Ein Erfahrungsbericht eines 3 Jahre alten NGTs. Was er noch an Reichweite erreichen kann:
Am Samstag hatte ich einen neuen Test vor… bzw. durchgeführt.
Ziel war ein Treffpunkt, den ich sonst regelmäßig nur mit einem Auto anfahren kann, weil dieser laut Google 41,3km entfernt ist.
Wir treffen uns dort um mit den Geländefähigen RC Cars durch den Wald zu fahren.
Bei den Spritpreisen wäre es wert mal solch einen versuchen zu starten.
Ob man das sinnvoll oder überhaupt mit den NIU NGT schafft?
Zur Planung:
Online die Reisestrecke nach Alvesen gecheckt von zu Hause aus:
Regulär 41,3km. (So der Stand am Samstag)
Das Mal 2 sind 83km.
Das mit einem NGT der im Optimalfall 1% pro Kilometer kann… könnte klappen.
Aber nicht ohne Sicherheitsleine… Ein Stromkabel samt Netzteil muß mit.
Die Treffen sind eigentlich sonntags… daher plante ich den Probelauf am Samstag.
Dazu baute ich mir bei rund 23km eine Ladesäule ein, die auch Schuko Steckdosen kann. Zur Sicherheit, plante ich noch eine zweite Säule in der Nähe ein. Und sollten die beiden Säulen gar nicht funktionieren oder gar keine Schukodosen haben… kann ich noch sicher zurückfahren. So der Plan.
Hier sind es heute 88km
Vor 3 Jahren (So alt ist mein NGT nun) bestellte ich mit auch eine Hamburg Energie Karte. Ob die noch funktioniert? Hab ich ja noch nie gebraucht.
Akkus wurden schon lange nicht mehr vollgeladen bei den vielen Kurzstrecken wegen Corona und dazu habe ich aktuell auch gerade den berühmten Akkudrift: Eine fehlerhafte Anzeige zwischen beiden Akkus. Die Differenz beträgt gut 14%. Aufladen konnte ich auch nicht mit Balancing. Das Projekt startete ich recht spontan.
Als beide Akkus nicht mehr blinkten, schaute ich auf den Stromzähler… 150W Ladeleistung wurden noch angezeigt. Hm… ist das gut wenn die Zellen nicht ausbalanciert sind? Egal…
Kamera, Gimbel, Objektiv, Schloß, großes Ladegerät samt Splitter zum Laden mußten mit. Das Topcase platzte förmlich… ließ sich nur mit zarter Gewalt schließen. Los ging es bei guten 8°C und sonnigem Wetter.
Kilometerstand: 10951km
Erster Stopp nach gut 1000 Metern. Erste Videoaufnahme. Danach alles wieder in das Case stopfen und weiter ging es mit Navigation auf dem Handy in der Brusttasche und dem Knopf im Ohr für die Ansage. Einen Handyhalter habe ich verschiedenen Gründen nicht… Manchmal wünschte ich mir einen… Aber nur manchmal.
Mit gemächlicher Fahrweise bei maximaler Power von 80% und einer maximalen Geschwindigkeit von 66 – 68km/h ging es dann die nächsten 28km Richtung Innenstadt zur Ladesäule.
Auf dem Weg gab es ein paar Kraftstraßen die mit 80km/h angegeben waren. Diese fuhr ich bis auf eine Ausnahme alle mit maximal 68km/h. Am Anfang fühlte sich das nicht richtig an. Doch relativ schnell bemerkte ich, das der Verkehr auf der 4 spurigen Straße ungebremst an mir vorbei kam. Somit fühle ich mich nicht mehr als Verkehrshindernis. Selbst auf einer 2 spurigen Kreisstraße wurde ich mit 68 nicht überholt, sondern man hielt Abstand.
An der Ladesäule in der schönen wärmenden Sonne angekommen stellte ich fest, das es klug war noch eine zweite Säule zur Sicherheit zu planen… Denn beide Ladpunkte waren besetzt… und der / die Schukoanschlüsse sind keine separaten Anschlüsse wie ich bis dahin vermutete… Ja so eine Ladesäule an der Hauptstraße war wohl sehr beliebt. Gut… Navi gezückt, zweite Säule war 1,4km entfernt… und los ging es. Mitten tief in einem Wohnviertel dicht an einem Park. Angekommen und zwei leere Ladepunkte entdeckt.
Roller auf einen Platz gestellt und dieses unbekannte Wesen in Form einer Säule mal genauer betrachtet. Netzteil am Roller angeschlossen… und bemerkt… Den Splitter braucht man ja gar nicht… Hätte ich zu Hause auch schon darauf kommen können. Hätte eine Menge Platz im 29L Fach gespart.
Danach Karte vor den Sensor gehalten… Ladung beginnt. Wird der Stecker denn jetzt durch die Klappe blockiert gegen Fremdzugriff die der Typ 2 Stecker? Theoretisch möglich. Also kurz am Stecker gewackelt… LADUNG BEENDET. Ups. Stecker gezogen und die Säule war blockiert… Die Klappe über den Stecker blockiert also nicht gegen Fremdeinfluß. Das könnte gemein sein… wenn jemand einen Rollerfahrer ärgern will.
