Jupiter - Druck im Hauptbremszylinder

[achim]

Seit ein paar Tagen hatte ich das Gefühl dass sich das Bremshebelspiel der Kombibremse geringfügig verringert. Sicher war ich mir aber nicht.
Heute nun, nach ein paar km Autobahnfahrt, bemerkte ich Geruch und deutlich erhöhten Widerstand beim Ausrollen. Der Druck im Bremssystem ist so stark gestiegen, dass das Hinterrad sich kaum noch bewegen lässt. Beim Abschrauben des Deckels des Bremsflüssigkeitsbehälters kam mir gleich die Soße entgegen.
Hab etwas Flüssigkeit abgesaugt, Deckel wieder drauf und die Bremse fühlt sich wieder normal an. Allerdings geht der Roller nicht mehr. Ich denke, dass da ein Sensor Überhitzung gemeldet hat.
Wie gibt es so was? Hab ich in 40 Jahren nicht erlebt, dass sich die Bremsflüssigkeit "vermehrt".
Erster Gedanke: Flüssigkeit hat Wasser gezogen Dampfbildung, erhöhter Druck. Aber das widerspricht allen Erfahrungen.
Hat jemand eine Erklärung?

Gruß,
Achim

[didithekid]

Hallo Achim,

es muss ja vorher schon etwas an der Bremse geschliffen haben, dass es da so heiß wurde, dass sich Dampfblasen im Bremssystem gebildet haben. Kenne ich sonst nur im Gebirge, wenn ständig gebremst werden muss. Entssteht da Dampf wird natürlich die Bremsflüssigkeit aus den Kolben am Rad verdrängt und fließt zurück in den Reservoirbehälter. Der sollte aber eigentlich eine kleine Entlüftungsöffnung haben. Die war hier vielleicht schon mit verkrusteter Bremsflüssigkeit verstopft und daher hat sich immer mehr Druck aufgebaut. Kondensiert der Dampf wieder fehlt natürlich die Flüssigkeit, die ausgelaufen ist und jetzt wäre Luft ist im System. Wenn die Entlüftung am Reservoir verstopft ist, reicht ggf. pralle Sonne am Reservoir um Druck aufzubauen und die schleifende Bremse macht dann den Rest. Woran es lagund wie es um die Bremse steht ist aber wohl jetzt das geringste Problem, gegenüber dem vermutlich überhitzten Motor bzw. Motor-Controller.
Wenn es ein neuerer Jupiter ist, hat der vorne den drei Kolben-CBS-Bremssattel. Zwei Kolben davon werden mit dem rechten Hebel betätigt (also rechter Flüssigkeitsbehälter. Die linke Bremsarmatur betätigt vorne einen Kolben und die Bremse hinten.

Übel bei der Sache ist der Umstand, dass der Motor zum fahren dabei viel mehr leisten musste und die Leistung durch den Motor-Controller geflossen ist. Wenn der Motor jetzt nicht mehr läuft (obwohl die Bremse frei ist), scheint da ggf. ein Schaden zu sein.

Viele Grüße
Didi

[achim]

So wie du schreibst, dachte ich auch und so wäre es auch schlüssig. Nur trifft nichts von dem zu.
Es gab keine Vorzeichen, nur diese schleichende Verringerung des Brenshebelspiels über Tage und Wochen hinweg. Aber völlig unabhängig von Temperaturen oder sonstiger Variablen.
Die Bremsflüssigkeit war kristallklar, keinerlei Rückstände oder Ablagerungen. Der Behälter hat definitiv keine Entlüftung und beide Behälter waren randvoll, was ich so nicht kenne. Nach Entfernen eines Drittels der Flüssigkeit funktioniert die Bremse wieder ganz normal. Ein Schaden ist nicht entstanden, der Motor läuft nach Abkühlung wieder normal und auch die Leistung passt. Heute nach Tacho knapp 130, schnellerist er zuvor auch nie gelaufen.
Die Sache ist mysteriös und bereitet mir leichtes Unbehagen.

