Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Für alles was mit Steuergeräten zu tun hat. Bitte eventuell auch im speziellen Forum Ihres Rollertyps suchen.
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Victor MQi
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Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Beitrag von Victor MQi »

Liebe Fahrer von Elektrorollern,
ich fahre nun seit über einem Jahr ein E-Auto und nun endlich auch ein NIU NGTs 70km/h als Pendlerfahrzeug. In diesem Thread geht es mir darum mit euch die Ladezeitpunkte, angeglichen am Gesamtstrommarkt, zu diskutieren.

Motivation ist eindeutig: ein kleiner Beitrag zur besseren Netzlast um den erneuerbaren Energieerzeugern mehr Ausbaupotential zu geben.

Also, unsere lokalen Daten hier in Hamburg sind gut gepflegt. Das ist das Stromwetter in Hamburg von 20.04.2021 (schöner, sonniger, aber kühler Tag im April):
Einspeisung Wind und Sonne Hamburg, 21042021.png
Die Last an einem Wochentag in Hamburg (Stadtteil Eimsbüttel) sieht etwa so aus:
Netzlast an einem Wochentag in Hamburg.png
Die Frage ist, wann laden wir am besten? Ich sehe zwei Möglichkeiten:
- bei maximaler PV Einspeisung (Vorteil: PV wird direkt aus dem Netz gezogen, kein Spitzen. Nachteil: keine Möglichkeit am Mittag den Roller zu laden)
- Nachts zwischen 2:00 - 6:00 (Vorteil: Erzeugungsstabilität für Netzbetreiber, geringere Kosten für Stand-by Anlagen. Nachteil: Akku muss Abends angeschlossen werden mit Zeitschaltuhr, keine Roller Verfügbarkeit in der Zeit (bei mir Akku im Keller etc.)

Beim Roller fahre ich gerade die zweite Option. Ganz nettes Gefühl morgens in den Keller zu gehen und zu sehen wie meine App gesteuerte Zeitschaltuhr mit eingebautem Strommessgerät mir anzeigt was so ab 2 Uhr nachts los war. Hier auch eine gute Gelegenheit über Zeitschaltuhr nicht auf 100% zu laden, sondern schonend auf 80% abzielen.

Freue mich auf euren Input und Diskussion.

Quellen: https://www.energieportal-hamburg.de/stromwetter

ripper1199
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Re: Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Beitrag von ripper1199 »

Politisch nicht gewollt, Strommesser mit der Funktion Preise anzuzeigen sind verfügbar, es gibt keine gesetzliche Grundlage diesen zur Netzdienlichkeit benutzen zu können, offensichtlich ist es Stromanbietern auch egal weil sie nur wenige und wenn, unwirtschaftliche Tarife anbieten. Die haben Dank Ihrer Lobbyisten im Moment einfach nur Freudentränen in den Augen wie gut es für sie läuft.

Den Stromanbietern braucht man im Moment und unter diesen Bedingungen echt nichts schenken. Dinge die ich mir stattdessen überlegen würde, Akku möglichst lange nicht vollgeladen haben -> früh morgens vor Abfahrt laden. Akku kann brennen -> Akku nicht nachts im Keller unbeaufsichtigt laden.

Tagsüber gibt es Solarstrom und Wind, nachts Windstrom. Da beides billiger als konventionell oder gar nuklear erzeugt ist, wird es auf Dauer eh dahin gehen -> Einfach einstecken, Strom kommt aus der Steckdose. Bonuspunkte wenn Ökostromvertrag abgeschlossen wurde und man sich mal 5 Minuten damit beschäftigt hat was denn daran jetzt so öko ist oder ob es doch nur ein lukrativer Greenwashing Verein ist.

Viel interessanter ist eine eigene Solaranlage, mit dem Aufkommen der Balkonanlagen gibt es eigentlich keine Ausrede mehr, dann natürlich tagsüber während die Sonne scheint laden. Da spart man dann tatsächlich und betätigt sich dezentral und netzdienlich. Oder direkt Dach voll machen/Anteile an einer Grossanlage kaufen und einspreisen.

