Heute war nun das Finale angesagt, Wellenübergangspassung für Lager wieder passend machen, Lager und Dichtringe einpressen, zusammenbauen, testen.
Zuerst ging es parallel daran, den Deckel mittels Heizpistole aufzuwärmen (um das Lager Einpressen etwas zu vereinfachen, so zumindest die Hoffnung), und die zu kleine Lagerpassung der scheibenbremsenseitigen Motorwelle aufzuweiten. Ø15,00 wäre gut gewesen, Ø14,7 rum war sie. Ich habe die in unserem Musterbau bewährte Methode genommen: viele kleine Körnerpunkte setzen. Das verdichtet zwar in der Mitte des Kraters das Wellenmaterial etwas, drückt aber zu den Rändern hin den Stahl etwas nach außen. Insgesamt habe ich vier Körnerreihen auf dem Lagersitz verteilt. Erst mal ein etwas unscharfes Bild vom zu kleinen Lagersitz, die Fläche vor dem ersten, kleineren Absatz. Ich musste sie noch etwas feilen, da es zu viel Gratbildung dort gab, so dass das Lager ggf. gefressen hätte:
Und nach dem Körnen, was übrigens an mehreren Stellen gemessen tatsächlich die Zielgröße Ø15,00 ergeben hat
Als nächste kam das Lager im Deckel dran: von einem Bekannten habe zwei U-scheiben der richtigen Größe für den Außenring und eine 32mm Nuss geliehen bekommen. Zuerst hat sich das Lager etwas verkanntet, aber auf die höhere Seite des Außenrings konzentriert dann doch noch geraderücken und vollends eintreiben können.
Felge/Rotor aufheizen war als nächsstes dran. Der Lagersitz auf der Kabelaustritts-Seite der Motorwelle war mit genau Ø15,00 schon so i.O.
Das Rotorlager sträubte sich dem eintreiben dann doch mehr als im Deckel, und es wollte einfach nicht ganz eben reingehen. Ich habe dann nochmals die Rotorbilder studiert und festgestellt, dass es so auch völlig i.O. ist
Nun kam der interessenteste Teil des Zusammenbaus: Wie würde die gekörnte Welle per Magnetkraft ins Rotorlager gezogen werden? Tatsächlich bremsten die Körnungen das Reinschnappen sehr gut, so gut, dass der Stator mit Motorwelle garnicht ganz ins neue Rotorlager eintauchte. Ich musste den Motor umdrehen und die Statorwelle per klopfen des anderen Wellenstummels auf die PVC-Matte vor meiner Werkbank klopfen, um die Wellen vollends reinzubekommen. Bingo - spielfrei
Dann kam gut gefettet der neue Wellendichtring auf die Scheibenbremsenseite. Am Deckel ließ ich den Dichtring wohlweislich noch weg, muss man ja das Ø15 Lager über das M14 Feingewinde UND die Motorverkabelung kippend schieben. Das tut richtig weh, wenn man mit den vielen Kablen in dem Verbund mitfühlt! Ging aber.
Da die Wellenpassung auf der Deckelseite korrekt war musste der Deckel mit Lager erst mal sorgfältig mit Gummihammer richtig rundum draufgeklopft werden, und dann mit vielen Schrauben sukzessive vollends in den Rotor eingerastet werden. Immer wieder gab es dabei einen "klack" aus dem Motor, wenn der Rotor wieder etwas anders gekippt wurde durch das Deckelverschrauben und sich mit dem Geäusch von einer Statorstelle magnetisch befreite. Schlussendlich war wieder alles Zentriert, und der erste Drehversuch mit im Schraubstock eingespanntem Wellenstummel zeigte: läuft, hat erst mal keine sprübare Lagerluft, und vor allem: es streift nichts mehr
Der kabelaustrittsseitige Dichtring musste dann noch möglichst schonenend ebenfalls über Kabel und Gewinde gestülpt werden und sorgfältig in den Deckel gedrückt werden, dann wurden die zwei AMPseal 1.5 Stecker von den Hallschaltern mit ihren je 5 Kontakten bestückt und wieder mit einem roten Rähmchen fixiert. Die Einzeladerabdichtungen mussten dann einzelen (da ja nicht korrekt zusammen mit den Kontakten gekrimpt) in das Buchsengehäuse geschoben werden und mit etwas Heißkleber wieder im Gehäuse fixiert werden.
Tja, und wie jetzt die korrekte Funktion prüfen? Dank meinem Thunder-Umbau im Winter war es ein Leichtes, meine Plexiglasabdeckung von den Phasenschlüssen am Thunder abzunehmen, die dortigen Motorphasen abzuklemmen und dafür die von meinem alten, jetzt renovierten Motor zumindest provisorisch anzuklemmen. Mein alter Motor hat ja noch die originalen 6mm Ringkabelschuhe an seinen Phasenkabeln und passten daher nicht auf die neuen M8 Polschrauben. Dann erst mit einem Hallstecker und dann mit dem anderen sorgältig am Roller Strom gegeben bis zu Vollstrom, Reku probiert, Rückwärts probiert - alles bestens
Und da der Motor schon so schön am Schraubstock eingespannt war habe ich mich am dynamischen Wuchten probiert und tatsächlich einen Großteil der vorhandenen zwei Resonanzen abstellen können. Jetzt habe ich also einen einsatzfähigen Ersatzmotor! Vielleicht fahre ich ihn auch tatsächlich auch mal Probe und prüfe auf meiner Messtrecke die Beschleunigung, um sehen, ob er noch gleich gut geht wie früher oder vielleicht durch den etwas größeren Luftspalt etwas an Leistung verloren hat. Das geht jedoch erst, wenn mein vR one wieder da ist und tut...
Aber erst mal würde ich sagen: Operation gelungen, Patient lebt
