Zum Thema festgehende Bremse hinten sind verschiedene Vermutungen und Erfahrungen eingeflossen. Ich versuche mal zu sortieren.
1. Es ist richtig, dass man mit der Kraft eines Elektromotors in Kürze eine Bremsscheibe ausglühen kann. Ich habe auf dem Hauptständer Strommessungen gemacht, indem ich die Hinterradbremse beim Beschleunigen gezogen habe. Bei 50A dauert es nicht lange, bis die Scheibe richtig heiß wird.
2. Die Annahme des Händlers, dass die Lenkerarmatur ursächlich sein soll, halte ich für recht unwahrscheinlich. Dann müsste der Hebel sich komplett verklemmen oder der Kolben in der Bremspumpe. Das habe ich noch nie gesehen. Vereinzelt scheint es sowas aber zu geben
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3. Am Wahrscheinlichsten ist die hier geäußerte Vermutung, dass die Führungen vergammelt sind, auf denen der Schwimmsattel gleiten soll. Dann justiert sich die Bremse nicht mittig, sondern bremst einseitig. Dafür spricht auch, dass die glühende Bremsscheibe eine Tellerform angenommen hat.
4. Eventuell sind auch die Bremskolben schuld. Bevor man die zurück drückt, sollte man sie reinigen. Ob sie leichtgängig sind, ist nicht so einfach zu prüfen. Man müsste sie mehrfach hin- und herbewegen. Achtung: unbedingt etwas zwischenlegen (alte Belege oder ein passendes Holzstück), bevor man am Bremshebel zieht. Die Kolben haben keinen Anschlag und flutschen leicht komplett aus dem Zylinder. Dann läuft die Bremsflüssigkeit ungehindert raus. Dann bleibt nur, alles zu reinigen, den Kolben wieder einzusetzen und mit neuer Bremsflüssigkeit zu entlüften.
5. Wenn es ganz unglücklich kommt, kann sich ein abgefahrener Belag lösen und sich zwischen Scheibe und Bremssattel verkeilen.
Und noch was: klar wird eine Bremse mit Keramikpaste zusammen gebaut. Nicht zu viel, aber an allen Kontaktstellen, wo es nötig ist: an den Federblechen, an den Führungen und Haltenasen der Beläge, die Auflageflächen der Beläge auf den Kolben bzw. dem Sattel. Nur die Führungen werden nach einer gründlichen Reinigung mit Fett eingesetzt, gerne auch ein kleines Reservoir in den Faltenbälgen.
Die Beläge vorher mit Schmirgelpapier von der glasigen Oberfläche befreien und entgraten, bis sie wieder wie neu aussehen.
Auf jeden Fall die Bremsscheibe gründlich entfetten und nach dem Zusammenbau möglichst gleichmäßig einbremsen. Mit diesen Maßnahmen sollte man Quietschen in den Griff bekommen. Auch das Bremsrubbeln sollte verschwinden, sofern die Scheibe keinen Schlag hat.
Schöne Grüße, Bertolt