Nach inzwischen 1300 km arbeitstäglicher Nutzung kommt jetzt ein erster Erfahrungsbericht nach dem HV-Kilian Umbau auf Goldenmotor "5kW" PSM und Sinus-Controller von (ursprünglich) Lingbo. Auch der Potentiometer-Magura Fahrgriff wurde durch einen Hallsensor-basierten von Wuxing ersetzt, bietet jedoch keinen Schalter fürs Fahrlicht mehr, sondern nur noch einen "I/0/II" Kippschalter, der auf Stufe I die Rekuperation beim Bremsen aktiviert. Das Fahrlicht geht sofort mit "Zündung" auch an. Hoffentlich hält das das lächerlich kleine 50W DC-DC-Wandlerlein von der Italienischen Firma A.T.I.B. elettronica auf Dauer aus...

Ebenfalls wurde ein Hochschulentwickeltes BMS von der HV Kilian eingebaut, auf dessen Eigenheiten ich später noch eingehen werde. Meine Batterieheizung war jetzt auch an Bord und die zugehörige Verkabelung musste von mir nur noch marginal angepasst werden. Der Cycle Analyst V3 wurde auch integriert, aber leider erlaubte die direkte Versorgung des A.T.I.B DC-DC-Wandlers aus dem BMS statt aus dem Hauptstromkreis nicht, dessen Verbrauch ebenfalls vom CA mitloggen zu lassen. Den Geschwindigkeitsgeber (Reed-Kontakt) vom CA musste ich an der Hinterradeschwinge auch noch anders platzieren, da er exakt rechtwinklig zum Vorbeilauf des (serienmäßigen) Magneten in einer der 5 Zahnscheibenschrauben positioniert sein muss. Ich habe ihn mit zwei Kabelbindern direkt auf dem Geber vom vR one befestigt:

Sanftes Anfahren in den Grenzen der 8mm Teilung des Zahnriemens ist jetzt möglich => ab Stillstand rattert es im Takt der Zähne, bis der Zahnriemen gleichmäßig zu singen beginnt. Bei 40km/h rum gibt es gar eine starke Resonanz des Zahnriementones. Generell scheint mir der Zahnriemen (jetzt ein etwas längerer Gates "Powergrip" statt vorher optibelt "Omega HP") nach dem Umbau lauter zu sein als vorher.
Leider stimmt die Ausrichtung der Riemenräder nicht ganz, so dass der Riemen immer kraftvoll an der Innenschulter des Motorritzels anliegt, was zu erhöhtem Flankenverschleiß und anfangs zu Riemenquietschen führte. Den in der Schwingenverkleidung nötigen Ausschnitt für die fette Zylinderschraube der Ritzelbefestigung hat sich der Schraubenkopf selbst geschaffen, da diese Schwingenverkleidung bei mir verblieben war während dem Umbau, ansonsten wäre diese Öffnung Teil des Umbaus gewesen. So ist sie jetzt eben exakt passgenau
Der Anfahr-Phasenstrom musste von lächerlichen 20 auf halbwegs alltagstaugliche 70A erhöht werden, sonst wurden schon kleinste Steigungen zum Anfahrschreck, und ich musste wieder wie anfangs mit dem zu schwachen Controller im Fury-Thunder mit den Füßen Anschubhilfe leisten!
Leider führt der höhere Anfahrstrom auch zum original-vR one-typischen Ruckeln bei Konstantfahrten zwischen 20 und 70km/h, vor allem bei voller Batterie. Ein kleines Bisschen Speed- Regelungsanteil statt die reine Lastregelung hätte dem Goldenmotor-Lingbo feld-orientierten Controller gut getan...Auch die Controller-Umstellung auf die hyperbolische Fahrgriffkurve, welche sehr progressiv reagiert, hat nur eine leichte Verbesserung der Konstantfahrtberuhigung gebracht. Glücklicherweise sind die Konstantfahrtanteile eher selten auf meinen Fahrten.
Auch Rückwärts musste ich den Strom auf erst mal 30% erhöhen, weil das Ausparken bei der Arbeit leicht bergauf passieren muss und bei nur 20% Rückwärtsstrom noch kräftige Fußarbeit zum Ausparken nötig machte. Ein kleiner grüner Druckknopf links in der Lenkerverkleidung muss zum Aktivieren der sehr gut dosierbaren Rückwärtsfahrt gedrückt gehalten werden, was ergonomisch nicht so schön ist wie mit dem "Start"Knopf meines Fury –Thunders, ist aber durchaus verschmerzbar.
