Problemfall Elektrobatterien

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techsoz
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von techsoz »

wir sprachen ja oben von Fabrikbränden. Der Brand des Nius ist releativ klar auf "Wässerung" zurückzuführen, dadurch ist ein Kurzschluss entstanden.
Das ist ja ein ganz anderer Zusammenhang als bauartbedingtes "overcharging" .

Dass Brände prinzipiell bei allen li-ion akkus möglich sind ist ja undbestritten. Jedoch wäre es schon interessant ob es Häufungen bei bestimmten Fabrikaten gibt, die vermuten (also spekulieren) lassen ob es da systematische Gründe gibt.

Und natürlich ist das Spekulation, es war ja als Frage formuliert.

STW
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von STW »

Ob die Begrenzung auf 90% Charge hilft? Ich bin da skeptisch. Selbst wenn man meint, man könnte damit zelleninterne mechanische Aspekte damit minimieren, dann muss man bedenken, dass der Fahrer nun nicht mehr den Akku von 100% auf z.B. 30% runterfährt, sondern dann von 90% auf 20%. Das dürfte eher Weiße Salbe gewesen sein ...

Man kann auch eine andere Betrachtungsweise haben: es gibt eine statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Zelle im Laufe ihres Lebens von alleine Feuer fängt. Hat man viele Zellen auf einen Haufen, dann nimmt die Wahrscheinlichkeit zu.
Also mal ein böses weltfremdes Beispiel: wenn bekannt wäre, dass eine von 300 Zellen innerhalb von 10 Jahren eine Selbstentzündung zeigt, dann wäre bei den 340 Zellen meines NIU damit zu rechnen, dass er irgendwann abbrennt, wie jeder andere NGT auch.

Aber: so schlecht sind ja nun die Zellen nicht.

Also zu den Autos: hier wäre schlichtweg mal zu berechnen, wieviel Autos produziert wurden, wieviele Zellen hat der Akku, wieviele Autos innerhalb von welcher Zeit sind abgebrannt (und war die Ursache wirklich die Zelle oder etwa das BMS oder Korrosion oder ....). Man wird wahrscheinlich feststellen, dass es wohl bei einer von hunderttausenden Zellen ein Problem während der (kalendarischen) Lebensdauer gibt. Das ist eigentlich eine gute Quote, aus Ingenieurssicht, und in Anbetracht der immer noch recht jungen Technik von LiPos.
Nun will der Ingenieur es natürlich besser machen - Flugzeuge sind von totbringenden Klapperkisten zu sicheren Verkehrsmitteln entwickelt worden, Eisenbahnen auch, Autos erst recht, ..., die Technik wird auch bei den Akkus weitere Fortschritte bringen.

So ärgerlich es ist, insbesondere für die Automobil- und Zellenhersteller: es wird erheblich besser werden. Es dürften vor 100 Jahren mehr Benziner gebrannt haben als heute E-Autos, jeweils bezogen auf die Produktionszahlen. Allerdings gab es da noch kein Internet mit in Sekundenbruchteilen um die Welt geschickte Nachrichten, und Herstellerrückrufe in den allermeisten Ländern auch nicht.
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Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

Evolution
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von Evolution »

Bei GM waren es bei 69.000 Electroc-SUVs der Marke Bolt-EV nach dem Bericht 5 Batteriebrände. Hyundai hat 82.000 E-Fahrzeuge und 14 Fahrzeugbrände.

STW
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von STW »

Also hat es 0.007% aller GM-Fahrzeuge erwischt in einem Zeitraum von x Jahren. Nun habe ich nicht recherchiert, wieviele Zellen die verbaut haben, aber es werden locker 1000 oder erheblich mehr sein.
Also wird es im schlimmsten Fall eine von 69 Millionen Zellen im Zeitraum von x Jahren erwischen. Das ist eigentlich eine traumhafte Fehlerquote, wenn ich das mal mit Festplatten vergleiche, oder mit medizinischen Geräte auf Intensivstationen.

