zweiradanteil im Straßenverkehr (50ccm, keine Fahrräder, weil die sind noch rücksichtsloser unterwegs als Autofahrer), weil damit bei Unfällen die Unfallgegner mit ungefähr gleichen Waffen kämpfen, mehr Platz vorhanden wäre, und die Chance, von einem M5 eines testosteronbelasteten Alpha-Kevins geschnitten zu werden erheblich geringer wäre.
Ich habe gestern erstmals seit Jahren wieder eine Berlinfahrt mit einem E-Roller gemacht, und ich habe es echt genossen, warm angezogen mit Rollerdecke. Die Fahrzeit war, da ich nicht großartig nach einem Parkplatz gucken mußte, vergleichbar der mit einem PKW, und angesichts der sonntäglichen Bahnfahrpläne habe ich insgesamt 2 Stunden Freizeit gewonnen gehabt. Der Verbrauch war unter 1€. Wenn ein vorhandener (E-)Roller konsequent für alle Strecken bis 20km (oder in meinem Fall mehr als 30km einfache Entfernung) als Ersatz für einen PKW eingesetzt würde, dann würde sich das wohl schon rechnen können.
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von MEroller »

Der Zetsche spricht von einem E-Tretroller, nicht einem propperen E-Rollern. Falsche Wortwahl :roll:
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von STW »

Der Gedanke kam mir zwar auch kurz beim lesen, aber ich dachte mir, der wird doch nicht ernsthaft Tretroller in diesem Kontext meinen.
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von MEroller »

"Er habe aber auch Bekannte, die nach einer Rollertour den linken oder rechten Arm in Gips hätten." Dieser Satz sagt mir recht klar, dass er E-Tretroller gemeint hatte :twisted:
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von Mille Miglia »

Sorry, aber das würde ich jetzt überhaupt nicht so interpretieren. Ich lese 2 mal „E-Roller“ in dem Text. Aber egal, ist eh' Propagandagewäsch.
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von MEroller »

Ihr kennt doch auch die Diskussionen, die hier im Forum schon geführt wurden über die Begrifflichkeiten E-Roller, E-Scooter und E-Tretroller. Das wird in den Medien noch viel mehr durcheinandergewürfelt als hier.
Und ich traue Dieter Z. nicht zu, mal kurz auf einem blauen Emmi-Sharing-E-Roller mit Helm eine Runde zu drehen. Der ist so sportlich und nimmt so einen Lime oder sonst einen Sharing E-Tretroller, um eine Runde zu drehen, von der er offensichtlich "underwhelmed" war...
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von Evolution »

Zetsche ist jetzt Manager bei TUI. Der ist sowas von abgehoben. Discounter Aldi Süd hat Zetsche im Juni in den Beirat geholt. Jürgen Hambrecht, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von BASF, ist seit mehr als zehn Jahren im Daimler-Aufsichtsrat. Und Hambrecht wiederum, gehörte bis 2017 auch dem Beirat von Aldi Süd an.

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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von Mille Miglia »

STW hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 15:47
Eine nähere Begründung von ihm, warum der E-Roller keine gute Figur hinsichtlich der Umweltbillanz abgibt, wäre mal hilfreich gewesen.(...)
Die Leser des Handelsblattes brauchen keine Begründung für irgendwelche Aussagen eines Aufsichtsratsvorsitzenden eines Touristikkonzerns und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden eines namhaften süddeutschen Automobilherstellers. Sein Wort gilt auch so.

Aber grundsätzlich stimme ich Deinen Bedenken zu: Egal ob E-Tretroller oder E-Motorroller: Wenn die Dinger nur in der Garage oder im Keller stehen oder noch schlimmer samt Akku in die Seine (oder Spree ?) geschmissen werden, hilft das der Umwelt erstmal gar nichts.
Dennoch sehe ich sowohl E-Tretroller als auch E-Motorroller als einen wichtigen Teil der Lösung unserer Umwelt- und Verkehrsprobleme, da auch diese Fahrzeuge zumindest die Möglichkeit eröffnen, auf das Bewegen eines 1,5-2 t schweren PKW zu verzichten*

* und dabei schlichtweg Energie einzusparen.
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Re: E-Roller keine Lösung für Umwelt- und Verkehrsprobleme?

Beitrag von STW »

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