Die Abstimmung der eigentlich festen Rekuperation ist wunderbar, sie geht bei Bremslicht an sacht aber energisch zur Sache und lässt auch nicht schlagartig, sondern leicht gedämpft wieder nach bei Bremslicht aus, was ich als sehr harmonisch empfinde und mich eine kontinuierliche Reku-Regelung eigentlich nicht vermissen lässt. Das führt aber auch zu einer kurzen Gedenksekunde, bevor der Controller wieder auf Fahrgriffbefehle reagiert nach loslassen der Bremse. Die Reku-Wirkung ist genau richtig.
Die Volllast-Beschleunigung aus dem Stand ist selbst mit jetzt 70A Anfangs-Phasenstrom etwas sachter als mit dem original AXE plus Lynch, aber bis ca. 50km/h fast vergleichbar dank kontinuierlich steigendem Batteriestrom bis auf die programmierten 135A max. Diese bleiben im Gegensatz zum weiter bis 92km/h aufdrehenden AXE stehen bis nur 84km/h, ab da schlägt die Generatorspannung im Motor zurück und reduziert den Batteriestrom bis zur Höchstgeschwindigkeit von 94km/h auf 107A. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit ist somit etwa vergleichbar mit dem orignal AXE + Lynch, sie wird aber erst viel später erreicht, erst nach 30 statt vorher ca. 15 Sekunden. In diesem Vergleichsidagramm habe ich auch die unterschiedlichen Übersetzungsverhälntisse vom Original mit zu kleinem Ritzel für den Riemen und dem jetztigen eingetragen (drauf klicken zur vollständigen Anzeige):

- vRone_Beschleunigungsvergleich_Original-HV-Kilian.gif (18.23 KiB) 2263 mal betrachtet
Der Ladeenergieverbrauch ist von ca. 7,942kwh/100km auf jetzt 6,453kWh/100km gesunken auf der täglichen Fahrstrecke, was untrügliches Zeichen für den effizienteren bürstenlosen Antrieb ist. Wobei ein kleiner Teil der besseren Effizienz natürlich auch den reduzierten Fahrleistungen zu verdanken ist!
Das Ladegerät ist bei den derzeitgen Temparaturen von 2 bis 8°C sehr zuverlässig, was aber bei Umgebungstemp. um 20°C und darüber leider nicht mehr der Fall ist: Da schaltet es wegen Überhitzung gern gewaltig die Ladeleistung zurück, wo es eh schon mit zu geringen max. 8A lädt. Leider liegt das Ladegerät jetzt im Helmfach, weil der Controller inzwischen seinen angestammten Platz direkt vor dem Motor eingenommen hat. Somit lade ich generell mit Sitzbank nicht eingerastet, um etwas Luftaustausch mit der Umgebung zu ermöglichen...
Die Batterie- (bzw. wegen dem anbring- Ort der Temperaturfühler eher BMS-Platinen-) Heizung tut was sie soll und sägezahnt zw. 23,3 und 26°C mit einem mittleren Verbrauch von ca. 60 bis 80Wh/h inklusive Aufheizvorgang oder 40 bis 57Wh/h zum Temperatur halten. Autark werden ca. 0,33Ah/h verbraten zum bei der Arbeit Temperatur halten.
Den Innenwiderstand des kompletten Fahrstromkreises taxiert der CA V3 mit ca. 0,028Ohm bei RT, was doch extrem niederig ist und sich in einem sehr geringen Spannungsabfall auch bei den vollen 135A Max.-Entladung bestätigt. Bei einer Batterietemp. von nur 2,2°C wird der Innenwiderstand aber auf 0.047Ohm mehr als verdoppelt, was auch bei diesen fest eingebauten LiPo-Tüten die Notwendigkeit einer Batterieheizung im Herbst, Winter und Frühjahr eindrucksvoll bestätigt!
Das BMS macht mit seiner warnenden roten Ladesteckerblinkerei schon ab 75V Batteriespanung unnötig früh den Fahrer nervös. Das wäre ab 70V weitaus angebrachter! Größtes Manko von Batterie und BMS ist allerdings, dass wohl mindestens eine Zelle schon so schwächelt, dass schon nach knapp 29Ah (von angeblichen 43Ah Zellenkapa!) mein Reichweitentest schlagartig und unumkehrbar zu Ende war. 2,4km heimschieben waren die Konsequenz, obwohl sich die Batterie zwischenzeitlich wieder auf 73V berappelt hatte! Das BMS hat eine so hohe Hystereseschwelle bei den Einzelzellen einprogrammiert, dass es schlicht den Fahrstrom abgeschnitten hat. Zusätzliches Manko dieses BMS ist auch, dass keine externe Auswertung der Zellspannungen möglich ist, sprich der schwächelnde Pappenheimer kann nur bei einem Komplettausbau der "leeren" Batterie und Einzelmessung der Zellen ermittelt werden. Da ist wieder die HV Kilian gefragt... Die erzielte Reichweite selbst mit den unvollständigen 28,674Ah Entladung betrug jedoch beachtliche 46km, im bergigen (oder eher taligen) Großraum Stuttgart!