Victor MQi
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Re: Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Beitrag von Victor MQi »

Hallo Ripper1199,

danke für das ausführliche Kommentar! Mir geht es nicht um Tag-Nachttarife, eher um eine technische Diskussion. Also was können wir Verbraucher mit kleinen dezentralen Speichern Gutes tun, damit das Netz mehr volatilen Strom vertragen kann (also Erneuerbare).
Ob ich den Betreibern gerade was schenke oder nicht, ist mir egal, sollen sie lange und glücklich leben.

Ich beziehe meinen Strom von einem namhaften Ökostromanbieter, da bin ich denke ich safe. Und ja, eine Balkon PV habe ich tatsächlich schon bestellt, aber ich kann tagsüber nicht den Akku laden, weil auf Arbeit.
Meinen Akku lasse ich seltenst unter 20% sinken, und versuche ihn seltenst über 80% zu laden. Da ist das Warten im Keller okay. Die Brandgefahr, hmm, ja, keine Ahnung, man hört viel und nichts. Die Statistik ist kaum schlechter als die Nebenwirkungen vom Covid-19 Impfstoff...

ripper1199
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Re: Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Beitrag von ripper1199 »

Dann muss irgendeine Schnittstelle angeboten werden an der man die derzeitige Last erkennen kann. Die technische Schnittstelle ist Netzfrequenz und gerne genutzt. Ob jetzt Deine 300W Ladeleistung dazu kommen oder abgeworfen werden ist der aber egal. Aluhütten bekommen Geld dafür, bereit zu stehen ihre Arbeit einzustellen.

Eine andere mögliche Schnittstelle ist dann eben Strompreis. Da hat dann schon jemand darüber nachgedacht, ob es gerade einen Überschuss an erneuerbaren (sehr billigen) gibt oder nicht (Anbieter an der Strombörse). Als Bezieher überlegt man sich dann ob man jetzt Strom abnehmen möchte, lieber wartet oder ob es gar so teuer ist, dass man dann selber Strom anbietet möchte und seine dafür notwendigen Geräte verschleisst.

Was Du anbieten kannst mit deinem Akku nennt sich Lastabwurf oder im weitesten Sinne negative Regelenergie. Halt von der Menge nicht beeindruckend und daher ist niemand interessiert. Ich schätze Mietwagenfirmen mit Pools an E Autos werden in Zukunft negative und positive Regelenergie in nennenswerten Mengen anbieten können.

Meine Antwort auf Deine Frage wäre wohl: Verballer CO2 indem Du ins Internet gehst und hier schaust
https://www.agora-energiewende.de/servi ... 1.04.2021/
wenn die lila CO2 Linie niedrig ist ( ;) ), wird viel erneuerbare Energie verfügbar sein, dann einstecken und laden oder einfach so laden, je höher der Stromverbrauch (Wandel zum elektrischen Transport, Wandel zu Wärmepumpentechnik usw) umso mehr Geschäft kann man mit Strom machen, umso mehr wird gebaut.

Es muss sowieso Faktor x überbaut werden, damit man an schlechten Tagen immer noch klar kommt. Da muss sich erstmal eine ganz neue Sichtweise etablieren. Damit ich in einer Inselanlage 50W sicher habe bei Regen und Nebel, muss ich 2kWp installiert haben. Bei ordentlicher Dezentralisierung muss man es nicht so arg übertreiben aber das Problem besteht weiterhin.

Victor MQi
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Re: Akku laden als dezentraler Speicher / Netzstabilisator

Beitrag von Victor MQi »

Na, das sind ganze 860 Watt die der Roller drei Stunden lang zieht :-). Aber ja, natürlich, ich verstehe die Größenverhältnisse. Und trotzdem glaube ich an den Einfluss (und Stimme) des Einzelnen. Aber das ist zweitrangig.

Toller Input von Dir! Ja, eine Schnittstelle die auf Frequenz reagieren würde, wäre toll. Aber da fehlt auf jeden Fall das Interesse und Infrastruktur auf dem Level. Meinen Akku möchte ich aber nicht zum Entladen anbieten, das wäre wirklich zu schade. Vielleicht gibt es bald sowas für E-Autos, meiner zieht 22kW aus dem Netz, das wird schon spannender. Da konnte ich aber bis jetzt nicht antizyklisch laden, da ich auf öffentlich zugängliche Ladesäulen angewiesen bin und nicht ewig angeschlossen stehen kann.

Und geiler Link! Agora habe ich nicht finden können bis jetzt. Genau der Zeitvertreib für mich!

Besten Gruß

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