Thorium, Atomkraft ohne Risiko?

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rollmops
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Thorium, Atomkraft ohne Risiko?

Beitrag von rollmops »

Gestern kam hierzu ein Bericht in ARTE:
http://future.arte.tv/de/thorium

Ist das die Engergie der Zukunft?
Brammo Enertia im März 2022 verkauft, fahre nur noch eBike ;)

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anpan
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Re: Thorium, Atomkraft ohne Risiko?

Beitrag von anpan »

Habe den Bericht jetzt noch nicht gesehen, aber aus dem Gedächnis, als ich mich damit mal beschäftigt habe:

Strahlungsabfall und Endlagerproblem hat man nach wie vor, wenn auch theoretisch nicht im gleichen Umfang wie mit Uranbetriebenen Spaltungskraftwerken. Laut Wikipedia: 229Th (7.500 Jahre Halbwärtszeit) und 230Th (75.400 Jahre Halbwärtszeit). Immerhin sind die Abfälle chemisch weniger Giftig und etwas leichter handhabbar.

Die schlechte Regelbarkeit besteht ebenfalls nach wie vor. Wenn der Reaktor abgeschaltet ist, muss er mit "regulären" Spaltmaterial angefahren werden, weil das Thorium zunächst in andere Elemente umgewandelt werden muss, denn Thorium selbst ist nicht spaltbar. Daneben gibt es einen Haufen ungelöste Probleme mit der "Verschmutzung" des Reaktorbehälters und des Kühlmittels mit Spaltprodukten.

Insgesamt überzeugt mich das Konzept nicht. Es klingt schöner als bisherige Spaltkraftwerke, kritische Probleme bleiben aber bestehen und es gibt bisher auch immer noch keinen gut funktionierenden Prototyp.

Meine Meinung: Erneuerbare Energiequellen können wir heute ausbauen und Nutzen, ebenso Speicherkraftwerke. Das kostet viel Geld, AKWs aber auch, insbesondere, wenn man den Müll rausbringt und ist vor allem etwas, was wir *jetzt* und nicht erst in vielleicht 10 oder 20 Jahren machen können.

Übrigens ist auch aus taktischer Sicht der Spaltkraftwerk-Weg eine blöde Idee. Es geht davon aus, dass wir nie wieder Krieg haben werden. In einem Krieg, insbesondere einem konventionellen Krieg, sind Kraftwerke eines der ersten Ziele, die man angreift. Wenn im Regelbetrieb wenig Müll anfällt, ok. Wie sieht es aus, wenn ne Rakete während des Betriebs in dem Teil einschlägt? Oder es muss ja nicht mal Krieg sein: Wie sieht es aus, wenn irgendeine Gruppe von Irren sich eine "Bastelrakete" bauen? Die notwendige Sensorik und Steuerungstechnik sowie Software sind auch für Normalbürger gut Verfügbar und mehr als ausreichend und die Verfügbarkeit erhöht sich immer mehr. Als Rechenkern würde sowas wie ein Raspberry Pi Zero schon fast überdimensioniert sein. Das größte Problem stellt die Beschaffung des Sprengstoffs dar.

Was ich damit sagen will: AKWs sind ein zu hohes Risiko. Mit Fusionskraftwerken könnte ich mich noch anfreunden. Wenn du das Teil sprengst, brennt höchstens die Anlage ab und das radioaktive Material ist im Stahl der Reaktorwände gebunden (hauptsächlich Cobalt aus Transmutation). Da ist nach rund 150 Jahren der Spuk vorbei und du kannst das Material wiederverwenden. Viel besser ist aber eine größflächig dezentrale Energieversorgung, die kann man nicht einfach so an einer zentralen Stelle ausschalten, sondern immer nur kleinere Bereiche. Vorrausgesetzt, das Übertragungsnetz ist auch entsprechend aufgebaut.
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Schmendrik
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Re: Thorium, Atomkraft ohne Risiko?

Beitrag von Schmendrik »

Jupp, ich bin auch uneingeschränkt für erneuerbare Energien. Warum nicht nutzen, was sowieso zum Nulltarif vorhanden ist? Pro Solar! Pro Wind! Pro Wasser!
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STW
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Re: Thorium, Atomkraft ohne Risiko?

Beitrag von STW »

Habe ich nicht gesehen, aber habe trotzdem eine Meinung: will ich nicht.

Der Grund ist recht einfach: nach Katastrophen oder Stilllegung einer Anlage haftet der Steuerzahler für den Dreck. Und damit ist die Atomkraft rechnerisch für den Betreiber und Kunden erst einmal sehr preiswert, und 50 Jahre später kommt die dicke Rechnung. Oder auch eher, wenn ein Energiekonzern sich aufteilt in mehrere Unternehmen und die mit finanziellen Risiken behafteten Kraftwerke in eine eigenständige "Bad Bank" ausgliedert.

Klar ist: ich finde auch die Windkraftspargel nicht schön oder Wiesen mit Solarpanels. Gleichermaßen sehe ich aber genug Gegenden (insbesondere hier im Osten), die sich immer mehr entvölkern. Von daher würde die Optik in vielen Gegenden niemanden mehr stören, aber die Anlagen zumindest ein paar Arbeitsplätze (und vielleicht auch lokal Steuern) garantieren.

Allerdings gibt es natürlich auch Herausforderungen: die großen Energiekonzerne mögen es nicht, wenn auf einmal viele Kleinanlagen Konkurrenz machen, haben aber bessere Möglichkeiten hinsichtlich Lobbyarbeit. Eine mögliche weitere Hürde (die ich aber nicht beurteilen kann): das jetzige Verteilnetz stammt aus Zeiten zentraler Großkraftwerke, muß aber fit werden für viele kleinere Erzeugeranlagen, nicht nur technisch, auch hinsichtlich Steuerung des Ausbaus und der Gesamtverantwortung. Aber das ist aus meiner Sicht ein weniger dickes Brett zum Bohren als die Entsorgung von Atommüll finanziell auf die umzulegen, die am Beginn der Laufzeit eines Reaktors am meisten davon profitieren.
RGNT V2 ab 01/23 > 8000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

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