Von einer Kuriosität gibt es noch zu berichten: nach einer Woche Standzeit um Weihnachten rum (mit dem Frontschild unter einer Moped-Plane), wollte ich zu einer Beschleunigungsmessung starten, aber das Abblendlicht blieb aus, und die Blinker waren alle 4 dauer-an. Rück- und Bremslicht funktionierten normal, und auch der Motor wurde vom Controller bespaßt - aber kein Abblendlicht vorn. Kein aus- und einschalten, Not-aus aus und wieder an brachten Besserung. Bis ich den Lenker hin- und herdrehte, und auf einmal war der Spuk vorüber - die Beleuchtung tat wieder, wie sie soll. Das gefällt mir überhaupt nicht, das scheint mir derselbe Müll an nicht wasserfesten Steckern und schlechter Kabelverlegung wie bei unseren Chinakrachern zu sein, obwohl eigentlich rollerweit Automotive-Standard Stecker verbaut sind?!
Am harten Fahrwerk, das nur bei einmaligen Unebenheiten halbwegs passabel federt, sich aber bei mehreren aufeinander folgenden Straßenschäden massiv verhärtet hat sich durch den Antriebsumbau natürlich nichts verändert. Mit jetzt nur noch 140,4kg Leergewicht (inklusive Ladegerät, Givi Topcase und zusätzlichem DC-DC-Wandler und Schaltnetzteil für die Batterieheizung!) gegenüber den serienmäßig angegebenen 144kg verbleiben im Gegenzug noch sagenhafte knapp 280kg Zuladung
Die anfängliche Motorüberhitzung durch bei höherem Tempo streifendem Hinterreifen und die zugehörige Zurückregelung des Maximalstroms durch den Controller tritt mit den jetzt kleineren 120/70-12 Michelin City Grip Winter nicht mehr auf, aber die schmaleren und kleineren Reifen sorgen für spürbar verringerte Seitenneigungsfreiheit - den Hauptständer haut es speziell beim Abbiegen an unebenen Kreuzung manchmal ganz nett auf die Straße! Ansonsten haben sich die Reifen bei den derzeitigen eher herbstlichen Bedingung sehr gut bewährt. Ich bin aber sehr gespannt auf die tatsächliche Schnee-Eignung dieser Michelin, brillieren sie doch mit der entsprechenden Schneeflocke und M+S-Kennzeichnung auf den Flanken.
Abschließend muss ich noch anmerken, dass die Standzeit meines vR one bei der HV Kilian weit jenseits von gut böse war: vom 22.01.2015 bis zum 12.08.2015 und dann nochmals bis zum 05.10.2015 musste ich meine alternde GBS-Batterie im Fury-Thunder zuschanden fahren, statt sie samt Roller in der Garage schonend auf Abruf lagern zu können! Der vR one fehlte mir 201 Arbeitstage lang letztes Jahr. Als es mir zu bunt wurde habe ich der HV Kilian angekündigt, für jeden weiteren Fehltag meines vR one jeweils 1€ von der vorab ausgemachten Umbausumme abzuziehen, was dann ein erkleckliches Sümmchen ergab. Das Kommunikationsverhalten der HV Kilian lässt MASSIV zu wünschen übrig, was schon einen anderen Forumskollegen dazu bewog, sein Fahrzeug noch vor dem Umbau wieder eigenhändig zurückzuholen.
Ich weiß nicht, warum es die Kollektive Seuche fast aller E-Roller Importeure und auch vieler Händler ist, dass schlicht Kundenanrufe und -Anfragen teils monatelang ignoriert werden?! Kommunikations-Technische Schwierigkeiten mögen dazu beitragen, aber es ist generell eine extreme Trägheit bei Kundenkontakten auszumachen. So kommt die E-Mobilität leider überhaupt nicht voran in unseren Breiten, und die paar positiven Ausnahmen sind leider noch nicht mehr als Tropfen auf dem heißen Stein
