Roller Kauf

[carbon93]

Hallo ich möchte mir einen gebrauchten Roller kaufen, der Marke
der Marke taizhou ZNEN Retro Baujahr 2011 3300 Kilometer .
Wer kann mir zu dem Roller was sagen , Erfahrung , Reichweite , Akkutausch und kosten für neue Akkus.
Preis wäre 400 Euro
Danke

[didithekid]

Hallo,
das ist (zumindest hierzulande) ein seltener Typ.
Da ich zwei China-E-Roller aus dieser Bau-Zeit habe, ein Kommentar von mir:
Vermutlich ist der Blei-Akku reif für die Entsorgung und es muss ein komplett neuer Akku (fast vierstelliger Betrag bei Lithium) hinzu kalkuliert werden.
Ob man für so einen Roller-Rumpf (total heruntergekommen) 150 Euro oder auch 500 Euro ausgibt, hängt vom technischen und optischen Zustand und auch davon ab, ob das jeweilige Design jetzt genau das ist, mit dem man zukünftig unterwegs sein will.
Den Hauptteil der E-mobilen Investition werden aber über die Nutzungsjahre Akkus und die dazu passende Akku-Überwachung darstellen.
Die Roller aus der Zeit haben meist 48 Volt Systeme (vier 12-Volt Blei-Blöcke in Serie), seltener auch 5 Bleiblöcke in Serie (60 Volt-System). Bei neueren Konstruktionen vielleicht auch 72 Volt , aber 2011 wohl eher noch nicht. Manchmal sind bei 48-Volt Systemen auch 8 kleinere 12-Volt Blöcke drin, wo je zwei parallel und vier dieser Paare in Serie geschaltet waren. Auf der zweiten Seite des Zulassungspapieres (leider hier nicht zu sehen) steht auch die Motor-Nennleistung (Abgabeleistung). Vielleicht 1kW, 1,5kW, 2,0 kW oder 2,5 kW. Der Akku muss mindestens etwa 25% besser 50% mehr an elektrischer Leistung liefern können, als diese Hinterradleistung im COC-Papier. Falls die Leistung dort weniger als 1kW wäre, sollte man sich besser ein lohnenderes Bastelobjekt suchen.
Auf den Umrüster kommt einige Bastellei zu. Die Akkus nur durch neue Blei-AGM-Blöcke zu ersetzen schafft man vielleicht für 300-500 Euro, hat dann aber für zwei bis drei Jahre Lebensdauer nur begrenzte Performance. Blei-Silizium-Gel-Akkus halten nicht unbedingt so viel länger, wie sie mehr kosten, sind aber nicht direkt kaputt, wenn man mal 10 Wochen das Nachladen vergisst.
Die Meisten rüsten direkt auf lithium um, um diesen Problemen langfristig aus dem Weg zu gehen.
Was in den Bauraum der Akkus hineinpasst muss man messen.
Mit solchen Packs, die die Überwachungselektronik mit drin und das passende Ladegerät dabei haben, gelingt die Umrüstung aber in der Regel.
https://www.ebay.de/itm/48V-40AH-Li-ion ... Sw2FdesFo4
Mit Systemspannung 48Volt und maximal 50 Ampere Dauerstrom (im Sommer) sind damit 2.400 Watt elektrische Leistung möglich,
also kann ein 2kW Roller versorgt werden, für etwa 50-70 km Reichweite.
Hersteller der Lithium-Ionen-Akkus versprechen 7-9 Jahre Lebensdauer mit 500-600 Volllast-Ladezyklen.
Färhrt man 4.000 km im Jahr (ca. 80 Zyklen) über 7 Jahre, wäre das dann mit einem Akku drin.

Für das 12-Volt-System (Licht, Hupe usw. ) ist ein DC/DC Konverter mit drin , der auch nicht ewig hält.
Andere Bauteile (Lager/Bremsen-Teile, Spiegel usw.) sind dann China-Standard von ähnlichen Benzin-Rollern, erfordern aber oft längere Suche, bis das Passende gefunden ist.
Wer kein selbst-Schrauber ist oder keinen Schrauber kennt, sollte besser Neuware kaufen.

Viele Grüße
Didi

[STW]

Den Kaufwert eines E-Rollers würde ich wie folgt berechnen: vom Neupreis die Akkus abziehen, vom Rest rechnen wir die Hälfte, weil es keine Gewährleistung mehr gibt und man bei der Ersatzteilsuche auf Selbsthilfe angewiesen ist.

Wir gehen mal von folgendem Beispiel aus: https://www.lidl.de/de/nova-motors-elek ... se/p321586 und rechnen den grob für 1000€ wegen Lieferung usw.. Davon ziehen wir dann 600€ für neue Akkus ab, bleiben 400€. Da wir keine Gewährleistung mehr haben, nehmen wir die Hälfte, also 200€. Und da man sich um alles selbst kümmern muss, wenn etwas kaputt ist, weil es vermutlich keinen Importeur mit Ersatzteillager gibt: mehr als 100€, im Ausnahmefall 150€, würde ich für die Kiste nicht zahlen.

Nun geht es weiter: bei einem 9 Jahre alten Roller sind Reifen und Ventile mürbe, die müssen ersetzt werden. Ebenso die Bremsflüssigkeit. Hier steckst Du locker 200€ in Verkehrssicherheit hinein. Das Ladegerät, der Controller, der DC-Wandler sind gealtert, ob kurz oder lang fliegen da die internen Bauteile (Kondensatoren) mit einem Knall ins Jenseits: bei Selbstimport kostet ein DC-Wandler 20-30€, Controller 80 - 200€, Ladegerät ebenso. Jeweils Chinaimport mit entsprechender, ähm, Qualität, da niemand die Produkthaftung machen muss.