Gruß,
Achim

[didithekid]

Hallo Achim,

Oh, das "Roller geht nicht" hatte ich dann falsch verstanden. Dann kannst Du ja erleichtert sein, dass nur eine Überhitzungsabschaltung die Motorfunktion unterdrückt hat, und nach Abkühling der Antrieb wieder einwandfrei funktioniert.
Bei der Bremse kann es natürlich schon so gewesen sein, dass der hintere Bremskreis (an dem vorn ein Kolben hängt) von Anfang an überfüllt gewesen ist. Ein sehr kleiner Entlüftungskanal (kaum zu bemerken) sollte da zwar (in der Dichtfläche des Deckels) drin sein, aber wenn das Gummi da voll reindrückt mag der sich schließen.


Eigentlich sollte ja immer noch ein Luftpolster vorhaden sein. Hier war es offenbar zu voll. Da die Flüssigkeit im Kolben am Rad sicherlich heiß wurde, hat sie sich weiter ausgedeht und die Bremswirkung verstärkt. Wenn Dampf entstanden wäre, hätte es beim Öffnen des Behälters wohl gespritzt und es wäre allein schon wegen dem zu erwartendem Wassergehalt der Flüssigkeitstausch ratsam. Offenbar ist die Flüssigkeit aber nur Übergelaufen. Die Ungewissheit ob jetzt Blasen im hinteren Kreis sind, hast Du mit der Handprobe "fühlt sich normal an" ja ausgeräumt. Vielleicht macht trotzdem der Tausch der Flüssigkeit sinn und man könnte dabei auch schauen, wie die Beläge aussehen: Verglasung dirch die Reibungshitze wäre nicht unnormal. Sicherer wäre dann die Erneuerung der Beläge hinten.

Vermutlich ist da vorn ein Bremssattel in der Art drin:
https://www.motor-x.de/zacisk-hamulcowy ... ysk,p.html


Hinten vermutlich der zwei-Kolben-China-Strandard:
https://www.motor-x.de/zacisk-hamulca-t ... 909,p.html
https://www.motor-x.de/klocki-hamulcowe ... s23,p.html



Viele Grüße
Didi

[achim]

Danke Didi, auch für die Links. Unglaublich wie billig da Zeugs ist.
Im Juli steht für alle meine Fahrzeuge der TÜV an. Da ich dann in Rente bin, hab ich genug Zeit für eine Revision.

Gruß,
Achim

[Peter51]

Nun, ich hatte einmal das Problem, dass mein älteres Auto von allein bremste. Weiterfahren konnte ich nur nachdem ich die Entlüftungsschraube des vorderen Bremssattel etwas löste - es spritze etwas Bremsflüssigkeit heraus - Überdruck im System. Die Werkstatt wechselte den Hauptbremszylinder und danach war es wieder so wie es sein sollte.

[achim]

Hast du da eine Erklärung dafür?

[Peter51]

Wahrscheinlich war ein Ventil im Hauptbremszylinder defekt und wenn ein Fahrzeug anfängt von allein zu bremsen wird die Bremsflüssigkeit noch wärmer/heißer und nach 100m ist es eine Vollbremsung...

[rainer*]

Sowas kommt z.B. vor, wenn der Kolben im Hauptbremszylinder nicht mehr in seine komplette Ruhestellung kommt. Nur dann kann Bremsflüssigkeit in den Ausgleichsbehälter zurück strömen. Oder rgenau das dafür benötigte Löchlein ist zugesifft. Dann pumpt der Kolben nur den Druck ins System und nach dem Lösen des Bremshebels beleibt der Druck bestehen und die Bremskolben stellen sich nicht zurück und schleifen bzw. bremsen weiter.

[achim]

Dann würde sich das aber in Form von erhöhtem Spiel am Bremshebel bemerkbar machen. Da es hier gar kein Spiel mehr gab, scheidet diese Möglichkeit aus.

Gruß,
Achim