Nach ein paar Minuten war die Säule wieder bereit. Stecker rein. Los geht die Ladung. Es wurde nur angezeigt, wie viel Leistung schon gezogen wurde… keine aktuelle Leistungsaufnahme. Jetzt zum Schloß, was ich eingangs erwähnte. Eigentlich habe ich kein Schloß für den Roller. Also wofür das Schloß? Genau. Mit dem Schloß hatte ich das Ladegerät am Roller angeschlossen. Direkt unten an der Schwinge. Das Netzteil schön eng an den Reifen, so das es so wenig wie möglich auffällt.
Nun beschäftigte ich mich in der Nähe des Parks eine Stunde lang in der Sonne, immer den Blick in Richtung Roller. Die App zeigte mir die Restladezeit und auch den Akkudrift an.
Ich versuchte zu ermitteln, was ich mit den Zahlen vom NIU Akku als Verbrauch deuten konnte. Im Endeffekt zeigt ein Akku die Wahrheit an und der andere lügt wie gedruckt wie voll er denn wäre.
Nach einer Stunde ging es wieder zur Säule. Leistungsaufnahme 0,7KW Das paßt… wahrscheinlich schon fast 0,8KW. Der eine Akku sagte ja auch schon wieder 100% und der andere war bei 86%. Wenn die 86% stimmen hätte ich im Optimalfall 65km Reichweite bis 20%. Geplante Strecke: 15km + 42km -> sind wir bei 57km also müßte dann noch eine Restreichweite von 28% übrig bleiben. Recht knapp bemessen sollte aber reichen. Geplant waren 30% Restreichweite.
Am Rosengarten angekommen eine kurze Pause… seit dem Start sind nun 2,5 Stunden vergangen… für eine Strecke, die über die Autobahn abgekürzt 45 Minuten dauert mit dem Auto.
Ich tauschte die Akkus untereinander aus, in der Hoffnung den Akkudrift wieder zu normalisieren. Das hatte schon einmal funktioniert.
Nun mußte ich aber zügig zurück. So lange wollte ich ja nun doch nicht weg sein.
Der Rückweg wurde anders geleitet und auch nicht an der Ladesäule vorbei… die ich doch gerne gesehen hätte. Denn die Restkapazität schmolz nur so dahin. Die Rücktour war überhaupt ganz anders geplant als das Navi führte… wird die Restreichweite genügen? Mir kamen Zweifel auf. Auf dem Hinweg sah ich noch Säulen unterwegs vom gleichen Anbieter…
Auf dem Rückweg – keine einzige.
Dafür konnte man größtenteils, durchgängig 60-65km/h fahren. Langsam ging die Sonne unter und es wurde kühl.
Die Restkapazität ging nun unter 30% und ich wußte… das ist in Wirklichkeit deutlich weniger. Denn wenn mir 30% angezeigt werden beim Akkudrift, dann sind nur echte 24% im Akku drin. Man erkennt es, wenn der eine Akku zuerst den Balken verliert, bevor ein 20% Wert wie 40, 60 oder 80% angezeigt wird. Die Sehnsucht ein paar Prozent nachzuladen wurde immer größer.
Nach gut einer Stunde traf ich in der Zielstraße ein. Das Tacho zeigte eine Restkapazität von 23% an. Theoretisch mußte ein Akku jetzt ein Akku 17% und der andere was um die 28% anzeigen. Doch das Ergebnis war überraschend. Der eine Akku hatte 21% und er andere 25%. Sie haben sich deutlich zum Schluß angeglichen. Wenn die Akkus gleich laufen… habe ich normaler Weise bei 30% einen Unterschied von 2%. Unter den Voraussetzungen bin ich überrascht, das von den 14% unterschied zum Schluß nur noch 4% übrig blieben.
Nach dem Zusammenzählen aller Streckenabschnitte über die App und der abfotografierten KM Anzeigen stellte man fest… das Google zur Planung ansatzweise zum Planen herangenommen werden kann. Die Realität von den geplanten 83km war dann 97km... Ok nicht gerade optimal.
3km Umweg für die zweite Ladestation müssen wir bei der nächsten Planung mit hinzuziehen.
Man beachte die Durchschnittsgeschwindigkeiten und das das in der Stadt in und um Hamburg. Langsam war das nicht. War halt auch viel Bundesstraße. Zu schnell gefahren bin ich allerdings nicht in der Stadt. Wollte ja auch Akku schonen.
Halten wir einmal fest. Mit nicht ganz 100% Akku bin ich losgefahren… habe unterwegs eine Stunde nachgeladen, was 19% entspricht. Also 119% Akkukapazität Das bedeutet, das wir mit 100% Akku 97km weit gekommen sind, da am Schluß ungefähr 20% Akku übrig geblieben sind.
Fazit:
Akku hat immer noch einen sehr guten Zustand.
Man braucht noch etwas mehr Erfahrung mit der Ladestation.
Google ist nicht genau, um sich auf die letzten Kilometer zu verlassen. Eine Toleranz von ca. 20%
Ob sich das rentiert um auf das Auto zu verzichten? 4,5 Stunden für 100km mit kleineren Pausen... lassen wir es mal echte drei Stunden sein. Wenn man eigentlich 1,5 Stunden braucht. Auf jeden Fall werde ich es noch einmal versuchen.
Und das größte Fazit:
Der Akku ist noch immer gut in Schuß nach 3 Jahren, man braucht sich also keine Sorgen machen.