Um es kurz zu machen: der gezeigte Roller hat einen negativen Restwert.

[didithekid]

Naja, wenn man mit diesen Lidl-Roller: https://www.lidl.de/de/nova-motors-elek ... ageSize=36 oder gar diesem:http://adventure-quads.de/Roller+und+Sc ... IDZN150011
die gleiche, von STW vorgeschlagene Rechnung macht, kommt man allerdings statt bei 200€ doch um 400€ oder 500€ heraus.
Da man aber vermutlich der einzige Bastelinteressierte in der Gegend ist, sollte man sich wärend der Preisverhandlung überlegen, wie gut einem die Optik gegenüber Alternativen gefällt.
Wichtig ist das vorhandene Bastelintresse und der Wille sich gegenüber Neufahrzeug-Käufern abzugrenzen.

Und ausgerechnet die Kondensatoren und die übrige Elektronik in meinen 9 und 10 Jahren alten Rollern und Controllern sind die Teile, die bisher nie Ärger gemacht haben. Vielleicht weil nicht bei 45km/h abregeregelt wird, sondern der Strom bei mir frei fließen darf?

VG
Didi

[STW]

Elektrolytkondensatoren altern, insbesondere bei Nichtnutzung. Wird das zugehörige Gerät regelmäßig benutzt, dann sind die i.d.R. unauffällig. Es sei denn, es sind so umgelabelte Billigteile, die vor ein paar Jahren reihenweise für das vorzeitige Ableben von Computermainboards gesorgt haben.
Wenn der Roller also schon ein paar Jahre mit defekten Akkus herumstand, dann sind die Elektronikkomponenten ein potentieller Schwachpunkt. Ist der Roller doch in dieser Zeit regelmäßig bewegt worden, dann würde ich da weniger Probleme sehen. Kennt man das Vorleben des Rollers nicht, würde ich vom Worst Case ausgehen.

[HerbyK]

.... beim RetroRoller von Adventure-Quads mit seiner "tollen" Batterie-Anzeige:

https://smile.amazon.de/hr-imotion-Kilo ... 194&sr=8-3

zum einstellen des letzten "Tankens", also Ladens...., nochmals 9,-- Euro nötig
(Achso, Rechnen muß man natürlich auch können: derzeitiger KM-Stand - letzter KM_Stand = ich noch einpaar KM fahren bis zum nächsten Laden.....)

[didithekid]

Bei den alten Rollern, hat es sich eher bewährt so etwas (und dessen Shunt am B-Minus-Strang) nachzurüsten:
https://www.ebay.de/itm/80V-50A-LCD-Dig ... .l4275.c10
das die Restprozent Akku-Stand anhand der zuvor geladenen und dann verbrauchten Ah ermittelt.
Da es die Classic-Optik stört, würde man das Display hier wohl "unsichtbar" installieren, was den Nutzen "während der Fahrt" natürlich einschränkt.
Viele Grüße
Didi

[didithekid]

Unter der Annahme, dass es auch in 2011 schon so ein 48Volt 1500 Watt Roller war:http://adventure-quads.de/Roller+und+Sc ... IDZN150011, um den es jetzt geht, würde ich vermuten, dass der bei 48V 38Ah mit vier neuen Blei-AGM-Akkus (je nach Personengewicht) um 35 km Reichweite hat und mit neuen Blei-Silizium-Gel-Akkus gut 40 km weit kommt. Bei einer Blei-Akku-Erneuerung würde man so Etwas einbauen: https://www.nkon.nl/de/rechargeable/lea ... daccu.html. Mit 48V 40 Ah Li-Ion wären vermutlich an die 50 km drin.
Auch wenn die effektive Abgabeleistung vielleicht nur 1,2kW ist, reicht das für einen 45km/h-Roller solange überwiegend eben gefahren wird.

Elektronikersatzteile:
Wenn man Zeit bis zur Lieferung hat, ist ein DC/DC-Wandler z. B. hier zu bekommen:
https://www.ebay.de/itm/Dc-auf-Dc-Step- ... 0005.m1851
Auch ein leiser Sinus-Controller (statt einem 40€-Brumm-Teil) wäre keine Großinvestition:
https://www.ebay.de/itm/Ebike-Sensored- ... SwjYFezl3F
Bei einem neuen Lithium-Akkupack wäre das passende Ladegerät vermutlich mit dabei.

Die Teile, von denen bisher nicht die Rede war: Lenkkopflager, Radlager, Zündschloss, Tachowelle, Bremsbeläge kosten trotz China auch immer Geld und waren bei mir schon ein Kostenfaktor, weil ich mangels Originalhersteller-Quelle teilweise mehrere Versionen von Benzinrollern bestellen musste, bis das richtige Teil da war. Hängt natürlich alles vom Fahrzeug ab. Nach 3.300 km könnten einzelne China-Komponenten aber schon gelitten haben.

Reifen: Manche chinesischen Reifen taugen neu schon nichts und haben nach einem Jahr bereits jede Menge Risse. Meine hatten nach neun Jahren noch keine nennenswerten Risse. Trotzdem habe ich auf den neuen Heidenau-Reifen jetzt eine bessere Kurvenstabilität https://www.reifen.com/de/TyreSize/Deta ... der-online.


Viele Grüße
Didi