wiewennzefliechs hat geschrieben:Tataaa: 2 Jahre und fast 10.000 km Novantic liegen hinter mir
Die Garantiefrist meines Rollers ist jetzt allerdings um. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll

Heute fand ich das gut. Begründung: es war eine Reparatur erforderlich, die ich ohne Angst vor Garantieverlust selbst durchführen konnte und die erheblich teurer geworden wäre, wenn ich eine Werkstatt damit beauftragt hätte.
Vorgeschichte: es passierte in letzter Zeit häufiger, dass bei einem Akku der Anschlussstecker im Roller sehr heiß wurde (ich hatte gehofft, dass sich dieses Problem nach Tausch der alten Kaltgeräte- gegen Weipu-Stecker ein für allemal erledigt hätte, aber da habe ich mich vom wertigen Aussehen der Weipu-Steckverbinder wohl blenden lassen). Der betreffende Akku wurde auch weniger entladen als der parallelgeschaltete zweite Akku, ein weiteres Indiz dafür, dass der Strom aus diesem Akku über einen zusätzlichen, erhöhten Übergangswiderstand fließen musste. Buchstäblich "heißer" Kandidat für diesen Übergangswiderstand war die Anschlussbuchse am Akku.
Am Anfang half Kontaktspray, aber mittlerweile hilft es nicht mehr. Also habe ich die Sache heute mal genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: von den 3 Kontakten der Weipu-Buchse am betreffenden Akku war einer offenbar sehr heiß geworden, was man an einer dunklen Färbung rund um diesen Kontakt erkennen konnte. Gewissheit erhielt ich, nachdem ich mit Hilfe des Schaftes eines 3,5mm-Bohrers geprüft hatte, ob sich die Buchse geweitet hatte. Der Bohrer passte in die beiden anderen Buchsen nicht hinein (so soll es sein, denn die Stifte des dazu passenden Steckers haben nur 3 mm Durchmesser), in die defekte Buchse jedoch schon. D. h. diese Buchse war um mindestens 0,5 mm zu weit. Ich vermute einen Fertigungsfehler (China, ick höre dir trapsen

), denn dass die Buchsen nachträglich ausleiern, halte ich aufgrund ihrer Beschaffenheit für eher unwahrscheinlich.
Das Problem ließ sich aber relativ einfach beheben. Rein zufällig handelte es sich bei dem defekten Kontakt um den Minuspol für den Fahrstrom (Kontakt #2). Der Pluspol (Kontakt #1) und der Minuspol fürs Laden (Kontakt #3) waren in Ordnung. Nach dieser Feststellung kam ich auf die Idee, einfach die Buchse am Akku und die im Roller eingebaute, baugleiche Ladebuchse zu vertauschen. Über Buchse im Roller wird nur geladen. D. h. sie muss nur den Ladestrom übertragen, und der fließt wie erwähnt über die beiden Kontakte #1 und #3. Der Kontakt #2 wird zum Laden gar nicht gebraucht. Also tut's für diesen Zweck auch die Buchse mit dem defekten Kontakt #2. Bei der Ladebuchse im Roller waren dagegen alle drei Kontakte in Ordnung, diese taugte daher zu 100% als Lade-
und Fahrstrom-Buchse für den Akku. Nach kurzer Zeit hatte ich die beiden Buchsen getauscht und jetzt ist wieder alles in Ordnung.
Achtung: nur nachmachen, wenn man über Löterfahrung und eine ausreichend starke, temperaturgeregelte Lötstation verfügt (es müssen Leitungen mit 6 mm² Querschnitt an massive, vergoldete Hülsen gelötet werden. Ein popeliger Billiglötkolben schafft das nicht, während ein ausreichend kräftiger, aber ungeregelter Lötkolben die Leitungen und die Buchse verschmurgelt). Bevor man anfängt, an der Buchse am Akku herumzulöten, muss man diese
unbedingt spannungslos machen, um versehentliche Kurzschlüsse zu vermeiden. Dies erreicht man, indem man den größeren der beiden seitlichen Verschlussdeckel im Akku-Gehäuse entfernt und von der darunter befindlichen 50-A-Schmelzsicherung die zur Buchse führende, rote Plusleitung abklemmt. Das nun lose Ende der Leitung sollte man nicht einfach herumhängen lassen, sondern am Akku befestigen (man kann es z. B. mit einem Stück Schnur am Akku-Tragegriff festbinden). Danach kann man sich an's Löten machen. Um die Lötstellen vor Vibrationen zu schützen und um Kurzschlüsse bei einem evtl. Bruch zu vermeiden, muss man sie mit Schrumpfschlauch umschließen. Dieser muss natürlich schon vor dem Löten über die Kabelenden geschoben und danach um die Lötstellen geschrumpft werden. Bevor man die Buchse wieder einbaut, sollte man noch einmal sorgfältig prüfen, ob man alle Leitungen richtig angelötet hat, eine Fehlschaltung kann richtig teure Folgeschäden nach sich ziehen. Die rote Plusleitung (6 mm², für Lade- und Fahrstrom) gehört an Kontakt #1, die dicke schwarze Minusleitung (ebenfalls 6 mm², nur für den Fahrstrom) an Kontakt #2 und die etwas dünnere schwarze Minusleitung für den Ladestrom an Kontakt #3. Nachdem man dann die Buchse wieder eingebaut hat, kann man die Plusleitung wieder an die Sicherung anklemmen und anschließend den Verschlussdeckel wieder zuschrauben.
Der Aus- und Einbau der Buchse am Roller ist wesentlich einfacher. Zum einen steht diese Buchse zumindest bei ausgebauten Akkus nicht unter Spannung, und zum zweiten sind die dort angelöteten Leitungen nicht so dick. Um die Buchse auszubauen, muss man das Helmfach ausbauen. Wie das geht, ist in der Bedienungsanleitung des Rollers beschrieben. Die Verbindung zwischen Roller-Elektronik und Buchse ist gesteckt, was die Sache zusätzlich erleichtert, denn dann kann man außerhalb des Rollers löten und muss nicht mit dem Lötkolben im Roller herumfummeln.
Nichtsdestotrotz: wenn es jetzt noch einmal ein Problem mit den Akku-Anschlüssen geben sollte, schmeiße ich den China-Dreck endgültig raus und baue vernünftige Steckverbinder ein. Neutrik PowerCons wären tauglich, solange man mit 2 Akkus fährt. Dann liegt der Strom pro Stecker deutlich unter den 32 A, für die diese Stecker spezifiziert sind. Fürs Fahren mit einem Akku könnte es aber knapp werden, denn beim Fahren mit einem Akku können mehr als 40 A über einen einzigen Stecker fließen. Aber es gibt ja noch andere Qualitätshersteller.
Auch eine der Windschild-Halterungen macht wieder Ärger. Die Schraube sitzt bombenfest, aber der Haltearm wackelt trotzdem. Ich vermute, dass da wieder etwas gebrochen ist. Ich werde das im Rahmen der ohnehin demnächst fälligen 12.000er Inspektion beheben lassen.
Ansonsten läuft der Roller aber problemlos.
Gruß
Michael