Wer Wind säht wird Sturm ernten (Hosea 8,7).
1. Akt: Trump möchte Grönland
2. Akt: Dänemark erlaubt Gazprom die Abdichtung der gesprengten Nordstream, offiziell der Umwelt zuliebe.
https://www.sueddeutsche.de/politik/dae ... li.3191426
=> Dänemark wird nett gegenüber Russland, weil die USA frech gegenüber Dänemark geworden sind.
Nun kann man spieletheoretisch analysieren, ob Trump da einen Fehler gemacht hat, oder bedacht und folgerichtig gehandelt hat.
1. These: Trump hat keinen Bock mehr, Ressourcen in einen Konflikt mit Russland über den Stellvertreterkrieg Ukraine zu stecken, weiß aber auch, dass "Interessierte" eine Kriegstreiberei betreiben, aus der er nicht leicht herauskommt. Trump zwingt daher Europa zur Zusammenarbeit mit Russland: Problem gelöst. Trump hat gewonnen.
2. These: Grönland hat sicherlich interessante Bodenschätze, könnte im Falle einer militärischen Übernahme durch wen auch immer kaum sinnvoll verteidigt werden, und in einen NATO-Bündnisfall will er sich nicht reinziehen lassen - das kostet die USA ja wieder mehr als alle anderen, die ihr Militär runtergewirtschaftet haben. Wenn er Grönland übernimmt, dann kann er die Verteidigungskosten des Landes durch die Gewinnung von Bodenschätzen decken. Trump gewinnt. Oder aber Dänemark hält sich an die Russen, macht mit denen gemeinsame Verträge zu Grönland, damit stehen die Bodenschätze dem Weltmarkt zur Verfügung, die weltweiten Bodeschatzpreise sinken: Trump hat gewonnen und kann wieder mit dem abgewirtschafteten Dollar einkaufen gehen.
3. These: Dänemark knickt ein, Trump kauft die Grönländer mit Geld für ein richtiges Abstimmungsverhalten bei der Frage nach bei einem Beitritt: Trump gewinnt.
4. These: Trump bekommt Grönland einfach so (oder als Gegenleistung für die ausbleibende Militär- und damit Natofinanzierung durch die anderen Mitglieder) und zeigt damit, wie die Welt vor ihm einknickt: Trump gewinnt.
5. These: Trump schickt ein Regiment herüber, hißt die amerikanische Flagge und wartet ab, was passiert. Die Russen helfen uns gegenwärtig nicht, und von den Chinesen helfen lassen würde unschöne Handelsverträge als Preis bedeuten, geht auch nicht. Militärisch kann Dänemark Grönland nicht halten: Trump gewinnt.
6. These: Trump will Grönland gar nicht und poltert einfach nur herum, aber alle Welt hat Angst vor seinem möglichen Griff danach: Trump gewinnt, durch Nichtstun.
7. These: Trump benimmt sich so daneben, dass der eigene Außenhandel erschwert wird. In der Folge werden manche Importe wegfallen und müssen durch selbstproduzierte Produkte substituiert werden, was Arbeitsplätze schafft. Trump gewinnt.
Usw. usf.. Ich kenne kein Szenario auf Anhieb, bei dem Trump irgendwie verliert, wenn er herumpoltert. Sei es Grönland, Ausstieg aus der Nato, Rückführung nach Kolumbien, usw.. Das heißt nicht, dass er wirklich Grönland will, sondern möglicherweise irgendwas anderes erreichen möchte, aber natürlich Grönland auch nehmen würde, wenn es ihm überlassen wird.
Da die Spieletheorie aber Teil der Mathematik ist, die heutzutage ein sehr unbeliebtes Metier ist, und selbst bei den "Studierenden" es nicht mehr reicht, den Preis der Brötchentüte im Kopf zu addieren, wird seine Vorgehensweise nur noch von Studenten (generisches Maskulin) mancher technischen Studiengänge möglicherweise durchschaut.
Und dann gucke ich mir an, was wir dem Mann außenpolitisch entgegenzusetzen haben, um passend kontern zu können, und bin erschüttert.
Wir werden noch manches Poltern erleben, er alleine, oder mit Putin, oder mit den Chinesen, ... - und den Schrei der Entrüsteten hören, die nicht kapieren, was da gerade (ohne uns) gespielt wird. Das sind m.E. wohlüberlegte Inszenierungen, um ganz andere Dinge zu erreichen, als es erscheint. Es gab mal früher Tageszeitungen mit recht ordentlichen Analysen zum politischen Weltgeschehen. Das ist zugunsten einer Empörungsschreiberei kaum noch vorhanden.