Rechnen wir mal jetzt beide Autohersteller zusammen, dann kommen wir auf 151.000 Fahrzeuge mit insgesamt 19 Bränden. Nehmen wir mal an, dass das ganze in einem Zeitraum von 3 Jahren passiert ist, dann haben wir bei rund 150.000 Fahrzeugen rund 6 Fahrzeuge, die pro Jahr per Selbstenzündung auftreten. Hätten wir in Deutschland nur E-Autos der Firmen GM und Hyundai, also so um die 47 Millionen PKW / LKW / Vans, dann müßten wir mit 1800 Fahrzeugbränden aufgrund defekter Akkus jährlich rechnen.

Zum Vergleich 1: Pro Jahr brennen in Deutschland ca. 15.000 Verbrenner ab, die Anzahl von Schmorschäden liegt bei 40.000. Die Chance eines Brandes mit einem Verbrenner ist also rund 10 mal größer.
Zum Vergleich 2: alleine in Berlin gab es in 2017 262 vorsätzlich abgefackelte Fahrzeuge, in 2016 wurden 313 Fahrzeuge abgefackelt (keine Ahnung, ob die Zahlen in den 15.000 enthalten sind). Das Parken eines Autos in Berlin ist daher ein größeres Risiko als die Selbstentzündung in anderen Teilen der Republik.
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von Evolution »

Da kannst Du mal sehen, welche Auswirkung das Produkthaftungsrecht auf die heutige Autoproduktion hat. Die Haftungsprobleme dürften in den Staaten auf Grund der dort durch Geschworenengerichte zugesprochenen Schadensersatzsummen noch um ein Vielfaches höher sein.

Berlin ist ein Sonderproblem, da dort die Ordnungsgewalt aufgrund der starken Präsenz der gewaltbereiten Personen die Schadenseintritte nicht in den Griff bekommt. Aber wir wollen wegen der Forumsregeln den politischen Aspekt nicht vertiefen.

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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von STW »

Nun finde ich das Produkthaftungsrecht ja prinzipiell gar nicht schlecht, um Hersteller für Schlamperei und Einsparungen am falschen Platz in die Pflicht nehmen zu können. Allerdings bin ich der Meinung, wenn ein technischer Gegenstand den Regeln der Kunst nach entwickelt worden ist und damit eine derartig gute Fehlerquote erreicht wird, dann wird es übertrieben mit der Produkthaftung.

Jetzt haben wir hier aber eine Situation, die ich technisch nicht für lösbar halte. Auch die Zellen anderer Lieferanten können sich später als potentielle Brandsätze entpuppen, und automatische Löschvorrichtungen sind wohl auch nicht praktikabel. Wird es mit der Produkthaftung übertrieben, dann wird der Verbrenner als Stand der Technik konserviert, und Innovationen kann sich ein Hersteller nicht mehr erlauben. Denke ich an so manche Rückrufaktionen zurück (hatte Toyota nicht mal in den USA ein Gaspedalproblem ?), kommt mir das eher wie ein Mechanismus zur Marktabschottung vor.

Ebenso finde ich es fatal, wenn unsere Presse da nicht mal die Zahlen recherchiert und gegenüberstellt.
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von Evolution »

Da der Verbrenner in den meisten Ländern Europas nur noch für eine begrenzte Zeit gebaut wird, wird sich dieses Problem auf Grund politischer Entscheidung bald nicht mehr stellen.

STW
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Re: Problemfall Elektrobatterien

Beitrag von STW »

Nunja, schauen wir mal, wie sich das noch entwickelt mit dem Verbrenner. Spätestens, wenn die Luft hinten am Auspuff sauberer rauskommen muss, als sie vorne angesaugt ist, wird es peinlich für die Politik.

Ich sehe das Problem der Produkthaftung und die Rückrufaktionen und des Aufbauschens von Fällen wie jetzt hier die Batteriebrände in einem ähnlichen Kontext wie hier: https://www.autobild.de/artikel/toyota- ... 09506.html Da wird ein ausländischer Autohersteller zu Milliardenzahlungen genötigt, und wie sich dann später herausstellt, völlig grundlos. Aber das Image ist auf ein paar Jahre ruiniert.
Und daher werde ich mißtrauisch, wenn in Zeitungsartikeln wie im ersten Post eine unvollständige und damit einseitige Schilderung der Vorkommnisse stattfindet. Wem nutzt es?
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