Ein Hersteller sollte
realistische Angaben machen. Beim Hersteller meines Rollers sehen die so aus:
Emco Bedienungsanleitung hat geschrieben:Maximale Reichweite unter folgenden Bedingungen: Max. Zuladung: 75 kg; flache Strecke: < 1%; Windstille: < 5km/h; Außentemperatur: ca. 21°C; Maximal 5x Anfahren von 0 km/h; Geschwindigkeit: permanent 45 km/h; Akkukapazität vor Start: 100%.
(Nachzulesen in der
Novantic-Bedienungsanleitung auf Seite 47 unten)
Das sind zwar Idealbedingungen, aber solche, die auch in der Realität zumindest gelegentlich zutreffen können. Und für genau diese Bedingungen gibt der Hersteller meines Rollers nicht 80, sondern nur 65 km Reichweite an - und zwar für einen Akku mit 1,776 kWh Kapazität (48 Volt/37 Ah). Angesichts dessen halte ich es für ausgeschlossen, dass man (unter denselben Bedingungen!) mit den 1,74 kWh im Niu N1s 80 km weit kommt. Schon gar nicht dann, wenn die Bedingungen nicht mehr ganz so ideal sind, was deutlich häufiger der Fall sein dürfte als dass die Idealbedingungen erfüllt sind. Folgerichtig ist auch noch kein Niu-Fahrer hier im Forum auf 80 km Reichweite gekommen, wohl aber auf Reichweiten um die 60 km.
Die Angabe von Reichweiten, die der Roller wenn überhaupt nur dann erreicht, wenn ein 1,60m großer, magersüchtiger Fahrer mit konstanten 20 km/h fährt (im Falle des Niu also ununterbrochen 4 Stunden lang ohne jedes Bremsen oder Beschleunigen, d. h. die Rekuperation ist wirkungslos), ist dagegen unseriös. Noch unseriöser wird es, wenn man für 17% mehr Akku-Kapazität einen Reichweiten-Zuwachs um satte 75% verspricht. Der Energieerhaltungssatz gilt meines Wissens im ganzen Universum, also auch in China.
Übrigens ist der Energiebedarf nicht so stark von der Motorleistung abhängig wie man vermuten könnte. Begründung: auch bei einem stark motorisierten Roller geht die Leistungsaufnahme des Motors deutlich zurück, sobald die Endgeschwindigkeit erreicht ist. Die Leistung, die nötig ist, um diese Geschwindigkeit zu halten, hängt nur von den zu überwindenden Fahrwiderständen ab. Bei einem Roller-Modell, das es mit unterschiedlich starken Motoren gibt, sind die Fahrwiderstände aber bei allen Varianten gleich. Also ist auch die Leistungsaufnahme bei einer bestimmten, konstanten Geschwindigkeit bei allen Varianten weitgehend gleich. Tatsächliche Unterschiede bei der Leistungsaufnahme gibt es beim Beschleunigen. Dabei nimmt ein starker Motor mehr Leistung auf als ein schwacher. Wer aber nun glaubt, wenigstens an dieser Stelle ließe sich durch einen schwachen Motor Energie sparen, der irrt: der schwache Motor braucht entsprechend länger, bis er die Fuhre auf die gewünschte Geschwindigkeit gebracht hat. Nach der Formel Ekin = P * t benötigt ein schwacher Motor die gleiche Energiemenge, um den Roller auf eine bestimmte Geschwindigkeit zu bringen, wie ein starker.
Gruß
Michael